Projekte am Institut für Wein- und Obstbau/Obstbau

Vergleichende Untersuchungen wertvoller Inhaltstoffe bei Kriecherl (Prunus insititia)

“Kriecherl” (Prunus insititia) sind eine wenig bekannt Obstart aus der Gruppe der Pflaumen bzw. Zwetschken, die in den letzten Jahren aufgrund eines Trends zu mehr lokalen und regional wachsenden Obstarten für spezielle Produkte mehr Bedeutung gewonnen haben. Ziel des Projektes ist die Evaluierung der Inhaltstoffe regionaler Herkünfte von Prunus insititia aus dem Waldviertel. Dazu werden Früchte auf wichtige sekundäre Inhaltstoffe untersucht: Polyphenole und Carotinoide, Zucker, organische Säuren, aber auch mineralische Komponenten (Ca, K, Na). Besonderes Interesse gilt dabei zwei Klonen von gelben Kriecherln, die sowohl im Waldviertel unter extensiven Bedingungen als auch unter intensiven Bedingungen an einem anderen Standort in Niederösterreich gewachsen sind. Zum Vergleich werden blaue Kriecherl aus der Steiermark und Standardsorten (Große Grüne Reneklode, Mirabelle von Nancy) untersucht.

Polyphenolgehalte in Apfelsäften und-produkten aus verschiedenen Anbausystemen (Streuobst, Intensivobst)

Äpfel enthalten viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, besonders wichtig sind darunter die Polyphenole. Sie sind an der Geschmacks- und Farbbildung der Früchte beteiligt, wirken antioxidativ und schützen daher vor Zellschädigungen durch freie Radikale, also vorbeugend vor Arteriosklerose und Krebs. Außerdem spielen sie bei Apfelallergikern eine Rolle, was die Verträglichkeit von Äpfeln betrifft.

Die Gehalte variieren sortenabhängig. „Alte Sorten“, die vorwiegend im Streuobstbau zu finden sind, haben oft einen sauren und herben Geschmack, der mit höheren Gehalten an Polyphenolen einhergeht als moderne Züchtungen, die vorherrschend süß schmecken. Beim Anschneiden der Früchte oxidieren Polyphenole, das Fruchtfleisch wird braun, ein weiterer Makel, der bei neuen Sorten weggezüchtet wurde.

In einer Untersuchung von Apfelsäften, die bekanntlich aus Streuobstbau stammten, fanden wir etwa doppelt so hohe Polyphenolgehalte (1004 mg/l) als in jenen aus dem Tafelanbau (469 mg/l) und aus dem Handel (517 mg/l). In sortenreinen Säften von älteren Sorten ('Damasonsrenette', 'Greillensteiner Marillenapfel' und 'Bohnapfel'), die insbesondere im Streuobstbau vorkommen, waren mit 1300 mg/l deutlich höhere Werte zu finden als bei neueren aus dem modernen Tafelobstanbau (z.B. 'Idared‘ mit 450 mg/l). Einige neuere Züchtungen ('Opal', 'Pinova' und 'Topaz‘) erzielten dagegen ähnliche Werte (700-900 mg/l) wie manche ältere Sorten (Berner Rosenapfel, Adersleber Kalvill) mit vergleichsweise geringeren Gehalten.

Bei Apfelspalten von regionalen Verarbeitern konnten höhere Werte (750 mg/100g) an Polyphenolen gefunden werden als in einem Vergleichsprodukt aus dem Handel (187 mg/100g). Die Produkte aus Streuobst wiesen im Vergleich zum Tafelobst etwas höhere Gesamtpolyphenolgehalte auf, wobei der Unterschied zwischen den sortenreinen Apfelringen von 'Ontario' (759 mg/100g) und 'Topaz' (293 mg/100g) deutlicher ausfiel als bei den Mischprodukten aus Streuobst (747 mg/100g) im Vergleich zu Tafelobst (688 mg/100g).

Streuobstwiesen mit ihren polyphenolreichen Sorten sind also eine wertvolle Grundlage für qualitativ hochwertige, gesundheitsfördernde und gut verträgliche Produkte. In einem neu geplanten Projekt sind weiterführende Untersuchungen zu Inhaltstoffen von verarbeiteten Produkten aus Streuobst geplant.

Erforschung der Produktion mediterraner Obstarten in Österreich

Der Klimawandel ist eines der größten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit, und bringt auch in Österreich schwerwiegende ökologische, soziale und ökonomische Herausforderungen mit sich. Durch die Erderwärmung wird das österreichische Klima noch in diesem Jahrhundert mediterran - die Durchschnittstemperatur steigt, der Niederschlag sinkt. Es wird mit jedem Jahr heißer und trockener.

Der Klimawandel macht den Anbau vieler Obst- und Gemüsesorten immer schwieriger, und stellt althergebrachte Produkte und Praktiken massiv in Frage. Heimische Bauern müssen neue Produkt- und Anbaumöglichkeiten finden. Gleichzeitig eröffnet der Klimawandel neue Chancen: Durch die Erderwärmung ließen sich auf heimischen Böden neuartige – mediterrane – Pflanzen anbauen, und entsprechende Wertschöpfungsketten profitabel entwickeln.

Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein Agro Rebels kooperieren wir hinsichtlich der Erforschung und wissenschaftlichen Begleitung der österreichischen Olivenproduktion und anderer mediterraner Obstarten, die bei uns in Zukunft von Bedeutung werden können. Dabei wird im Rahmen von Feldforschungen das Potential der neuen Obstarten erhoben.

Heimisches „Superfruit“: Aronia und Weißdorn

Die Apfelbeere (Aronia) gilt wegen ihrer Inhaltstoffe (v.a. Anthocyane) als besonders gesundheitsförderndes Superfood. Der Anbau (insgesamt über 500 ha in Österreich) erfolgt auf großen Flächen, meist ohne Schnitt und Pflanzenschutz, geerntet wird maschinell. Mit fortschreitendem Alter haben die Sträucher immer weniger Zuwachs, was sich auf Ertrag und Inhaltstoffe negativ auswirkt. Auf einem Bio-Aronia-Betrieb in Oberösterreich wurde im Rahmen von zwei Masterarbeiten der Einfluss verschiedener Schnittsysteme auf Wuchs, Ertrag und Fruchtqualität über zwei Jahre beobachtet. Die beiden intensiveren Schnitt-Varianten wiesen ab dem 2. Jahr bei etwas geringerer Erntemenge deutlich größere und homogenere Früchte auf. Ein stärkerer Kurztriebzuwachs verspricht für die kommenden Jahre höhere Erträge im Vergleich zur Kontrolle. Die Auswirkungen auf die Inhaltstoffe waren dagegen bisher gering.

Weißdorn (Crataegus ssp.) wird aufgrund verschiedener phenolischer Verbindungen, Proanthocyanide und Flavonoide als Heilkraut bei chronischen Herzkrankheiten und hohem Blutdruck eingesetzt. 80% des verwendeten Rohmaterials der bei uns vorwiegend in Apotheken erhältlichen Produkte stammt aus Wildsammlung aus Osteuropa. In einer Masterarbeit in Niederösterreich wurde ein Schnittsystem zur Blatt und Blütenernte im Frühjahr untersucht. In den dabei geernteten Blüten und Blättern konnte ein deutlich höherer Gehalt an Phenolen und antioxidativer Kapazität als in den Früchten im Herbst festgestellt werden. Auf die Inhaltstoffe der Früchte hatte der starke Schnitt kaum Auswirkungen. Für eine Umsetzung des Konzeptes für eine regionale Nischenproduktion werden weitere Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit von Weißdorn benötigt.

  • „Annaberger Maschanzker“ - eine im südlichen Mostviertel vorkommende Apfelsorte mit guter Anpassung an die lokalen Klimabedingungen bildet häufig Zwillingsfrüchte aus, eine absolute Rarität bei Äpfeln.
  • Einer der zahllosen neben der Bundesstraße gefundenen Zufallssämlinge weist neben einem gesunden und robusten Wuchs ansprechende und schmackhafte Früchte auf und wurde als „Gelber Herbstapfel“ zur Auspflanzung im Naturpark Ötscher-Tormäuer empfohlen.

Obstsorten für höhere Lagen

Im Projekt „Hochlagenobst“ haben wir bäuerliche Obstgärten der fünf Naturpark-Gemeinden rund um den Ötscher im südlichen Mostviertel kartiert, mit dem Ziel, Sorten zu finden, welche sich für den Anbau in dieser etwas raueren Region besonders eignen. Wir fanden vorwiegend ältere Apfelsorten, die bekanntlich höhere Polyphenolgehalte aufweisen. Besonders robuste und für die Hochlagen-Region angepasste und empfehlenswerten Sorten – darunter auch einige Zufallssämlinge - wurden als Mutterbäume für den Reiserschnitt markiert. Sie werden nun durch weitere Aktivitäten des Projektpartners Naturpark Ötscher Tormäuer ausgepflanzt und erhalten mit dem Ziel, hier einen Beitrag für die regionale Versorgung mit gesundheitlich hochwertigem Obst zu ermöglichen. Ein Folgeprojekt bei Birnen und Steinobst ist geplant.


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