Fukushima update Mo 21.3.2011

Siehe auch frühere Informationen (Menü links) Seit dem Wochenende stellt die IAEA ihre Präsentationen unter http://www.slideshare.net/iaea/slideshows zur Verfügung. Interessante Messdaten etc.! Wetterlage Am vergangenen Wochenende wehte der Wind zunächst auf den Pazifik, drehte aber im Lauf des Sonntag nachmittags (MEZ) auf nördliche Richtung, so dass heute Mo. kontaminierte Luftmassen nach Süden über den Raum Tokio hinweg nach Süden geführt wurden. Morgen dreht der schwache Wind wieder, sodass Regionenen westlich und nördlich des Kraftwerks getroffen werden, gegen Nachmittag (MEZ) stellt sich dann wieder Westwind ein (siehe Ausbreitungsrechnungen unter http://www.zamg.ac.at/aktuell ) Der Japanische Wetterdienst JMA hat mittlerweile ein "Portal" für Informationen in Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe geschaffen. Dort finden sich auch ein paar Informationen betr. Fukushima: eine spezielle Windvorhersage für Hamadori (Küstenregion der Präfektur Fukushima) sowie ein Wetterübersicht für das AKW (PDF auf japanisch). Situation im KKW Während des Wochendes wurden weiterhin Wasserwerfer eingesetzt. Ausserdem wurden der Anschluss an die Ersatz-Stromleitung vorangetrieben. Die Stromversorgung von Block 5 wurde bereits von Dieselaggregaten auf Netz umgestellt. Die Aufsichtsbehörde NISA hat am 21. ein Bulletin über die Luftbelastung am KKW-Gelände herausgegeben. Sein Inhalt in Kürze:

  • Erstmals wurde am 19.3. ca 12 Uhr (Sa 19.3. 20 MEZ) mit einer mobilen Anlage eine Luftprobe im Bereich des Haupteingangs nördlich des Bürogebäudes genommen und gammaspektrometrisch untersucht. Der (nicht genannte Grenzwert für Jod wurde überschritten. Als Reaktion darauf müssen die Arbeiter jetzt einen Tyvek-Schutzanzug und Vollatemschutz tragen. Es heißt, dass bis zu diesem Zeitpunkt keine Informationen über die Inhalationsdosis der Notfallarbeiter vorliegen!
  • Die Messwerte (original in der unüblichen Einheit Bq/cm3, hier auf Bq/m3 umgerechnet):

     

Wichtigste gefundene RadionuklideRadionuklidkonzentration in Bq/m3Max. zulässige Konzentration in der Atemluft von Arbeitern in Bq/m3
Iod-13159,410
Iod-132220700
Iod-1330.3850
Caesium-1340.2220
Caesium-1370.2430

Diese Werte liegen bei I-131 ca 500-fach, bei Cs-137 nur ca. 30-fach über jenen, die etwa 14 h früher an der CTBTO-Messstation in Takasaki, etwa 200 km südwestlich, gefunden wurden.

  • Bei Messfahrten im Kraftwerksbereich liegen die Ortsdosisleistungen bei 2-2.5 mSv/h.

In einem anderen Bulletin war mitgeilt worden, dass am 20. der Druck im Primärkreislauf von Block 3 auf 320 kPa gestiegen ist und eine Druckentlastung vorbereitet wurde, aber nicht nötig war, der Druck fiel wieder auf 120 kPa. Weiters heisst es, das Bespritzen mit Wasser des Beckens für die abgebrannten Brennelemente sei am 21. um 10:37 aufgenommen worden (wieder aufgenommen vermutlich). Es fällt auf dass von einem "gemeinsamen Becken" die Rede ist. Strahlungssituation Japan Die Aufsichtsbehörde NISA hat am 21. ein Bulletin herausgegeben, wonach am 21.3. um 7:45 (15.45 MET) gegenüber dem Prefectural Governor und den Bürgermeistern einiger Orte (Tomioka Town, Hutaba Town, Okuma Town, Namie Town, Kawauchi Village, Naraha Town, Minamisouma City, Tamura City, Kazurao Village, Hirono Town, Iwaki City and Iidate Village) die Anordnung zur Verteilung (Einnahme ??) von Iodtabletten auusgegeben wurde. Die Organisation MEXT veröffentlicht unter http://www.mext.go.jp/english/radioactivity_level/detail/1303986.htm mittlerweile präfekturweise Übersichtsbulletins, die en Zeitverlauf der Ortsdosisleistung (eines ausgewählten Orts) und einen Wert für Cs- und I-Kontamination des Trinkwassers beinhalten (nicht klar ob Mittel oder Maximalwert). In Mito, Ibaraki (zwischen Fukushima und Tokyo) sieht die Kurve so aus  und in Tokyo In beiden Abbildungen erkennbar sind die radioaktiven Wolken vom 15. und 16.3., sowie die am 21.3. früh (jap. Zeit) angekommene Wolke, deren Erhöhung noch andauert. in Tokyo wurden in der ersten Wolke ca. 600 nGy/h erreicht, in Mito ca. 1500 nGy/h. Dieser Pegel ist ähnlich dem in Österreich nach Tschernobyl, während in der Provinz Fukushima in Entfernungen von 30-100 km von Kraftwerk Werte bis über 100 uSv/h oder 100.000 nGy/h gefunden werden! (Aktuelle österreichische Werte unter http://www.umweltnet.at/article/articleview/81383/1/29344) In Hairando (Präf. Kanagawa, S-lich Tokyo liegt der Strahlenpegel seit 21.3.11 Uhr (03 MEZ) nun schon ca. 20 h kontinuierlich um die 150 nGy/h, nach 50 nGy/h vor dem Eintreffen dieser Wolke. Mittlerweile werden von den Medien Kontaminationen über den Grenzwerten von Trinkwasser (in einigen Orten), Spinat (wohl auch anderen Gemüsen) und Milch gemeldet. Es erstaunt, dass dies erst jetzt der Fall ist - wir vermuteten zuerst, dass wegen des winterlichen Wetters noch keine landwirtschaftliche Produktion stattfindet. Das Gemüse zumindest ist wohl schon länger kontaminiert .... Großräumiger Transport von Radionukliden Nach den CTBT-Messdaten vom Mo 21.3. vormittag (MEZ) hatte die Radioaktivität bereits am Mittwoch 17.3. abends die amerikanische Westküste in Kalifornien überschritten und am 18.3. wurde auch im Mittelwesten (Kansas) und am 19.3. in Neufundland am Atlantik kontaminierte Luft gemessen. Mit dem Auftauchen von Messungen in Europa is jederzeit zu rechnen. Allerdings sind die Konzentrationen erwartungsgemäß sehr gering (mBq/m3 I-131 an der amerikanischen Westküste, weiter im Osten uBq/m3). Mittlerweile findet man auch schwer flüchtige Bestandteile wie Ruthenium und Neptunium, Indikatoren für stark überhitzten und vielleicht teilweise geschmolzenen Kernbrennstoff.