18.10.2012
Sperrmüll - Ein Streitthema für die Abfallwirtschaft (18.10.2012)
Jährlich werden in Österreich rund 100.000 Tonnen wiederverwendbare Gegenstände und Sperrmüll vor Altstoffsammelzentren und bei Haushalten gesammelt, davon werden in etwa 70.000 Tonnen nach Ungarn transportiert, um dort wiederum auf Flohmärkten verkauft zu werden. So das Ergebnis des Projektes „TransWaste“, das seit 2009 im Rahmen vom EU-Förderprogramm Central Europe finanziert und vom Institut für Abfallwirtschaft an der Universität für Bodenkultur (BOKU) geleitet wird. „Unsere moderne Konsumgesellschaft ist sich der Kostbarkeit von gebrauchten Gegenständen oft nicht bewusst“, so die Projektleiterin Gudrun Obersteiner. „Diejenigen, die sich tagtäglich mit unseren Abfällen befassen, wissen um den Wert.“ Die Sammlung, der Weiterverkauf und die Wiederverwendung von so genannten „Second-Hand“ Gegenständen ist eine optimale Abfallvermeidungsmöglichkeit: so werden „alte“ Produkte nicht nur länger genutzt, auch die Neuproduktion von Gütern wird reduziert. Und das hat oberste Priorität in der 5-stufigen Abfallhierarchie der europäischen Gesetzgebung. Auch die WissenschaftlerInnen der BOKU kommen zu diesem Schluss: Eine am Institut für Abfallwirtschaft durchgeführte Ökobilanz zeigt eindeutige Vorteile für Re-Use verglichen mit Recycling, auch wenn längere Transportwege in Betracht gezogen werden. So haben Untersuchungen ergeben, dass es sich bei den gesammelten Materialen zu mehr als 45 % um wiederverwendbare Gegenstände wie Möbel, Sportgeräte, Kleidung und Hausrat handelt. Rund 22 % konnten der Fraktion Metall zugeordnet werden, bei weiteren 16 % handelt es sich um Elektrogeräte. „Das Problem ist, dass neben wiederverwendbaren Produkten von Sammlern auch nicht-funktionierende Elektroaltgeräte sowie Wertstoffe über die Grenze gebracht werden, was jedoch ohne eine abfallwirtschaftliche Genehmigung definitiv illegal ist“, so Obersteiner. „Wir von TransWaste gehen allerdings davon aus, dass auf Grund der Wirtschaftskrise und der steigenden Arbeitslosigkeit auch in Zukunft mit Aktivitäten von Sammlern zu rechnen sein wird. In Zusammenarbeit mit der NH Niederhuber Hager Rechtsanwälte GmbH haben wir Lösungsansätze entwickelt, die alle rechtlichen Aspekte berücksichtigen.“ So soll es ermöglicht werden, gebrauchte, funktionsfähige Produkte Sammlern zu „schenken“: Von den Bürgern ist eine Übergabeliste auszufüllen und zu unterschreiben, die die Schenkung oder den Verkauf diverser Gegenstände bestätigt. Auch ist die Mitnahme von Elektrogeräten nur dann vorgesehen, wenn eine zweifelsfreie Funktionstüchtigkeit vorliegt. „Diese Listen erleichtern auch die Arbeit der Polizei bei eventuellen Kontrollen, da die Herkunft der Gegenstände eindeutig identifiziert und auch nachgeforscht werden kann,“ so die Projektleiterin. Auch die Idee von „Re-Use-Ecken“ wurde näher betrachtet: Dabei wird, wie in Österreich schon teilweise umgesetzt, ein Bereich in Abfallsammelzentren eingerichtet, in dem es möglich ist, noch gebrauchsfähige Gegenstände zum anschließenden Weiterverkauf abzugeben. Das Einbinden der ungarischen Sammler als Kunden für Re-Use-Shops ermöglicht so einen größeren Umsatz. TransWaste: Das CENTRAL EUROPE Projekt „TransWaste – Formalisation of informal sector activites in collection and transboundary shipment of wastes in and to CEE“ bietet und entwickelt mögliche Lösungen für ökologische, soziale und finanzielle Probleme, die durch die informelle Abfallsammlung und die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen hervorgerufen werden. Sieben Partnerorganisationen aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Polen und der Slowakei arbeiten zwischen Januar 2009 und Dezember 2012 unter der Leitung des Institutes für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur in Wien zusammen: www.transwaste.eu Für weiterführende Rückfragen zu dem Projekt wenden Sie sich bitte an: DI Gudrun Obersteiner: Tel.: 0664/885 86 414, gudrun.obersteiner@boku.ac.at