Charakteristik der untersuchten Standorte

Im Jahr 2024 wurden 412 Standorte im Offenland in Österreich beprobt (Abbildung 1). Die Standorte erstreckten sich von 114 m Seehöhe im Osten bis auf 2440 m im Westen.

Abbildung 1: Lage der Standorte, die 2024 im Rahmen von BodenBiodiv erhoben wurden.

Gemäß Lebensraumklassifizierung des European Nature Information System EUNIS (EEA 2025) umfassten die Untersuchungsstandorte vorwiegend Ackerland (Kategorie I1) und verschiedene Ausprägungen von Grasländern (E2). Abbildung 2 gibt einige Eindrücke der untersuchten Standorte. 

Abbildung 2. Impressionen der im Rahmen von BodenBiodiv beprobten Standorte. Fotos: BodenBiodiv

Bodeneigenschaften

Zu den Regenwurmerhebungen wurden begleitende Analysen der physikalischen, chemischen und biologischen Bodeneigenschaften durchgeführt. Dazu wurden in der Nähe der Regenwurmerhebungen Mischproben aus dem Oberboden verwendet. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die untersuchten Parameter und deren Variabilität zwischen den Standorten. 

Tabelle 1: Bodeneigenschaften der untersuchten BodenBiodiv-Standorte (ohne Almstandorte). Mittelwerte ± Standardabweichung. 

Regenwürmer

An jedem Standort wurden jeweils 3 Bodenwürfel (20x20x20 cm) genommen und direkt vor Ort auf Regenwürmer durchsucht und konserviert. Im Labor des Instituts für Zoologie der BOKU University wurde die Bestimmung der Arten durchgeführt. Die Würmer wurden nach Zugehörigkeit zu Altersklassen (juvenil, adult) und ökologischen Gruppen (epigäisch, endogäisch, anözisch) gezählt und gewogen. 

Tabelle 2 gibt einen vorläufigen Überblick über die Anzahl und Biomasse der Regenwürmer auf den untersuchten Standorten.

Tabelle 2. Anzahl und Biomasse der Regenwürmer auf den BodenBiodiv-Standorten. Mittelwerte ± Standardabweichungen. 

Mit Stand Juli 2025 konnten wir insgesamt 31 Regenwurmarten finden – das entspricht etwas mehr als 50% der für Österreich bekannten 60 Regenwurmarten (Zicsi und Christian 1999). Darunter waren auch seltenere Arten wie der Smaragdregenwurm (Allolobophora smaragdina), Aporrectodea thaleri, Helodrilus deficiens, Octodrilus pseudolissaensioides oder Octolasion montanum (Zicsi and Meyer 2009). Für viele Regenwurmarten gibt es leider keine deutschen Namen.

Abbildung 3 zeigt ein paar Arten, die öfter in verschiedenen Lebensräumen gefunden wurden. 

Abbildung 3. Links: Lumbricus polyphemus, mit bis zu 45 cm Länge eine der größten anözischen Regenwurmarten in Österreich. Mitte: Octolasion lacteum, (bis zu 18 cm lang) eine der häufigsten, wenig pigmentierten endogäischen Arten. Vorkommen im Wald, im Grünland, auf Ackerstandorten und in Gärten. Rechts: Lumbricus rubellus, (bis zu 15 cm lang) eine epigäische Art. Bei vorhandener Streuschicht Vorkommen auf unterschiedlichen Standorten im Grünland, in Gärten und Wäldern. Fotos: BodenBiodiv

Je nach Lebensweise werden Regenwürmer in der Regel in drei ökologische Gruppen eingeteilt: epigäische, endogäische und anözische Arten.

Epigäische Arten werden auch Streu- oder Kompostwürmer genannt. Sie leben auf dem Boden oder in den obersten Bodenschichten, legen meistens keine Gänge an und ernähren sich von pflanzlichem Material wie Laub.

Endogäische Arten sind flachgrabende Arten und werden auch als Horizontalbohrer bezeichnet. Sie legen ihre Gänge in den obersten 20 cm des Bodens an und kommen selten an die Oberfläche.

Anözische oder anektische Arten werden auch als Vertikalbohrer bezeichnet. Sie legen stabile, teils metertiefe vertikale Gänge an. Sie kommen nachts an die Oberfläche und ziehen Pflanzenmaterial in ihre Gänge. 

Übrigens: Die Ergebnisse von BodenBiodiv fließen auch in die Auswertungen des Umweltbundesamts zur Bewertung des Status und der Trends der biologischen Vielfalt in Österreich ein (Stejskal-Tiefenbach et al. 2025).

Referenzen

EEA (2025) EUNIS, the European Nature Information System. European Environment Agency. https://eunis.eea.europa.eu/index.jsp (aufgerufen am 10.7.2025)

Stejskal-Tiefenbach M, Schindler S, Schwarzl B, Szucsich N, Lapin K, Oettel J, Konrad H, Sukala A (2025) Biodiversitäts-Indikatoren. Headline-Indikatoren zur Bewertung von Status und Trends der biologischen Vielfalt in Österreich. Umweltbundesamt, Wien

Zicsi A, Meyer E (2009) Lumbricidae (Regenwürmer). In: Rabitsch W, Essl F (Hrsg.) Endemiten. Kostbarkeiten aus Österreichs Pflanzen- und Tierwelt. Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten, Klagenfurt, Österreich, pp 312–317