Hintergrund des Projekts

Im Juli 2022 wurde das Tierschutzgesetz (TSchG) novelliert (siehe Übersicht der Übergangsfristen bei der LKonline, diese Übergangsfristen wurden jedoch vom VfGH im Dez. 2023 als verfassungswidrig aufgehoben). Im TSchG §44(30) wird festgelegt, dass ein Projekt Schweinehaltungssysteme im Bereich der Buchten und Bodengestaltung evaluieren soll. Ziel ist es die Anforderungen zur Strukturierung und Ausgestaltung der Buchten als Alternative zu den bestehenden Vollspaltenbuchten zu entwickeln, um ein höheres Tierwohl zu ermöglichen. Dabei soll (1) die Beschaffenheit des Bodens (perforiert, geschlossen, planbefestigt) und die Perforationsdichte, (2) der Einsatz von Beschäftigungsmaterial, und (3) die Strukturierung der Buchten durch Funktionsbereiche untersucht werden.

Im Projekt sollen Haltungssysteme von Schweinemastbetrieben, die an Qualitätsprogrammen teilnehmen evaluiert werden. Bei dieser Evaluierung werden die Auswirkung auf Tierwohl (insb. eines physich und temperaturmäßig angenehmen Liegebereichs), sowie die ökonomischen, arbeitstechnischen und ökologischen Auswirkungen bewertet. Das Verbot des routinemäßigen Schwanzkupierens soll besonders berücksichtigt werden.

Das Ergebnis des Projekts muss bis 31. Dez. 2026 vorliegen. Es wird der Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz vorgelegt, die es bis 31. Dez. 2027 begutachtet. Die Ergebnisse des Projekts und das Gutachten der Fachstelle fließen in den politischen Prozess ein, im Rahmen dessen die neuen rechtlichen Mindeststandards festgelegt werden, denen alle Schweinehaltungen ab dem 1.1.2040 zu entsprechen haben.

Das IBeSt+ Forschungsprojekt

Das Projekt IBeSt+ ('Evaluierung von österreichischen Schweinemastställen mit unterschiedlichen Haltungssystemen hinsichtlich Tierwohl und Ökonomie') läuft von November 2023 bis Oktober 2026.

Im Projekt wurden vom Arbeitspaket (AP) Praxis 30 Schweinemastbetriebe identifiziert, die seit mindestens 1 Jahr an Qualitätsprogrammen teilnehmen (12 Betriebe mit +60% Platzangebot, 18 Betriebe mit +100% Platzangebot; 13 halten Schweine mit kupierten Schwänzen, 17 mit unkupierten Schwänzen). Das AP Praxis ist auch die erste Anlaufstelle für die Betriebsleiter*innen und die Brücke zwischen Praxis und Wissenschaft.

Im Rahmen des AP Tier wird jeder Betrieb dreimal, zu verschiedenen Jahreszeiten, im Zeitraum Mai 2024-Oktober 2025, besucht. Im Rahmen dieser Besuche, werden folgende Daten erhoben:

  • Faktoren, die das Tierwohl beeinflussen können, wie Flächenangebot (inkl. Auslauf), Gestaltung des Liegebereichs, Lüftung, Einstreu, Herkunft der Tiere
  • Verschmutzung der Tiere
  • Verhaltensindikatoren, wie z.B. Schwanzbeissen, Liegepositionen, Erkundungsverhalten
  • klinische Indikatoren am lebenden Tier, wie z.B. Schwanz- und Ohrverletzungen, Lahmheit
  • klinische Indikatoren am Schlachthof, insb. Lungenveränderungen
  • Aufzeichnungen zu Erkrankungen, wie z.B. Atemwegserkrankungen, sowie Häufigkeit von Behandlungen
  • Produktionsdaten, wie z.B. Mortalität, Zunahmen

Im AP Stallklima wird bei allen 30 Betrieben ein Stallklima-Check durchgeführt und Beratung im Zusammenhang mit Fragen zur Lüftung, Stallkühlung und Emissionen angeboten.

Im AP Ökonomie werden arbeits- und betriebswirtschaftliche Daten analysiert. Auch werden die Futtermischungen auf ihren Nährstoffgehalt und Faseranteil untersucht.

Im AP Mensch werden die Betriebsleiter*innen um ein Interview gebeten, um ihre Sicht zu erfassen: was hat sie motiviert an einem Qualitätsprogramm teilzunehmen? Wie wirkt sich die Teilnahme aus (Herausforderungen bzw. Vorteile im Stall, Herausforderungen/Vorteile in der Vermarktung)? Wie empfinden sie die Mensch-Tier-Beziehung? Was ist aus ihrer Sicht ein gutes Leben für ein Mastschwein und ein guter Umgang mit den Schweinen.

Projektpartner

Birgit Heidinger, Institut für Tier, Technik und Umwelt, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Christine Leeb, Institut für Nutztierwissenschaften, BOKU

Ika Darnhofer, Institut für Agrar- und Forstökonomie, BOKU

Leopold Kirner, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik

Michael Klaffenböck, Verband Österreichischer Schweinebauern, VÖS

Julia Slama, Ernährungsphysiologie und Tierernährung, Universität Rostock

Auftraggeber und Finanzierung

Dieses Projekt wird im Rahmen des Ressortforschungsprograms über dafne.at mit Mitteln des Bundesmininsteriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft sowie mit Mitteln des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz finanziert.