Eine wesentliche Thematik des Instituts ist die Bearbeitung von nuklearen Risiken vom Ressourcenbedarf über Anlagensicherheit, Unfallabläufe und Unfallfolgen bis zu Proliferationsgefahren und Abfallbehandlung. Die Arbeit des Instituts umfasst eine Durchdringung und ggf. Erweiterung wissenschaftlicher Grundlagen, die Analyse von konkreten technischen oder technologieorientierten Projekten, sowie die Beratung von Akteuren der Politik und Öffentlichkeit. Ausgangspunkt vieler Überlegungen des Instituts ist die Wahrnehmung weiter Bereiche der nuklearen Technologie als hochambivalente Risikotechnologie, die beispielhaft für Fehlentwicklungen in der modernen Wissenschafts- und Technikgeschichte steht.

Nukleare Forschungsthemen

Ein Schwerpunkt der Tätigkeit liegt im Bereich der Reaktor- und Anlagensicherheit. Besondere Berücksichtigung findet dabei die Analyse in Europa bereits laufender oder geplanter Reaktoren – insbesondere auch im österreichischen Umfeld. Es werden Fragen der sicherheitstechnischen Auslegung verschiedener Reaktoren (insbesondere bestehende Druck- und Siedewasserreaktoren der sogenannten 2. Generation) analysiert und hinterfragt. Dabei ist ein breites Spektrum von Aspekten zu berücksichtigen, vom Kenntnisstand über Ursachen, Abläufe und Auswirkungen (schwerer) Reaktorunfälle und Störfälle bis zu techno-politischen Randbedingungen von Anlagenbau und Genehmigungsprozeduren.

Hinzu tritt die kritische Analyse neuerer Entwicklungen im Bereich der Nukleartechnologie. Dazu gehören Spaltreaktoren der sogenannten 3. und 4. Generation sowie die Fusionsreaktorforschung. Eingehender wird gegenwärtig die Entwicklung von Partitionierung und Transmutation (P&T) untersucht, mit der Proponenten eine Reduktion der nuklearen Endlagerproblematik versprechen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung des nuklearen Fuel-Cycle bzw. der nuklearen Brennstoffspirale. Eine breit angelegte Informations- und Datensammlung und ihre Analyse erlaubt es beispielsweise, Aussagen über die zukünftige Uranverfügbarkeit abzuleiten. Der Zugang zu Uran, hochangereichertem Uran und Plutonium sowie ggf. ihre Nutzung in Nuklearprogrammen ist ein Kern der zivil-militärischen Ambivalenz der Kerntechnologie. Hier ergeben sich Schnittstellen zu Fragen der Weiterverbreitung von Kernwaffen und es besteht Anschlussfähigkeit zu grundlegenden Fragen der Zukunft der Nuklearenergienutzung und der nuklearen Abrüstung auf null.

Methoden

Das nukleare Kompetenzfeld wird weiter wissenschaftlich fundiert, insbesondere durch Schärfung der wissenschaftlichen Kompetenzen im Bereich physikalischer Modelle und Simulationstools, die ein vertieftes Verständnis von Vorgängen im Reaktorkern und im Kühlsystem erlauben. Dazu werden Methoden der probabilistischen und deterministischen Sicherheits- und Risikoanalyse angewandt. Methodische Schwerpunkte des Instituts im nuklearen Themenfeld sind:

  • Analyse schwerer Unfälle mit den Computerprogrammen MELCOR, ASTEC, ATHLET CD
  • Thermohydraulische Analysen mit den Computerprogrammen RELAP 5, ATHLET
  • Neutronik und Reaktorphysik mit Hilfe von Monte Carlo-Methoden (MCNPX)
  • Abbrandcodes zur Bestimmung der Nuklidzusammensetzung in kerntechnischen Anlagen
  • Ausbreitungsrechnungen, Unfallfolgen und radiologische Auswirkungen großer Freisetzungen (FLEXRISK, RODOS, MACCS 2)
  • Aufbau und Nutzung von Datenbanken zu kerntechnischen Anlagen und Uranminen sowie Szenarioentwicklung
  • Risiko- und Technikfolgenforschung

Das Institut hält auch Know-how, Messgeräte und Messerfahrung vor, um im Falle radiologischer Gefahrenlagen kompetent reagieren und agieren zu können.