Das war der Diversity Day 2025
Frauen*Spuren, plurale Geschichte und kritische Auseinandersetzung: Der Diversity Day 2025 an der BOKU

Mit dem Diversity Day 2025 wurde von der BOKU erneut ein Zeichen gesetzt – für Toleranz, gleichberechtigte Teilhabe und eine Hochschulkultur, die Verantwortung übernimmt für das, was lange „unsichtbar“ gemacht wurde. Der Aktionstag am 04. Juni war Teil der universitären Diversitätsstrategie Sustainable Diversity, die Diversität nicht nur systematisch mit Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit, sondern auch mit kritischer Selbstreflexion und institutioneller Verantwortung verknüpft.
Der diesjährige Themenschwerpunkt rückte das Verhältnis von Raum, Geschichte und Geschlechtergerechtigkeit ins Zentrum – mit einem besonderen Fokus auf Frauen*Spuren im 18. Bezirk, sowie das gemeinsame Hissen der Pride Fahne am Standort Muthgasse und der Vorstellung der Diversitätsstrategie. Organisiert wurde der Tag von der Koordinationsstelle für Gleichstellung, Diversität und Behinderung, die an der BOKU auch für die Umsetzung der Diversitätsstrategie verantwortlich ist.
Bildung im öffentlichen Raum: Frauen*Spuren in Währing
Ein zentrales Element des Aktionstags war der feministische Stadtspaziergang „Frauen*Spuren in Währing“ mit Kulturvermittlerin Petra Unger. Die Tour begann gleich bei der BOKU im Türkenschanzpark – mit Stationen zu Pauline Metternich, Mäzenin und Netzwerkerin, sowie der Frauenrechtlerin Auguste Fickert. Von dort führte der Weg weiter zum Anna-Freud-Kindergarten, der an die Arbeit von Anna Freud und Dorothy Burlingham erinnert. Es folgten Stationen zu Edith Saurer, Pionierin der FrauenGeschichtsforschung, zu Ruth Maier, deren Tagebuch sie zur „österreichischen Anne Frank“ machte, sowie zu Ruth Mayenburg, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Den Abschluss bildete ein Halt bei der Künstlerin Lieselott Beschorner – nahe der S-Bahn-Station Gersthof.
Der Spaziergang eröffnete einen Raum für plurale Perspektiven auf Geschichte – jenseits dominanter Narrative. Er machte sichtbar, wie weibliches* Wissen, politisches Handeln und künstlerische Praxis im öffentlichen Raum und in unserer Geschichtsschreibung marginalisiert oder ausgelassen wurden. Und er zeigte: Es reicht nicht aus, unsichtbare Geschichten zu ergänzen – wir müssen auch kritisch hinterfragen, wer Geschichte schreibt, welche Geschichten erzählt werden und welche wir verlernen müssen, um gesellschaftliche Machtverhältnisse zu erkennen und zu verändern.
Wissenslücken, Ausschlüsse – und die Notwendigkeit zu verlernen
Diese Perspektive ist eng mit der Diversitätsstrategie der BOKU verknüpft. Die Universität benennt darin ausdrücklich ihre Verantwortung, etablierte Formen der Wissensproduktion zu hinterfragen und neue, pluralere Wissensformen zu ermöglichen.
Gerade das Format des Stadtspaziergangs wurde so zum Ort der Auseinandersetzung mit struktureller Unsichtbarkeit: Welche Stimmen fehlen in Forschung und Lehre? Welche Leerstellen sind das Resultat jahrzehntelanger Ausschlüsse? Und wie können Universitäten dazu beitragen, nicht nur neues Wissen zu vermitteln, sondern auch hegemoniale Narrative zu dekonstruieren?
Gelebte Diversität – auch im Dialog
Neben dem Spaziergang bot der Diversity Day Raum für Gespräche über die sechs strategischen Kernziele von Sustainable Diversity – von Barrierefreiheit und intersektionaler Inklusion über soziale Gerechtigkeit bis zur Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Care-Arbeit. Die BOKU versteht Diversität dabei umfassend: nicht nur als Reaktion auf individuelle Diskriminierung, sondern auch im Hinblick auf strukturelle Ungleichheiten, vielfältige Lebensentwürfe und deren wechselseitige Verschränkungen.
Mitarbeitende, Lehrende und Studierende kamen miteinander ins Gespräch – offen, kritisch und im Sinne eines gemeinsamen Lernens. Der Diversity Day bot dabei nicht nur Raum für Austausch, sondern auch für gegenseitiges Verstehen: Ziel der BOKU Diversitätstrategie ist es auch, das Bewusstsein für unterschiedliche Lebenslagen zu fördern und eine Kultur der Zusammenarbeit über Altersgrenzen, Hierarchien und Berufsgruppen hinweg zu stärken. In entspannter Atmosphäre – bei Getränken und kleinen Snacks – wurde gemeinsam diskutiert, gelacht und einander zugehört. Der Diversity Day machte deutlich: Diversität an der BOKU ist kein Add-on, sondern ein fortlaufender Prozess des Lernens, Verlernens und Perspektivenverschiebens. Wir alle tragen dazu bei. Und manchmal beginnt dieser Prozess nicht im Hörsaal, sondern auf der Straße – zwischen Denkmälern, Fassaden und vergessenen Namen.
Save the Date: Diversity Day 2026
Wir freuen uns, schon jetzt den Diversity Day 2026 am 3. 6. 2026 an der Türkenschanze ankündigen zu dürfen