Die Interaktion von Wissenschaft und Poltik als knowledge brokerage 

ReSciPI basiert auf einer konzeptionellen Vorstellung von der Interaktion an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik, die klar über ein ‚lineares Modell‘ reinen Wissenstransfers hinausgeht. ReSciPI greift auf ein stärker iteratives und dynamisches Verständnis der Beziehung zwischen Wissenschaft und Entscheidungsfindung zurück. Dieses Modell kann am besten mit dem Konzept der ‚knowledge brokerage‘ (KB) gefasst werden. Das KB-Modell geht von der Annahme aus, dass Wissenschaft und Politik in einer ‚brokerage domain‘ aufeinandertreffen, innerhalb derer sie die Relevanz und Stichhaltigkeit von Wissensansprüchen ‚verhandeln‘ – während sie gleichzeitig ihre spezifischen Identitäten und Einsatzbereiche als bestimmte gesellschaftliche Subsysteme beibehalten.

Aus der KB-Perspektive werden die Interaktionen zwischen Wissenschaft und Politik als dynamische Handlungen betrachtet, die sich über die Zeit entwickeln, sequenziell auftretend und häufig iterativ, und üblicherweise Langzeit-Interaktionen zwischen WissenschaftlerInnen, EntscheidungsträgerInnen, Interessengruppen, den Medien und BürgerInnen umfassen. Das KB-Modell stellt keine homogene Theorie dar, sondern nimmt auf verschiedene Theorien der Politikwissenschaft und der Science & Technology Studies Bezug, die differenziertere Einblicke in die Rolle von Wissenschaft in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen ermöglichen. Im Rahmen von ReSciPI wird das KB-Modell herangezogen, um konkrete innovative Modelle und Formen der Interaktion von Klima-Wissenschaft und –Politik in verschiedenen Industrieländern zu analysieren.