Die Wirkung des Waldes hinsichtlich ihrer effektiven Schutzwirkung zur Bewahrung und Entwicklung von Lebensraum und Lebensqualität ist Schwerpunkt sowohl in Lehre als auch Forschung der Gebirgswaldgruppe des Institutes für Alpine Naturgefahren (IAN).
Gebirgswälder erfüllen einen wichtigen Beitrag zum Schutz vor Naturgefahren im alpinen Lebens- und Verkehrsraum. Durch Entgegenwirken der Bodenerosion, Verbesserung der hydrologisch- klimatischen Bedingungen am Standort und dem Erhalt der regulierenden Ökosystemdienstleitungen reduzieren Wälder das Risiko von Naturgefahrenprozessen wie Lawinen, Rutschungen, Steinschlag, Murgänge aber auch Sedimenttransport bis hin zu Hochwässer. Diese sogenannte indirekte Schutzwirkung des Waldes bezieht sich dabei auf die Erhaltung des Waldstandortes selbst. Solche Wälder werden daher auch als Standortschutzwälder bezeichnet. Wald hat jedoch auch eine direkte Schutzfunktion, nämlich dann, wenn Menschen, menschliche Siedlungen oder Anlagen bzw. kultivierte Böden unmittelbar von Elementargefahren bedroht sind. Wälder mit direkter Schutzfunktion werden auch als Objektschutzwälder bezeichnet. Unabhängig ob indirekt oder direkt, die Schutzwirkung von Wäldern erstreckt sich meistens über eine größere Dispositionsfläche (Flächen mit erhöhter Auftretenswahrscheinlichkeit von naturgefahrenrelevanten Prozessen) als sie z.B.: mit technischen Maßnahmen erreicht werden können.
Die Forschungsgruppe „Gebirgswald“ kann sich auf eines der ältesten und ersten Konzepte zum Schutz vor Naturgefahren berufen und damit auf einen reichen Erfahrungsschatz welcher maßgeblich auf einen der allerersten Fachschwerpunkte des Instituts für Alpine Naturgefahren zurückgeht. Noch vor ca. 15 Jahren waren die Absolventen des Studiums zum Schutz vor Naturgefahren fast ausschließlich Forststudentinnen bzw. Forststudenten. Da sich der Umgang mit Naturgefahren im Laufe der Zeit änderte, änderten sich auch die zu meisternten Herausforderungen und mit Ihnen die Komplexität an der Sache. Heutzutage werden Naturgefahrenprozesse und ihre Herausforderungen von unterschiedlichen Fachrichtungen aus unterschiedlichen Blickrichtungen betrachtet (ein Grund auch für die diversen Forschungsgruppen am IAN). Strategie der Gebirgswaldgruppe ist es auf interdisziplinärer und damit transinstitutioneller Ebene operativ zu sein. Dies beinhaltet explizit die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Forschungsfeldern sowie der Nutzung, Aufarbeitung und Fortführung bisheriger Forschungsleistungen zum Thema Wald und Naturgefahren. Neben internationaler Kooperationen bedeutet dies vor allem auch die gezielte Zusammenarbeit mit anderen BOKU Instituten.
Aufgrund ihrer expliziten Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Forschungsfeldern sieht sich die Gebirgswaldgruppe sowohl in den Kompetenzfeldern, Wasser-Atmosphäre-Umwelt, Boden und Landökosysteme aber auch in den Kompetenzfeldern von Lebensraum und Landschaft, nachwachsende Rohstoffen sowie ressourcenorientierte Technologien und Ressourcen.
Folgende Herausforderungen stellen sich der Gebirgswaldgruppe für die Zukunft:
- Wieviel an natürlichen Ressourcen ist nötig um einen nachhaltigen Schutz vor Naturgefahrenprozesse wie Schnee/Lawinen, Steinschlag, Erosion/Rutschungen und Wildbachprozessen (von Hochwässer bis Murgängen) zu gewährleisten?
- Wie groß ist der Einfluss von Landnutzungen und Landnutzungsänderungen im „Ökosystem“ Wildbach-Einzugsgebiet?
- Welche Rolle hat die Klimaänderung (globale Erwärmung und sozialgesellschaftliche Adaption) auf die Schutzwirkung der Wälder. Indirekt (natürliche Störungen wie Käfer, Wind) und direkt (Hochlagenaufforstungen, Adaption der Waldgesellschaften)?
- Welche Strategien zur Erhaltung bzw. Verbesserung des Wasser- bzw. des Bodenhaushaltes im Sinne der unterstützend wirkenden Ökosystemdienstleistung eines Wildbacheinzugsgebietes braucht es?
- Welche direkte Rolle spielt der Wald in der Gefahrenabgrenzung und Maßnahmenplanung vor Naturgefahrenprozesse im Sinne der regulierenden Ökosystemdienstleistung?
- Wie können wir natürliche Ressourcen und Lebensraumentwicklung nachhaltig managen? Welche Kombinationen von technischen und naturnahen Maßnahmen zur Reduktion des Auftretens von Naturgefahrenprozesse helfen uns dabei?
Kontakt:
Tel.: (+43) 1 / 47654-87116
E-Mail: christian.scheidl(at)boku.ac.at
und DI Dr. Micha Heiser