Die Universität hat sich im Rahmen des Klimaneutralitätspfades u.a. das Ziel gesetzt, bis 2030 zirka 50% der Emissionen, die durch Dienst- und Studienreisen verursacht werden, zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es neben passenden Rahmenbedingungen, wie z.B. die neue Dienstreiserichtlinie und die Green Mobility Förderung für Erasmus-Aufenthalte, ein mutiges Voranschreiten der Reisenden im Sinne eines nachhaltigen Reiseverhaltens.

2023 wurde der BOKU Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie sozial-ökologische Verantwortung daher für Vorreiterinnen und Vorreiter nachhaltigen Reisens ausgeschrieben.

EIngereicht wurden 15 spannende und inspirierende Reisen - auszeichnen können wir nur drei. Die Geschichten der Einreicher*innen möchten wir dennoch bekannt machen. Hier einige Erfahrungen zu nachhaltigen Studien- und Dienstreisen an der BOKU.

Erfahrungsberichte

Forschungsreise ohne Flug

Natürlich hätte man die Strecke Wien-Düsseldorf auch zeitsparender per Flug absolvieren können. Jedoch hatte ich nicht das Gefühl ‚Zeit verloren‘ zu haben. Im Gegenteil, ich konnte diese Zeit produktiv nutzen und von Mails bis hin zu Reports beantworten und fertigstellen (v.a. weil auch die WLAN Möglichkeit der ÖBB sowie der DB größtenteils zur Verfügung stand).
Sabrina Bischof, Department für Agrarbiotechnologie, IFA-Tulln

Botanische Fahrradexkursion

Die Fahrradexkursionen wirkten insgesamt positiv auf die körperliche Fitness der Teilnehmenden, inkl. des LV-Leiters und es herrschte eine gute und produktive Arbeitsstimmung. Besonders hervorheben möchte ich die sehr kommunikative Form des Reisens, die bei der Aufteilung auf mehrere Fahrzeuge nicht gegeben wäre. Vieles wurde während der Fahrt angesprochen, diskutiert und ausgetauscht bei einer insgesamt sehr gelösten, guten Stimmung. Die Studierenden erwiesen sich als sehr engagiert und interessiert und kamen mit gewissen körperlichen Anstrengungen hervorragend klar.
Die Verwendung der Fahrräder erlaubte ein Tempo einzuschlagen, bei dem die Vegetation bequem anzuschauen, ein spontaner Halt an einer spannenden Stelle und dennoch eine Abdeckung mehrerer verschiedener Standorte auf einer Tagesroute von insgesamt ca. 25-30 km möglich war. Dadurch konnte ein besseres Verständnis von der Landschaft und Vegetation entwickelt und somit das Ziel der LV erreicht werden.
Dr. Leonid Rasran, Institut für Botanik

Mit dem Zug zur EPICUR Summer School nach Griechenland

Die erste Frage, die es sich bei Reisen zu stellen gibt, ist, ob es sich überhaupt lohnt. Ein wichtiger Punkt, den es in diesen Überlegungen zu beleuchten gilt, ist die Frage nach den eigenen Erwartungen an die Reise. Durch die gezielte und überlegte Betrachtung der verschiedenen Möglichkeiten wird ersichtlich, dasss unterschiedliche Verkehrsmittel unterschiedlich gut geeignet sind, diesen Erwartungen zuzuarbeiten oder eben nicht. Für mich hat es sich gezeigt, dass ein Verzicht auf das Flugzeug oftmals den Lernoutcome von einem Event um ein Vielfaches vergrößert und die persönliche Weiterentwicklung fördert. Der Mehraufwand durch die zeitliche Verlängerung der Reise zahlt sich aus!
Silvan Zingerle, Studium Lebensmittel- und Biotechnologie

Interrail zur Summer School in Dänemark

Der Zweck der Reise war die Teilnahme an der Summer School und die Vertiefung in das für mein Studium sehr relevante Thema der SDGs. Das Ziel war, auf dieser Reise so viele Erfahrungen wie möglich mitzunehmen, um aus den gefahrenen Kilometern das meiste herauszuholen – sowohl an Erfahrung im Bereich nachhaltiges Reisen als auch an Lebenserfahrung und akademischer Weiterbildung. Daher habe ich bei der Reise einige Zwischenstopps zum Sightseeing/Sommerurlaub mit Interrail gemacht.
Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die wunderbaren Menschen, die ich auf meiner Reise kennenlernen durfte. Die Städte, die ich erkunden konnte. 
Dass das in Kombination mit einer akademischen Weiterbildung in einem – für mich, mein Studium, und meine zukünftige Laufbahn – sehr relevanten Bereich wie den SDGs möglich war, empfinde ich als eine sehr große Bereicherung. Ich werde von dieser Reise noch lange in verschiedensten Weisen profitieren.
Julia Eberharter, Masterstudium Agrar- und Ernährungswirtschaft

Mit dem Zug zum Erasmussemester in Spanien

Ich habe alle Wege mit Bus und Zug zurückgelegt und bewiesen, dass selbst eine direkte Reise in den Süden Spaniens (ca. 2140 Km) mit angenehmen Pausen möglich ist, ohne auf das Flugzeug zurückzugreifen. Dabei möchte ich betonen, dass diese Art der Anreise nicht nur umweltfreundlicher ist, sondern auch ein intensiveres Erleben der Landschaft-, Kulturund Klimaveränderung ermöglicht im Vergleich zum Fliegen. Trotz der langen 37-stündigen Anreise nach Almería, durch Pausen in Lyon und Murcia unterbrochen, war die Reise nicht übermäßig anstrengend, und ich konnte zwei weitere tolle Städte kennenlernen.
Die Planung von Pausen ist entscheidend, nicht nur wegen möglicher Verspätungen und Anschlussverluste, sondern auch, um die Reise angenehmer zu gestalten. Nachtbusse sind ideal, da sie lange Tagesfahrten vermeiden und die Reisezeit verkürzen. Im Süden Spaniens sind nicht alle Verbindungen online verfügbar, daher ist eine Nachforschung vor Ort oder auf der Website des Busbahnhofs hilfreich. Online-Portale bieten eine gute Übersicht, aber nicht alle Busunternehmen sind online präsent.
Linus Scoz, Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement (Bachelor)

ERASMUS: 40 Stunden mit dem Zug nach Estland

Vor dem Hintergrund, dass ich für diesen Weg in kein Flugzeug gestiegen bin, ist vor allem die zurückgelegte Distanz das, was meine Reise meiner Meinung nach besonders macht. Wien und Tartu liegen über 1.300 km Luftlinie voneinander entfernt und da es eine gute Flugverbindung zwischen Wien und der estnischen Hauptstadt Tallinn gibt, wäre die logische Wahl für viele wohl das Flugzeug. Was ich durch diese Reise jedoch nun gelernt habe, ist, dass auch das europäische Fernverkehrsnetz für Verkehrsmittel, die sich am Boden bewegen, sehr gut ausgebaut ist. Man kann daher fast jede Verbindung auch ohne Flugzeug zurücklegen, wenn man sich die Zeit für die Planung und die längeren Fahrten nimmt. Der Flugverkehr ist mittlerweile nur so dominant geworden, dass sich niemand wirklich mit den Alternativen auseinandersetzt. 
Natürlich ist mir bewusst, dass eine Reise, die 40 Stunden dauert, in vielen Fällen für alltägliche Berufsreisen keine Option darstellen würde - schon gar nicht wenn man beispielsweise einen Ozean überqueren muss. Wenn man jedoch wie ich in diesem Fall nicht unter Zeitdruck steht, ist diese langsamere und auch entspanntere Art des Reisens eine schöne Alternative. Sie gibt einem nicht nur ein besseres Gefühl für die Distanz, die man zurücklegt, und die Orte, durch die man kommt, sondern auch die Möglichkeit, einiges an Emissionen einzusparen.
Matthias Fryd, Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement (Bachelor)

Rail&Drive für Dienstreisen

Die Nutzung von Rail&Drive eröffnet neue Möglichkeiten in der nachhaltigen Gestaltung von Dienstreisen und ermöglicht es auch zu entlegeneren Orten durch die Kombination von Bahn und Mietauto möglichst umweltfreundlich anzureisen.
Die Anreise mit Fahrzeug aus dem Fuhrpark wird oft als erste Wahl für Dienstreisen in Österreich angesehen und selten kritisch hinterfragt, zumal sie keine finanziellen Nachteile mit sich bringt. Der PKW wird vor allem dann gewählt, wenn der Zielort nicht an einer frequentierten Eisenbahnstrecke liegt. Durch die Nutzung von Rail&Drive werden jedoch auch attraktive Verbindungen zu entlegeneren Orten möglich, weshalb diese Reiseoption öfters in Betracht zu ziehen ist. Anzumerken ist, dass die Nutzung von Rail&Drive für Dienstreisen einen privaten Account verlangt und daher ein gewisses Commitment und Engagement des Reisenden aufzubringen ist.
Max Preiml, Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung (IWA)

ERASMUS-Reise mit dem Zug nach Belgien

Mein gesamter Aufenthalt und die damit verbundenen Wege – die Anreise aus Wien, die Weihnachtsferien dazwischen, die Abreise zurück nach Wien, sowie alle kleineren Wege in Leuven und Belgien allgemein wurden mit Bahn, ÖPNV und Fahrrad zurückgelegt. Die Kombination von Fernverkehr mit der Bahn und Aktivverkehr vor Ort ist für mich die ideale und nachhaltigste Mobilität. Ein wenig Vorbereitung vorausgesetzt ist es so möglich, europäische Länder und deren (Infra-)Strukturen auf besondere – und nachhaltige – Weise kennenzulernen.
Ein Land nach der Erreichbarkeit mit dem Zug auszuwählen, muss keine Einschränkung sein, sondern zeigt, wie viel es in stemmbaren Distanzen zu entdecken gibt. Belgien kennen und lieben zu lernen geht ohne großen Treibhausgasausstoß. 
Helena Schuch, Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement (Master)

Langsames Reisen genießen: Mit dem Zug zur SLU-Exkursion nach Schweden

Wir sind per Bahn, Bus und zu Fuß zu einer Uniexkursion nach Schweden gereist, um andere Perspektiven in der Forstwirtschaft zu erleben. Langsames Reisen bereichert jedes Mal aufs Neue. 
Tipps:
- Anreise als Reise betrachten und sehen, welche anderen Besuchsmöglichkeiten, beruflichen Kontakte und Exkursionen entlang der Reisestrecke möglich sind 
- Freund:innen einladen, einen Teil oder die ganze Reise mitzumachen, wenn thematische Überschneidung vorhanden oder anderweitig räumlich-zeitliche Überschneidung sinnvoll 
- Blick über den Tellerrand zu Kursen anderer Unis, die einzeln besucht werden können, zB vielfältiges Angebot an Distanzkursen der SLU nutzen um einen Auslandsaufenthalt abseits von Erasmus+ und Co. zu ermöglichen. 
- Backpacking führt zu interessanten Gesprächen mit lokaler Bevölkerung und mehr erlebter Gastfreundschaft, da man nicht als gewöhnliche Touris angesehen wird. 
Alice Cosatti und Iris Oberklammer, Studium/Organisationseinheit: Forstwissenschaften und H912

Erasmuspraktikum am Norwegischen Forschungsinstitut NORCE

Besonders vor der langen Busreise auf der Heimfahrt mit 2 Nächten hintereinander im Bus hatte ich sehr Respekt. Tatsächlich war ich positiv überrascht, wie wenig verspannt ich am Ende war und wie gut ich schlafen konnte. Ansonsten habe ich den Reisen positiv entgegengeblickt, mit der Aussicht auf Erlebnisse, Menschen zu treffen und dem guten Gefühl, mit den Reisen möglichst wenig CO2 in die Luft zu pusten.
Meine Reise zeigt, dass auch 2000km keine Distanz ist, die zwangsläufig mit dem CO2 intensiven Flugzeug zurückgelegt werden muss und dass eine umweltfreundliche Reise nicht alleinig mehr Zeit kostet, sondern auch von positiven Erlebnissen und Begegnungen begleitet werden kann, sich also auch für einen persönlich lohnt und nicht nur für die Umwelt.
Durch die unterschiedlichen Landschaften Österreichs, Tschechiens, Deutschlands, Dänemarks, Schwedens und Norwegens über mindestens 38 Stunden hinweg zu fahren, hat mir ein gutes Gefühl dafür gegeben wie weit Bergen und Wien doch auseinander sind und es dennoch gut möglich ist, diese Reise zu tätigen ohne in ein Flugzeug steigen zu müssen.
Ich habe gelernt, wie vielfältig ich eine nachhaltige Reise gestalten kann! Jede meiner Reisen war einzigartig und spannend und ich konnte das Gleichgewicht zwischen verfügbarer Zeit und Genuss auf der Reise unterschiedlich ausloten. Leider ist mir wieder einmal aufgefallen, wie schwierig es ist, Zugtickets über mehrere Länder hinweg zu buchen, wobei ich dieses Mal gelernt habe, dass ein Interrail-Ticket da zumindest teilweise Abhilfe schaffen kann.
Anna-Lisa Dittrich, Studium Applied Limnology

Erasmus+ BIP Programm "Sustainable Samothraki 2023" on the island of Samothraki, Greece

Meine Reise bestand aus einer Busfahrt und anschließenden Radfahrt (927km), um von Wien nach Alexandroupoli in Griechenland zu kommen, um anschließend mit der Fähre nach Samothraki überzusetzen. Die Rückfahrt fand ebenfalls zum Teil mit dem Rad statt (von Alexandroupolis nach Albanien mit dem Fahrrad, um dort Urlaub zu machen; die Rückreise von Albanien nach Wien erfolgte natürlich auch nicht mit dem Flugzeug).
Mit dem Rennrad im Gepäck bin ich Anfang Juli mit dem Reisebus nach Belgrad gefahren, um von dort aus mit dem Rad die Strecke bis in den Osten Griechenlands zu fahren. Grund für die Reise war eine Projektstudie der BOKU auf Samothraki und der Wille, möglichst viel der Distanz aus eigener Kraft zurückzulegen und um Transportmitteln eine neue Bedeutung zu verleihen.
Amrei Kuhne,  Studium Organic Agricultural Systems and Agroecology

Mit dem Zug zur European Climate Change Adaption Conference 2023 (ECCA23) in Dublin

Gerade in Europa, wo die Zuginfrastruktur gut (ich würde nicht sagen perfekt) ausgebaut ist, gibt es für mich keinen Grund mit dem Flugzeug zu fliegen. Außerdem lernt man mit dem Zug viel besser die Landschaft und die Menschen kennen. Im Flugzeug hat man nur Start- und Enddestination und bekommt von dazwischen nichts mit
Maximilian Auer, Zentrum für Globalen Wandel & Nachhaltigkeit (Freiwilliges Umweltjahr)

Mit Bahn und Bus zum EU-Projektmeeting in Portugal

Meine Reise nach Alpiarca, Portugal zu einem EU-Projektmeeting habe ich trotz der weiten Entfernung mit dem Zug, Bus und zu Fuß anstatt mit dem Flugzeug zurückgelegt. Dafür habe ich mir fast zwei Wochen Urlaub/ZA genommen und an vor allem an der Küste Nordspaniens auf dem Jakobsweg wundervolle und inspirierende Erfahrungen gemacht und mit einem deutliche geringeren CO2 Footprint rechtzeitig die Dienstreise vor Ort antreten können.
Anna Lindenberger, Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau

Mit Bahn und Bus zum Erasmusaufenthalt nach Athen 

Ich habe mir vor ein paar Jahren meinen ökologischen Fußabdruck ausgerechnet, und bin erschrocken, wie hoch er ist (trotz regionaler und vegetarischer Ernährung). Daraufhin habe ich gesagt: Die nächste Reise wird terran! Daraufhin habe ich weiter ausprobiert, wie weit man ohne Flieger kommt – und bisher konnte mich noch kein Reiseziel aufhalten, auch Athen nicht. Es ist also zu einer Art Challenge geworden – mit politischem Hintergrund.
Tabea Böhler, Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement (Bachelor)

Konferenzen ohne Flugzeug

Ein großer Teil unsere Aktivitäten in Forschung und Lehre haben einen sehr starken Bezug zur Nachhaltigkeit. Diese Themen können wir meiner Ansicht nach nur dann gut in der Öffentlichkeit vertreten, wenn wir auch selbst glaubhaft unsere Beiträge leisten.
Basierend auf positiven Erfahrungen mit einer Dienstreise per Nachtzug zu einem internationalen Kongress nach Hamburg wurde für die meisten nachfolgenden Dienstreisen u.a. nach Dänemark, Belgien, Schweiz, Italien oder Deutschland zur Minimierung des CO2 Fußabdruckes und Vorbildwirkung gegenüber 200 Mitarbeiter*innen am Department ebenfalls der Zug gewählt. Im Vergleichszeitraum 2018/19 mit 2022/23 konnten die reinen Flugreisen von 9 auf 2 reduziert werden.
Prof. Dr. Georg Gübitz, Department für Agrarbiotechnologie, IFA-Tulln