Know-how für Anbau von Hülsenfrüchten
In Österreich werden Hülsenfrüchte nur auf einem Bruchteil der Ackerfläche angebaut, insgesamt auf weniger als 5%. Dabei wirkt sich der Anbau vor allem auf Folgekulturen positiv aus und für Landwirtinnen und Landwirte brauchen weniger synthetischen Stickstoff.
Wird insgesamt mehr Gemüse und weniger Fleisch konsumiert, sinken der Futtermittelbedarf und der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen aus der Tierhaltung. Ein Nachteil des Anbaus von Hülsenfrüchten ist aber deren Empfindlichkeit gegenüber Hitze und Trockenheit. In zwei Feldversuchen bauten StartClim- ForscherInnen verschiedenen Sorten von Trockenbohnen, Kichererbsen, Linsen, Speiseplatterbsen an und verglichen ihre Trockentoleranz, Pflanzenentwicklung und ihren Ertrag. Dabei zeigte sich, dass sich prinzipiell mehrere Hülsenfrüchte-Sorten für den Anbau eignen, als problemlos erwiesen sich vor allem Speiseplatterbsen und die Kichererbsen-Sorten Kabuli und Desi. Der Ertrag fiel unterschiedlich aus. Er variiert bei den Linsen von Sorte zu Sorte. Platterbsen und Kichererbsen hatten im Mittel der Sorten höhere Erträge als Bohnen und Linsen. Die Ergebnisse der Feldversuche wurden in Form von Steckbriefen der untersuchten Arten zusammengefasst. Um das Wissen über Anbautechniken aufzubauen und Erfahrung mit Züchtung und Saatgutvermehrung zu sammeln, wurden Konzepte für weitere Anbauversuche entwickelt und erste Schritte für den Aufbau eines Netzwerks von ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis gesetzt.
Ernährung, Klimawandel und Flächenverbrauch
Wie sich Österreicherinnen und Österreicher ernähren, hat großen Einfluss auf Klima und Ressourcen. In StartClim stellten ForscherInnen die Treibhausgasemissionen und den Flächenverbrauch unterschiedlicher Ernährungsweisen gegenüber. Dabei zeigte sich, dass sich durch einen wesentlich geringeren Anteil – nämlich 66% weniger – an Fleisch- und Wurstprodukten in der Ernährung der ÖsterreicherInnen 28 % der Treibhausgasemissionen pro Person und Jahr einsparen lassen. Statt 95 Kilo Fleisch, die jede Österreicherin und jeder Österreicher laut Statistik Austria im Jahr 2018 verbraucht hat, sind das in Zukunft gesunde 32 Kilo jährlich. Vegetarische und vor allem vegane Ernährungsweisen führen zu noch höheren Einsparungen der klimaschädlichen Gase. Sehr ähnlich sind diese Einsparpotentiale beim Flächenbedarf: Die geringste Fläche nimmt eine vegane Ernährungsweise ein, die um circa zwei Drittel weniger Fläche pro Person und Jahr benötigt als die durchschnittliche Allesesser-Ernährung der ÖsterreicherInnen. Verbraucht die vegane Ernährung mit einer Fläche von 629 m2/Person/Jahr ungefähr die Fläche von drei Tennisplätzen, kommt die Durchschnittsernährung auf eine Fläche von 1.832 m2/Person/Jahr auf ungefähr neun Tennisplätze. Rund 42 % der Fläche gegenüber der Durchschnittsernährung pro Jahr und Person spart eine vegetarische Ernährungsweise ein, bei der auch Milch, Milchprodukte, Käse und Eier konsumiert werden. Eine gesunde, von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Ernährung braucht rund 31 % weniger Fläche als die durchschnittliche. Neben den positiven Umwelteffekten einer Reduktion von tierischen Produkten, wirkt sich eine pflanzenbasierte bzw. eine fleischreduzierte Ernährung positiv auf die Gesundheit aus. Sie kann das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Mellitus 2, Bluthochdruck und Dickdarmkrebs deutlich senken.
Besser vernetzt für umweltschonenden Tourismus
Im StartClim Projekt Transform_T wurde untersucht, wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen regionalen Akteuren im Tourismus gestärkt werden kann, um auf Herausforderungen wie Klimawandel, Klimaschutz und Raumnutzung besser vorbereitet zu sein. Dafür analysierten die ForscherInnen nationale Strategien wie den Masterplan Tourismus, Empfehlungen von Institutionen wie dem Klimaschutzministerium und der österreichischen Raumordnungskonferenz sowie Erkenntnisse aus Klimawandelanpassungsprojekten mit Tourismusbezug. In der Pilotregion Salzkammergut wurde in einem Workshop mit den regionalen AkteurInnen diskutiert, wie die Maßnahmen aus den analysierten Strategien und Empfehlungen umgesetzt werden können und welche Rahmenbedingungen es dafür braucht. Als Projektergebnis liegt ein Musterbeispiel effizienter Kommunikation vor, mit dem übergeordnete Strategien für nachhaltigen Tourismus lokal bzw. regionale umgesetzt werden können.
Online Lernen für mehr Klimawissen
Moderne Formate wie Online-Quiz, Spiele und Videos eignen sich gut, um das Klimawissen von SchülerInnen zu erhöhen und sie zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu motivieren. Zu diesem Ergebnis kommt das StartClim Projekt CLIMSchool 21. In diesem Projekt haben ForscherInnen getestet, wie klimafreundliches Verhalten eher erreicht werden kann: durch eine längere, aktive Auseinandersetzung mit dem Klimawandel, bei der SchülerInnen Online-Quizze, Spiele und Videos entwickelt haben, oder durch eine kurze, passive Beschäftigung, bei der SchülerInnen die entwickelten Tools angewendet haben. Dabei hat sich gezeigt, dass der Lerneffekt weniger von der Dauer der Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern vielmehr von der Qualität der Auseinandersetzung abhängt. Moderne Bildungskonzepte sollten daher ein vertieftes Systemverständnis fördern und gleichzeitig die positive Grundeinstellung der jungen Menschen gegenüber Klimaschutz durch das Aufzeigen von konkreten, klimafreundlichen Verhaltensweisen aufgreifen.
Der Klimawandel für Jugendliche
Einem Großteil von Jugendlichen fällt es schwer, einen persönlichen Bezug zum Klimawandel herzustellen klimafreundlich zu handeln und sich persönlich zu engagieren. Wie kann das verändert werden? Hier setzte „Junges Klima“ mit Schülerinnen und Schülern einer Mittelschule im 16. Wiener Gemeindebezirk an. Die Schule liegt in einem dicht bebauten Stadtteil, in dem die Auswirkungen bereits besonders spürbar sind. Gemeinsam mit den Jugendlichen, dem Lehrpersonal und einem Team der Gebietsbetreuung Stadterneuerung, entwickelte das Projektteam Vorschläge, wie das Bewusstsein gesteigert und die Handlungsbereitschaft gestärkt werden kann. Mit erlebnis- und erfahrungsorientierten Lernmethoden, wie z.B. dem Besuch eines neugestalteten Parks in Schulnähe, konnte ein Bezug zum persönlichen und lokalen Lebensumfeld hergestellt und so das Wissen zum Thema Klimawandel vertieft werden. Um Jugendliche zu klimafreundlichem Handeln zu motivieren, ist es wichtig ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die auch in ihrem Handlungsspielraum liegen. Für eine längerfristige Verhaltensveränderung muss das Thema jedenfalls kontinuierlich im Unterricht behandelt werden.
Ein ClimaToon
Welche Einstellungen haben Oberstufenschüler*innen zur Wissenschaft? Dies wurde im Rahmen einer online-Befragung von rund 100 Schüler*innen erhoben. Die Befragung zeigt, dass die Naturwissenschaften, vor allem Physik und Chemie die Vorstellung von Wissenschaft prägen. Wissenschaft ist, in den Augen der Schüler*innen vor allem interessant, nachvollziehbar und vertrauenswürdig. Um Forschungsberichten zu vertrauen, braucht es seriöse Quellen und Fakten – gefolgt von der Übereinstimmung mit dem eigenen Erleben und dem „Hausverstand“. Wird ein Konflikt zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und alternativen Erklärungszugängen wahrgenommen, wird dieser bevorzugt durch Kompromisse oder situationsflexibel aufgelöst – solange es nicht um Widersprüche zum eigenen Erleben oder der Religion geht (welche am stärksten polarisiert). Während der Einfluss der Wissenschaft auf Schule und Alltag mehrheitlich als „gerade richtig“ empfunden wird, wünschen sich 60 % der Schüler*innen einen stärkeren Einfluss der Wissenschaft auf die Politik.
Die Ergebnisse wurden für die Entwicklung eines Comics herangezogen, der vor dem Hintergrund der Klimawandeldebatte die häufigsten Missverständnisse über Funktion, Zweck, Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaft behandelt. In „Nices Institut, da! Linda und Paul erforschen das Klima“ erhalten Jugendliche einen spannenden und kurzweiligen Einblick in die Welt der Wissenschaft.
Kunstinterventionen im Kontext des Klimawandels
Die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit zur Anpassung betreffen die Gesellschaft als Ganzes und hängen direkt damit zusammen, wie wir derzeit „funktionieren“ und diese Herausforderung auch als kulturelle Herausforderung betrachten. Um auf das Thema aufmerksam zu machen und die notwendige Transformation herbeizuführen, ist es notwendig, neben den „harten“ wissenschaftlichen Fakten (‚Kopf‘) auch die emotionale Ebene (das Herz, den Bauch) zu berühren. Das Projekt C~ART widmete sich dieser Verbindung von Wissenschaft und Kunst - von Ratio und Emotion - um eine verstärkte Kooperation von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen anzuregen und erste Ideen für eine konkrete Umsetzung zu entwickeln. Als Fazit wird in der Verschränkung von Kunst und Wissenschaft großes Potential identifiziert, um in den Köpfen der Menschen etwas zu ändern. Es braucht Räume wo Kunst und Wissenschaft gemeinsam, kreativ und „frei“ zusammenwirken können. Künstler*Innen lassen sich dabei jedoch nicht auf die Rolle von Kommunikatoren wissenschaftlicher Inhalte reduzieren und Wissenschaftler*innen sehen sich nicht nur als Ergebnis-Lieferanten für die allgemeine Öffentlichkeit.
Die Klimafitte Stadt von morgen
Eine von vielen Ebenen, auf denen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel unerlässlich sind, betrifft die Planung von Gebäuden, in denen wir leben und arbeiten, sowie die städtischen Freiräume, in denen wir uns bewegen. Eine Schlüsselfunktion nehmen dabei Planer*innen, Bauwerber*innen und Vertreter*innen der Städte ein, da sie die Ausgestaltung unseres Lebensraums auf Jahrzehnte festschreiben. Um das Bewusstsein bei den genannten Gruppen zu erhöhen und sie zum Handeln zu motivieren, braucht es eine gemeinsame Vision für eine erfolgreiche, nachhaltige, klimabewusste Stadt- und Gebäudeplanung der Zukunft. Im Projekt „StartClim2019.D” wurden dazu zwölf Charakteristika formuliert, die eine gemeinsame Zukunftsvision aufweisen sollte. Darin soll auch die Anstoßwirkung des Projekts bestehen: dass die Vertreter*innen der Teilbereiche nach diesem „Kochrezept“ konkrete gemeinsame Visionen entwickeln.
Wassereffizienter Ackerbau
Wetterextreme häufen sich durch die Klimakrise auch in Österreich. Für die Landwirtschaft wird Wasser dadurch zur knappen Ressource, gleichzeitig sind Starkregenereignisse mit starker Bodenerosion zu erwarten. Landwirtinnen und Landwirte sind demnach gefordert, der Erosion vorzubeugen, die Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit von Böden zu erhöhen sowie unnötige Wasserverluste zu vermeiden. Im StartClim Projekt Wassereffizienter Ackerbau wurde dazu ein Bildungskonzept für LandwirtInnen und LandwirtschaftslehrerInnen erarbeitet, das praxisnah die komplexen Zusammenhänge zwischen Boden, Pflanzen, Wasserhaushalt und Klima und mögliche Maßnahmen für eine wassersparende Bewirtschaftung vermittelt. Die Bodenprozesse werden mithilfe von einfachen Feldmethoden, Experimenten und Demonstrationsobjekten begreifbar gemacht. Ziel ist, die Grundlagen für standortspezifischen, wassereffizienten Ackerbau zu schaffen.
Das Forschungsprogramm StartClim
StartClim wurde im Jahr 2003 auf Initiative von WissenschafterInnen und vom damaligen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft mit dem Ziel gegründet, die Folgen des Klimawandels zu untersuchen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. In bisher 100 Projekten mit einer Laufzeit von etwa zehn Monaten wurden von über 100 österreichischen WissenschafterInnen Klimafolgen untersucht. StartClim ist als flexibles Instrument gestaltet, um aktuelle Themen rund um den Bereich Klimawandel rasch aufgreifen zu können. Das Programm wird wissenschaftlich von Assoc. Prof. Dr. Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur Wien geleitet und vom Umweltbundesamt administrativ betreut. Die im Jahr 2017/18 durchgeführten StartClim-Projekte wurden vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und dem Land Oberösterreich finanziert.
Weitere Informationen:
StartClim: www.startclim.at
Österreichische Anpassungsstrategie:
AnsprechpartnerInnen:
Assoc. Prof. Dr. Herbert Formayer, Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien,
Tel.:01/47654-81415; E-Mail: herbert.formayer@boku.ac.at
Mag. Sabine Enzinger, Pressestelle Umweltbundesamt,
Tel.:01/31304-5488; E-mail: sabine.enzinger@umweltbundesamt.at
Mag. Katja Hoyer, Klima- und Energiefonds
Tel.: +43 664 88613766
E-Mail: katja.hoyer@klimafonds.gv.at