Chemical Imaging am UFT
Neue Chemical-Imaging-Forschungsprojekte am Standort Tulln
Am neuen BOKU Standort Tulln stehen infolge einer international einzigartigen, neu geschaffenen Infrastruktur neue transdisziplinäre Projekte im Bereich der chemischen Bildgebung im Mittelpunkt der Forschung. Dabei kommen unter anderem ein Infrarot Mikroskop und ein Laserabtragungssystem (gekoppelt an ein hochauflösendes Elementmassenspektrometer) zum Einsatz, wodurch chemische Informationen in Festkörpern in hoher räumlicher Auflösung dargestellt werden können. Mithilfe dieser modernen Analysemethoden werden die Nährstoffdynamik im wurzelnahen Boden, die Veränderung von z.B. Papier durch Alterung, die Verteilung von Schwermetallen in biologischen Materialien (Holz, Gewebe) und physiologische Prozesse untersucht. Das Laser Abtragungsgerät und das Elementmassenspektrometer wurden aus Mitteln des „Konjunkturpaketes II - Investitionsoffensive der Bundesregierung im Bereich Forschung und Entwicklung zur Modernisierung der Geräte an Universitäten 2009/10“ zur Verfügung gestellt. Diese Geräte sind Teil der Ausstattung des BOKU Imaging Centers, einer Kooperation mehrerer Arbeitsgruppen mit Fokus auf Chemical- und Bioimaging in biogenen und komplexen heterogenen Matrices. Diese moderne instrumentelle Ausstattung ermöglicht sowohl die Bearbeitung top-aktueller Forschungsfragen als auch eine qualitativ hochwertige Ausbildung von Master- und Doktorratsstudenten. Kurz nach Bezug des neuen BOKU-Standortes in Tulln wurden zwei FWF-Projekte genehmigt, welche die neue Infrastruktur des BOKU Imaging Center nutzen werden. Im Projekt „Chemical imaging of phosphorus dynamics in the rhizosphere“ wird sich das Team um Prof. Walter Wenzel (Bodenforschung) in den kommenden drei Jahren mit Chemical Imaging der Verteilung von Phosphor und Metallen rund um Pflanzenwurzeln beschäftigen. Die mittels Chemical Imaging gewonnenen Daten und die daraus gewonnenen Einsichten in den Phosphorkreislauf in der Nähe von Pflanzenwurzeln sollen durch ein besseres Verständnis der Wurzel-Boden Interaktion einen Beitrag zur Selektion von nährstoffaufnahmeeffizienten Nutzpflanzensorten leisten. Die hochmoderne Ausstattung des BOKU Imaging Centers ist eine Vorraussetzung für die Durchführung dieses angesichts sich verknappender Düngerreserven hochaktuellen Forschungsprojekts. Das Projekt „Bergwerk Hallstatt: ISOwood-Herkunft von prähistorischem Holz“ wird in einer Kooperation der Arbeitsgruppe von Prof. Thomas Prohaska (VIRIS-Labor) mit dem Institut für Holzforschung (Dendrochronologie), dem AIT (Standort Tulln) und dem Naturhistorischen Museum Wien durchgeführt. Hierbei wird das Laser-Ablation System wegen seiner einzigartigen Eignung zur quasi zerstörungsfreien hochauflösenden Isotopen- und Elementanalyse wertvoller archäologischer Holzartefakte aus dem Salzbergwerk in Hallstatt genutzt. Im Zuge des Projekts wird eine Methode zur Herkunftsbestimmung von Hölzern erarbeitet, die nicht nur die Rekonstruktion prähistorischer Handelsrouten und Einblicke in die Versorgungsstrukturen des Salzbergwerks erlauben wird sondern auch für die Echtheits- und Herkunftsprüfung heutiger Handelshölzer eingesetzt werden wird . Weitere Projekte wie z.B. die Erweiterung der Untersuchung von Papieralterung (laufendes ForMuse Projekt mit der Arbeitsgruppe rund um Prof. Thomas Rosenau) oder ein Projekt zur Untersuchung der Verteilung von Abbauprodukten von selbstabbauenden Knochenimplantaten in Gewebe und Knochen sind in Vorbereitung. Chemische Abbildung von Phosphat und pH in der Nähe einer Maiswurzel. a) Photo einer Maiswurzel. b) Alkalinisierung (Erhöhung des pH-Werts) entlang dieser Wurzel aufgrund Düngung mit Nitrat (Skala zeigt relative pH Änderung). c) Verteilung von Phosphat in der Umgebung der Wurzel. Diese Messungen wurden von Eva Oburger und Jakob Santer, Institut für Bodenforschung, durchgeführt.