Internationales Sanierungsprojekt Vanovagasse 2017

Über 40 junge und erfahrene MauerbauerInnen aus drei verschiedenen Ländern stellten eine Woche lang einsturzgefährdete und verloren gegangene Teile wertvoller Trockenmauern in Vorarlberg wie¬der her.
Von 29.5. bis 2.6.2017 arbeiteten in den Gemeinden Bludesch und Thüringen in Vorarlberg Studie-rende der Universität für Bodenkultur Wien und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf gemein-sam an der zweiten Sanierungsetappe der historisch bedeutenden Wegeverbindung Vanovagasse mit ihren umfangreichen Ensemble an Trockensteinmauern. Das fachliche Knowhow kam auch dieses Jahr wieder von den Experten aus der Schweiz, Felix Riegger, Emmanuel Weber und Martin Lutz. Die Gemeinden übernahmen die erforderlichen Vorarbeiten, u.a. die Errichtung aufwendiger Baugerüste, und die Baustelleneinrichtung. Ziel war die Bestandsicherung eines stark einsturzgefährdeten, mit über 3,50 m sehr hohen Mau-erstücks im mittleren Abschnitt und die Sanierung eines bis zu 1,50 m hohen und 22 m langen Ab-schnittes am oberen Ende der Vanovagasse. Auch Bürger aus den Blumenegg-Gemeinden sowie Lehr¬linge einer Baufirma der Region und Asylbewerber nahmen daran teil. Dabei konnte zum einen der fachkundige Trockenmauerbau erlernt, zum anderen wertvolles über die Entstehungsgeschichte und Bedeutung dieser Bauten für die Kulturlandschaft, die Ökologie und Naherholung erfahren werden. Die 400 m Meter lange Vanovagasse ist eine bis ins 15. Jh. zurückreichende Wegeverbindung, welche von einem System an historischen Mauern begleitet wird. Neben ihren großen Mauerhöhen weisen sie besondere Bauelemente wie Stiegenaufgänge, Strebepfeiler, Wasserauslässe und zahlreiche Ge¬wölbebögen auf. Ihre Entstehung geht auf das ehemals oberhalb befindliche Jordanschloss zurück. Von diesem und vom Kloster St. Gerold wurden weite Teile der südexponierten steilen Hänge ehe¬mals für Weinbau genutzt. Ihr Alter, Umfang und ihre wichtige Rolle machen sie zu einem der bedeu¬tendsten historischen Bauwerke Vorarlberger Kulturlandschaft. Auch heute ist die Vanovagasse viel begangen und im Bewusstsein der Bevölkerung stark verankert. Durch nachlassenden Unterhalt und Baumaßnahmen war sie jedoch stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass ihr Verlust drohte. Die Basis für das Sanierungsvorhaben ist das seit 8 Jahren von der Universität für Bodenkultur Wien im Auftrag der Raumplanungsabteilung erarbeitete „Mauerinventar Vorarlberg“. Es umfasst die Do-kumentation der Mauern sowie Empfehlungen zu ihrer Erhaltung und Initiierung von Sanierungs-projekten in den Gemeinden. Ziel ist die Wiederherstellung des ehemals funktionsfähigen Zustandes der historischen trocken geschlichteten Hangstütz- und Einfriedungsmauern und damit ihr Erhalt als wertvolles kulturelles Erbe und als Lebensraum wertvoller Tier- und Pflanzenarten.


Ergebnisse In diesem Jahr wurde eine sehr herausfordernde Stelle im mittleren Abschnitt im Anschluss an die im letzten Jahre sanierte Mauer in Angriff genommen. Dabei waren schwierige Geländeverhältnisse mit hohen Böschungen und überhängenden Mauern von über 3,50 m Höhe zu bewältigen. 14 Laufmeter Mauer wurde vorsichtig abgetragen und mit ihrer Wiedererrichtung begonnen. Auf engem Raum setzten zeitgleich bis zu 12 Personen Stein auf Stein. Der zweite Abschnitt im oberen Teil umfasst 22 Laufmeter und eine Ausbruchsstelle. Auch hier waren aufwendige Baugerüste mit Rampen aus Holz erforderlich. 26 StudentInnen und 4 Lehrende waren hier im Einsatz. Zusätzlich zur Sanierung wurden auch eine schö¬ne Sitzmauer im Schatten und ein Zugang mit einer Wildpflasterung errichtet. Mit tatkräftiger Unter¬stützung durch die Bauhöfe der Gemeinden und großem Engagement der TeilnehmerInnen konnte in den viereinhalb Tagen die Hälfte der großen Mauern neu aufgebaut werden. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2018 geplant.

Die Kosten von 70.000,- € teilen sich die Gemeinden mit der Stiftung Umwelteinsatz Schweiz (SUS), die das Knowhow ein weiteres Mal sponserte, den Universitäten sowie zwei Förderstellen des Lan-des Vorarlberg, der Umwelt- und der Kulturabteilung.


Weitere Schritte Wie geht es weiter? Die Gemeinden Bludesch und Thüringen setzen alles daran das Werk fortzuset¬zen und fachkundiges Handwerkswissen wieder an die Orte zu bringen, sodass dieses ökologisch, kulturell und baugeschichtlich bedeutende Objekt für weitere 400 Jahre seine Funktion erfüllt und nachfolgenden Generationen erhalten bleibt. Eine Beteiligung der Hochschule für die Dritte Etappe der Sanierung der Vanovagasse ist wieder vorgesehen.


AkteurInnen und Organisation

  • Anna Maria Drexel, Gesamtkoordination, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) / Leiterin Arbeitsbereich Landschaftsbau.
  • Blumenegg-Gemeinden Bludesch und Thüringen, Projektträger, stellen für alle AkteurInnen Unterkunft, Kost, Logis sowie Transport.
  • Bauhof Bludesch und Dienstleistungszentrum Blumenegg (Roland Köfler)
     

Abschnitt 1

  • Stiftung Umwelteinsatz Schweiz (SUS) stellt 3 Experten des Trockenmauerbaus zur Verfügung: Felix Riegger, Emmanuel Weber und Valentin Alba.
  • BOKU Wien mit den Lehrpersonen Zluwa Irene und Stefan Locher und 16 StudentInnen.
  • Hochschule Weihenstephan (HSW) mit den Lehrpersonen Ingrid Schegk und Birgit Schmidt sowie 14 StudentInnen.
  • Rosemarie Stangl, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) / Leiterin des Institutes für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau.


Abschnitt 2

  • Martin Lutz, Mauerbauexperte, Bauleitung.
  • Elmar Matt, freiwilliger Helfer mit Mauerbauerfahrung (4 Tage).
  • 1 Mitarbeiter des Bauhofes Bludesch.
  • 8 Personen der Hochschulen.
  • 2 Lehrlinge der Firma Tomaselli Gabriel BauGmbH.
  • 1 Anrainer (2 Tage).
  • 2 Asylanten als Helfer.
  • Marlies Macher, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) / wiss. MA Arbeitsbereich Landschaftsbau (2 Tage).
  • 2 Mitarbeiter des DLZ (Abbruch der Mauer und Materialbewegungen mit Bagger).


Kontakt Anna Maria Drexel
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau
1190 Wien, Peter Jordan-Straße 82
0043 1 47654-87407
am.drexel(at)boku.ac.at


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