In Österreich gibt es derzeit noch kein systematisches Monitoring zu Bodenorganismen und deren Gefährdungseinschätzung. Dies ist verwunderlich, da Böden zu den artenreichsten Lebensräumen zählen und intakte Böden die Grundvoraussetzung für Ökosysteme darstellen. Außerdem spielen sie bei der Abpufferung von Klima-Extremereignissen wie Starkregenfälle oder Dürre, oder auch für die Kohlenstoffspeicherung eine herausragende Rolle. Das Projekt, BodenBiodiv, verfolgt drei Ziele, um diese eklatante Datenlücke für Österreich zu schließen und die Ursachen unterschiedlicher Indikatoren der Boden-Biodiversität in der offenen Kulturlandschaft zu ergründen.
Ziel 1 ist der Aufbau eines systematischen Monitorings der Regenwurmfauna in der offenen Kulturlandschaft auf den für die österreichischen Böden repräsentativen 200 Testflächen (625x625 m) der Biodiversitätsmonitoring-Projekte BINATS und ÖBM-K in ganz Österreich. Dabei werden Listen der vorkommenden Regenwurmarten, deren Abundanzen und Biomassen, und eine Verbreitungskarte für Österreich erstellt. Darüber hinaus wird für zukünftige Erhebungen ein Handbuch zum nationalen Monitoring der Boden-Biodiversität mittels harmonisierter Terminologie erstellt und mit dem bestehenden Kartierungshandbuch (Pascher et al., 2009) abgestimmt.
Ziel 2 beschäftigt sich mit der Analyse der Faktoren, die für das Vorkommen von Regenwürmern maßgeblich sind. Dazu werden Standortscharakteristika (Landnutzung, Seehöhe) und Bodeneigenschaften (pH-Wert, Nährstoffe, Feuchtigkeit, Kohlenstoffgehalte, Bodenmikroorganismen) und Bewirtschaftungspraktiken erhoben und mit den erfassten Regenwurmparametern und der vorliegenden Biotoptypenkartierung der Testflächen korreliert. Zusätzlich wird eine Meta-Analyse der österreichischen Regenwurmdaten mit Unterstützung von Methoden der künstlichen Intelligenz und des Maschinenlernens erstellt. Rückstellproben werden angelegt und können für weiterführende genetische Analysen (UBA, ABOL) verwendet werden.
Ziel 3 befasst sich mit der Erstellung einer ersten Roten Liste der Regenwürmer Österreichs nach Vorbild der Roten Liste der Regenwürmer Deutschlands. Dazu wird in mehreren Arbeitstreffen mit nationalen und internationalen Expert:innen ein Entwurf basierend auf aktuellen und historischen Funden und Gefährdungseinschätzungen nach IUCN-Vorgaben erstellt. BodenBiodiv bearbeitet Indikatoren zum Status von Arten und Biotoptypen, Rückstellproben können zur Ermittlung der genetischen Vielfalt verwendet werden; erstmalig wird am Beispiel der Regenwürmer eine Rote Liste für Bodenorganismen in Österreich erstellt.