Präambel

Die BOKU übernimmt gesellschaftliche Verantwortung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung

Die BOKU ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung von universitärer Forschung und Lehre bewusst und arbeitet daran, diese Verantwortung in allen ihren Tätigkeitsfeldern – zur „Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt“ (UOG 2002, §1) – aktiv und umfassend wahrzunehmen. System-, Ziel- & Transformationswissen für eine nachhaltige Entwicklung wird erarbeitet und bereitgestellt. BOKU-Studierende werden auf die Herausforderungen und Lösungsansätze einer nachhaltigen Entwicklung vorbereitet. Der Wissensaustausch mit gesellschaftlichen Akteuren ist der BOKU ein wichtiges Anliegen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Die Brückenfunktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, offene Diskussionen mit der Gesellschaft und die Kommunikation nach außen spielen dabei eine wesentliche Rolle. Im Sinne einer konsistenten Herangehensweise arbeitet die BOKU daran, material- und ressourcenschonend zu agieren, zur Erreichung des 1,5°C Klimaziel beizutragen und damit auch Vorbildwirkung zu erzielen. Die Nachhaltigkeitsstrategie setzt konkrete Schritte und zielt auf eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Kultur ab. Um diesen Prozess anzuleiten, werden Veränderungen und Zielerreichung regelmäßig überwacht und evaluiert, um daraus für eine Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit an der BOKU zu lernen.

Strategische Ziele

I.    Die BOKU etabliert die Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (Sustainable Development Goals, SDGs) als Orientierungsrahmen in Lehre und Forschung

Die Universität für Bodenkultur als „Universität des Lebens“ will zur Erreichung der SDGs auf nationaler und internationaler Ebene beitragen. Sie bezieht eindeutige Position zu einer nachhaltigen Entwicklung, stärkt SDG-relevante, transformative Forschung und Lehre und macht die SDGs nach außen sichtbar und wirksam. Als Universität stellen wir uns auch den Zielkonflikten innerhalb der SDGs, benennen diese und machen getroffene Entscheidungen zur Bearbeitung transparent und nachvollziehbar. BOKU Forschungsvorhaben tragen zur Erreichung der Ziele bei bzw. reflektieren ihre Arbeit im Kontext der Agenda 2030. Die SDGs werden mit den Kompetenzfeldern der BOKU verschnitten und nach Möglichkeit in Studienplänen und Lernzielen aufgegriffen. In der Lehre wird ein Bewusstsein für die Nachhaltigkeitsziele und damit verbundener gesellschaftlicher Herausforderungen und Chancen gefördert. Damit wird ein Beitrag zur Entwicklung der normativen Kompetenz im Sinne einer ethisch fundierten, kritischen Bewertungs- und Urteilsfähigkeit bei Studierenden wie Lehrenden ermöglicht.

II.    Die BOKU fördert Forschung und Lehre, die eine nachhaltige Entwicklung unterstützt

Interdisziplinarität und Transdisziplinarität, systemorientierte und transformative Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung, sowie alternative Methoden, die einen anderen Blickwinkel auf die Herausforderungen unserer Zeit ermöglichen (Phantasie, Kreativität, Kunst), werden in Lehre und Forschung gestärkt. Die Förderung ist finanzieller, ideeller und struktureller Natur und orientiert sich am internationalen Diskurs. Die Förderung umfasst etablierte Forschung und Lehre, aber auch studentische (Qualifikationsarbeiten) und Nachwuchsforschung.  Bei der Förderung nachhaltigkeitsrelevanter Lehre steht neben fachspezifischen Inhalten auch die Entwicklung von (ganzheitlichen, vorausschauenden, strategischen, normativen, interpersonellen) Nachhaltigkeitskompetenzen im Vordergrund. Dies spiegelt sich in den Curricula und entsprechenden Lehr- und Lernmethoden wider. Studentisches Engagement wird gefördert und zugleich auch eingefordert, um die Eigenverantwortung der Studierenden zu stärken und die Effektivität der Lehre zu erhöhen.

III.    Die BOKU fördert Debatten und Reflexion über Themen und Spannungsfelder einer nachhaltigen Entwicklung

Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft impliziert zahlreiche Spannungsfelder und Zielwidersprüche. Diese müssen thematisiert und bearbeitbar gemacht werden: Die BOKU fördert entsprechende Diskussions- und Reflexionsprozesse.
Nachhaltigkeitsforschung wirft Spannungsfelder und Widersprüche auf und zeigt auch auf, wo nicht-nachhaltige Trends durch Forschung unterstützt und befördert werden. So ergeben sich innerhalb und zwischen den Forschungsfeldern z.B. unterschiedliche Perspektiven und Lösungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung. Übergeordnet stellen sich Fragen wie z.B. nach der Freiheit der Forschung versus die Orientierung an normativen Konzepten (z.B. SDGs), die Bewertbarkeit von Forschung im Sinne von wissenschaftlicher Exzellenz und gesellschaftlicher Wirksamkeit, aber auch die Frage nach Prioritätensetzung und Rollenverständnis als Wissenschaftler*in im Kontext der Nachhaltigkeit.
Diese Widersprüche müssen auch in der Lehre Platz haben. Daher braucht es Räume, die Kreativität, kritische Debatten und Selbstreflexion ermöglichen. Dabei geht es um eine adäquate Gestaltung des ideellen Lehr- und Lernumfelds sowie physische Lehr- und Lernräume.

IV.    Die BOKU ist primäre Ansprechpartnerin für Stakeholdergruppen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung und bindet betroffene Gesellschaftsgruppen bei der Formulierung und Bearbeitung von Fragestellungen ein

Aufgrund der Forschungsthemen und Expertise ihrer Mitarbeiter*innen ist die BOKU primäre Ansprechpartnerin für externe Personen(-gruppen) aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Bevölkerung und Wirtschaft, welche Fachwissen zu Fragen einer nachhaltigen Entwicklung benötigen. Die BOKU gestaltet gesellschaftlichen Debatten zu nachhaltigkeitsrelevanten Themenbereichen aktiv mit und greift Fragen der Gesellschaft forschend und lehrend auf. Durch den wechselseitigen Austausch zwischen BOKU-Angehörigen und Akteur*innen der Praxis kann die BOKU in ihren Forschungstätigkeiten dort ansetzen, wo im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung Forschungsbedarf besteht und geht damit auf gesellschaftlich relevante Forschungsfragen ein. Bei nachhaltigkeitsrelevanten Themenbereichen sollen betroffene Gesellschaftsgruppen im Sinne transdisziplinärer Forschungsansätze oder Citizen Science in Forschungsprozesse eingebunden werden. Darüber hinaus ist die Teilnahme von BOKU Angehörigen an Diskussions- und Informationsveranstaltungen sowie Stakeholderprozessen und der Dialog mit Politik und Verwaltung sowie mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen erwünscht. Durch diese kooperative Austauschbeziehung ist die BOKU in der Lage, proaktiv Themenschwerpunkte im Sinne der nachhaltigen Entwicklung zu setzen, mögliche Pfade für die Zukunft aufzuzeigen und Fehlentwicklungen sowie Sackgassen zu benennen. Die BOKU versteht sich als ein wichtiger Motor der Transformation der Gesellschaft in Richtung nachhaltige Entwicklung.

V.    Die BOKU unterstützt eine breite Öffentlichkeitsarbeit im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung

Die BOKU wird als Akteurin und Vorreiterin im Kontext der nachhaltigen Entwicklung wahrgenommen. Durch wiederholte faktenbasierte Aufklärung und breitenwirksame Öffentlichkeitsarbeit leistet die BOKU einen wesentlichen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und zur Vergrößerung des Handlungspotentials der Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Entsprechende gesellschaftswirksame Wissenschaftskommunikation wird an der BOKU strukturell verankert und gewinnt damit an Bedeutung. Darüber hinaus unterstützt die BOKU, dass ihre Angehörigen auch individuell kritisch und gesellschaftswirksam in öffentlichen Debatten agieren. BOKU-Angehörige werden ermutigt sich proaktiv – auf Basis ihrer wissenschaftlichen Arbeit – zu nachhaltigkeitsrelevanten Themen zu positionieren und durch Training im Umgang mit Medien und der Öffentlichkeit in die Lage versetzt, sich offen und kritisch in gesellschaftliche Debatten einzubringen.  

VI.    Die BOKU strebt bis 2030 Klimaneutralität an

Österreich hat sich dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet. Dazu ist Klimaneutralität bis spätestens 2050 notwendig. Im Sinne von Klimagerechtigkeit gilt es für Europa, dieses Ziel bereits 2040 zu erreichen. Die österreichische Bundesregierung hat sich ebenfalls diesem Ziel verpflichtet. Universitäten sollten als positives Beispiel vorangehen. Die BOKU strebt daher an, ihre CO2-Emissionen bis 2030 durch ein breites Bündel an Maßnahmen zu reduzieren. Dies bedeutet einen grundlegenden organisatorischen Umbau des universitären Betriebs. Umfassende Maßnahmen im Bereich Mobilität (Dienstreisen), Ernährung, Energiebereitstellung und -verbrauch (Strom, Gas, Dampf, Fernwärme/-kälte) sowie Gebäude, und begleitende Nutzer*innen-Sensibilisierung und -Einbindung sind dazu vonnöten. Zudem wird angestrebt das BOKU CO2-Kompensationssystem so auszubauen, dass unvermeidbare  Emissionen kompensiert werden können.

VII.    Die BOKU gestaltet Dienstreisen und die Mobilität von Mitarbeiter*innen nachhaltig

Alle BOKU Angehörigen werden befähigt, in ihrem Alltag und in ihrem (späteren) Berufsleben Verantwortung für die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu übernehmen und entsprechend zu handeln. Einerseits ist der Mobilitätsbereich in Österreich besonders klimarelevant und trägt auch einen großen Teil zu den BOKU CO2-Emissionen bei. Andererseits ist gerade hier jeder und jede Einzelne gefordert, ihr und sein Verhalten zu überdenken. Darüber hinaus haben gerade Lehrende eine wesentliche Vorbildwirkung, wenn es zum Beispiel um die klimaschonende Anreise zur Arbeit, zu Konferenzen und Kongressen geht. Daher arbeitet die BOKU daran, bei Mitarbeiter*innen und Studierenden das Bewusstsein für die Auswirkungen ihrer Mobilität zu schärfen, die Debatte darüber zu fördern, sowie alternative Handlungsformen im Mobilitätsbereich aktiv zu unterstützen (z.B. Nutzung öffentlicher & CO2-neutraler Verkehrsmittel, Onlinekonferenzen, Vermeidung von Flugreisen).

VIII.    Die BOKU nutzt materielle Ressourcen schonend und optimiert ihr Abfallmanagement

Die sparsame Nutzung von materiellen Ressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ist der BOKU ein wichtiges Anliegen. Die Beschaffung verfolgt das Ziel, Produkte aus nachhaltigen Rohstoffen und Zweitnutzung zu fördern, sowie qualitativ hochwertige Produkte mit langer Lebensdauer zu bevorzugen. Ein BOKU Abfallmanagement sorgt dafür, das Abfallaufkommen möglichst gering zu halten, und nicht vermeidbare Abfälle und Problemstoffe entsprechend zu trennen und zu entsorgen. Im Sinne einer ökologischen Nachhaltigkeit, aber auch aus Gründen budgetärer Sparsamkeit werden Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Geräten und Betriebsmitteln optimal ausgeschöpft (Etablierung von BOKU Core Facilities).

IX.    Nachhaltigkeit wird im BOKU-Alltag gelebt und das Nachhaltigkeitsbewusstsein der BOKU-Angehörigen aktiv gefördert

Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil im Arbeitsalltag an der BOKU. Damit die nachhaltige Praxis weiter verbessert wird, werden sowohl neue als auch bereits seit längerem an der BOKU tätige Mitarbeiter*innen laufend über Nachhaltigkeitspraktiken an der Universität informiert und entsprechend geschult. Die BOKU fördert aktiv  Bewusstsein und Handlungsmöglichkeiten darüber, welchen individuellen Beitrag jede und jeder Einzelne zu einer nachhaltigen BOKU leisten kann und bietet Raum für Reflexion über nachhaltige Werte. Die BOKU setzt gezielt Handlungen, um BOKU-Angehörige zu befähigen, sich für Nachhaltigkeit zu engagieren und bindet sie gezielt in die Entwicklung solcher Maßnahmen ein. Dazu gehört, dass aufgebautes Know-How im Nachhaltigkeitsbereich erhalten bleibt, Kernprozesse im Sinne der Nachhaltigkeit gestaltet werden und die Umsetzung nachhaltigkeitsrelevanter Aktivitäten und Aufgaben im Rahmen des BOKU-Alltags ermöglicht werden.

X.    Die BOKU stärkt Transparenz, Partizipation und interne Kommunikation als Grundprinzipien einer nachhaltigen Universität

BOKU-Angehörige werden in organisationale Veränderungen mittels transparenter Mitwirkungsmöglichkeiten einbezogen. Durch die partizipative Prozessgestaltung und klare interne Kommunikation werden sowohl die Motivation als auch die Akzeptanz für (nachhaltigkeitsrelevante) Entscheidungen gefördert. Zudem ist die Einhaltung von freiwillig gesetzten Verhaltensstandards, die der Sicherung einer guten wissenschaftlichen Praxis einerseits und der nachhaltigen Entwicklung anderseits dienen, von besonderer Bedeutung für die Universität. Weiters bekennt sich die BOKU zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) und damit auch zu SDG 16 mit dem Unterziel „leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und transparente Institutionen“ aufzubauen.

XI.    Die BOKU ist eine Arbeits- und Ausbildungsstätte im Sinne umfassender sozialer Nachhaltigkeit

Als wichtiger Eckpfeiler sozialer Nachhaltigkeit wird an der BOKU ein achtsamer und wertschätzender Umgang mit den Mitmenschen gepflegt. Diversität, Inklusion, Geschlechtergleichstellung und Antidiskriminierung sind gelebte Grundsätze an der BOKU – im täglichen Miteinander, aber speziell auch in der Lehre, wo auf eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Studierenden und Lehrenden geachtet wird. Die Sozialkompetenz von Führungskräften und Mitarbeiter*innen sowie Studierenden wird aktiv gefördert, um ein angenehmes Arbeitsklima zu gewährleisten sowie erfolgreiche Kooperationen und den Teamgeist zu stärken. Kooperative Handlungsweisen zwischen Forscher*innen, Studierenden, Instituten, Departments und Servicestellen werden gefördert und Kooperation als wichtiges Prinzip und Gegengewicht zum Konkurrenzdruck in der Wissenschaft hochgehalten.
Soziale Verantwortung übernimmt die BOKU auch, indem sie sich über die gesetzlichen Vorgaben hinaus um die Bedürfnisse und das gesundheitliche Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter*innen kümmert und diese regelmäßig evaluiert. Eine ausgewogene Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wird durch eine Vielzahl an Angeboten ermöglicht.  

XII.    Die BOKU etabliert ein integratives Nachhaltigkeitsmanagement und integriert Nachhaltigkeit in bereichs-übergreifende, konsistente Strategie- sowie Planungsprozesse

Strategische Ausrichtung und Entscheidungen orientieren sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit und leisten langfristig einen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. In Hinblick auf eine zusammenhängende strategische Ausrichtung knüpft die Nachhaltigkeitsstrategie in ihrer Zielsetzung an weiteren BOKU Strategiepapieren wie z.B. dem Entwicklungsplan und der Kommunikationsstrategie an. Die Leitungsgremien der BOKU achten dabei auf Synergien und Konsistenz und stellen sicher, dass Nachhaltigkeitsprozesse an der BOKU möglichst zielorientiert und konsistent gestaltet sind, indem Aktivitäten im Nachhaltigkeitsbereich wie die BOKU-Nachhaltigkeitsstrategie, der BOKU-Nachhaltigkeitsbericht und das Umweltmanagement regelmäßig abgestimmt und mögliche Synergien genutzt werden.