Sebastian Vogler (30) ist CEO und studiert MSc „Holztechnologie und Management“ an der BOKU. Koimé Kouacou (30) ist Chief Sustainability Officer und studiert MSc „Stoffliche und energetische Nutzung NaWaRo“ an der BOKU. Anh Nguyen (31) ist Chief Marketing Officer und studiert „Holzwirtschaft“ an der Uni Hamburg. Matthias Sammer (33) ist Chief Technology Officer und studiert „Data Science“ in Kufstein. (v.r.n.l.)

Wir können verhindern, dass Holz aus illegalem Einschlag in Verkehr gebracht wird.“

Was macht euer Start-Up nachhaltig? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in eurem Geschäftsmodell?
Ziel wird es sein, dass unsere Kund*innen mit unserer Technologie den Nachweis erbringen können, dass ihr Holz aus nachhaltiger und konfliktfreier Forstwirtschaft stammt. Somit werden sämtliche Risiken innerhalb ihrer Wertschöpfungsketten beseitigt und wir können verhindern, dass Holz aus illegalem Einschlag in Verkehr gebracht wird. Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde ja in der Forstwirtschaft geprägt. Für den Erhalt unserer globalen Wälder ist eine nachhaltige Waldbewirtschaftung unbedingt notwendig. Den ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen von unserem Start-Up abzuwägen mit dem wirtschaftlichen und finanziellen Gewinn macht für uns den Unterschied aus. Die Sustainability Development Goals (SDGs) sind auch eine gute Richtschnur dafür, wie eine nachhaltige Entwicklung mit technologischen Lösungen möglich wird.

Was genau macht Beetle ForTech und wie seid ihr zu eurem Namen gekommen?
Teile unserer Technologie wurden von der Biologie des Buchdruckers – einem Borkenkäfer – inspiriert. Der anthropogene Klimawandel stellt unsere Wälder vor große Herausforderungen und gravierende Waldkalamitäten sind allgegenwärtig. Es gibt daher viele Bestrebungen, stabile Wälder zu erhalten. Der Borkenkäfer kann massenhaft Schaden im Wald anrichten, indem er sich unter die Borke der Bäume nistet, er hat also nicht den besten Ruf. Wir wollen den Borkenkäfer zumindest rein sprachlich aber positiv konnotieren. Wir „befallen“ im positiven Sinne das Holz unserer Wälder, indem wir ihm eine eindeutige rückverfolgbare Identität geben und jeden Stamm zum Individuum auszeichnen.

Was war bislang eure größte Hürde und wie habt ihr sie beseitigt?
Vielleicht nicht unbedingt die größte Hürde, aber eine Herausforderung ist sicherlich, wie man mit den unterschiedlichen Stakeholdern spricht. Mit allen Zielgruppen muss man unterschiedlich kommunizieren. Wir haben natürlich viel mit Investor*innen gesprochen, jetzt hatten wir durch EPICUR viele universitäre Kontakte an der BOKU und besonders nach Deutschland. Da geht es dann um Netzwerke und Nachhaltigkeit. Dieser Wechsel war gar nicht so leicht, weil alles, was wir vorbereitet hatten, für Investor*innen gedacht war. Wir versuchen schon, die Interessen der Industrie zu packen und sie einzuräumen in nachhaltiges Handeln. Weil sie die Öffentlichkeit brauchen. Weil sie grüne Projekte brauchen. Weil sie rechtlich Druck bekommen. Also die Frage ist, wie können wir diese Akteur*innengruppen sehr früh und partnerschaftlich an uns binden, aber unsere eigenen, nachhaltigen Interessen klarmachen. Das ist das Spannungsfeld zwischen Industrie und Nachhaltigkeit, in dem auch wir uns bewegen. Ich glaube, so geht es gerade vielen Start-Ups.

„Es war der erste Vortrag, der so eine breite Öffentlichkeit genossen hat.“

Wie seid ihr auf EPICUR aufmerksam geworden? Wie kann EPICUR Start-Ups unterstützen und die lokalen unternehmerischen Ökosysteme vernetzen?
Der Stein ist sehr schnell ins Rollen gekommen. Eine Studienkollegin hat gemeint, wenn uns das interessiert, sollen wir uns melden. Sie war wiederum in Kontakt mit Michael Ambros von EPICUR und der BOKU:BASE. Wenige Tage später gab es dann die große Online-Veranstaltung – das Annual Forum – wo wir eine fünfzehn minütige Präsentation gehalten haben und Beetle ForTech und unser Ökosystem vorgestellt haben. Wir sind ins kalte Wasser rein. Es war der erste Vortrag, der so eine breite Öffentlichkeit genossen hat. In dem Sinne war das schon eine sehr coole Erfahrung. Jetzt ist bei EPICUR gerade ein Mentoring-Programm im Entstehen, das im kommenden Wintersemester für die Lehrveranstaltung „Entrepreneurial Lab“ stattfindet (Anm., Anmeldung offen bis 15. Juli). Da hat Alexander Tittel aus Karlsruhe (Interview Alexander Tittel vom KIT) mich gefragt, ob ich Mentor sein will und ich habe ihm zugesagt. Das werden für mich zwei bis drei Termine sein und ich bin schon gespannt, neue Freunde und vielleicht spätere Kolleg*innen kennenzulernen.

Welche Tipps habt ihr für andere Gründer*innen oder angehende Entrepreneur*innen?
Zuallererst ist es wichtig einfach loszulegen. Ideen müssen mit so vielen Menschen wie nur möglich geteilt werden. Auf diesem Weg entstehen fortlaufend Feinschliffe und entscheidende zwischenmenschliche Begegnungen. Kooperationen und der damit einhergehende Austausch von Wissen und Ressourcen ist ein Garant für bessere Ergebnisse. Außerdem gibt es in Europa eine vernetzte Start-Up Szene mit vielen lebendigen lokalen unternehmerischen Ökosystemen, denen man sich anschließen kann. Gute Tipps sind Accent, InnCubator oder die BOKU:BASE.

Wie geht es mit Beetle ForTech in den nächsten Monaten weiter? Was sind eure Zukunftspläne?
Jetzt im Mai haben wir uns offiziell als GmbH gegründet und dürfen uns ins Firmenbuch eintragen. Das war schon ein toller Erfolg und den haben wir gefeiert. Wir haben eine Werkstatt in Tulln, in der wir unsere Prototypen weiterentwickeln. Die BOKU stellt einen Co-Working Space im Ilse Wallentin Haus zur Verfügung, den wir mitnutzen dürfen. Dort können wir uns mit anderen Start-Ups austauschen und sind direkt angedockt an ein super Netzwerk hier an der BOKU.

Danke für das Interview!

Kontakt: https://beetlefortech.com/

Beetle ForTech ist durch „Start EPIC“ aktuell auch beim Freiburger Wissenschaftsmarkt vertreten!

Beetle ForTech beim EPICUR Forum in Karlsruhe: Virtuelle Start-Up-Tour