Studentinnen sind besser in Mathematik


... besagt ein "Vergleich der Leistungen im Fach Mathematik von weiblichen und männlichen Studierenden der Universität für Bodenkultur Wien".

Alles begann mit einer ORF-Meldung im Herbst 2013: Laut aktueller Pisa-Studie sollen österreichische Schülerinnen weiter zurück gefallen sein, während sich die Burschen tendenziell verbessert haben. Die Schere zwischen den Geschlechtern soll sich also allen emanzipatorischen Bemühungen zum Trotz vergrößert haben. Am Institut für Mathematik stellte man sich die Frage nach der Situation an der BOKU. Eine umfassende Untersuchung umfasste vier Pflichtlehrveranstaltungen der Mathematik des Studienjahres 2012/13 mit insgesamt 995 ausgestellten Einzelbeurteilungen (statistische Auswertung von Harald Führer auf http://math.boku.ac.at/mw-hf.htm ). Untersucht wurden die Mathematiklehrveranstaltungen des jeweils ersten Studienjahres der Fachrichtungen Kulturtechnik und Wasserwirtschaft (Teile I und II), Agrarwissenschaften sowie Lebensmittel- und Biotechnologie. Die Ergebnisse der Auswertung:

  • Bei AW und KTWW I ergab sich ein „Unentschieden“ zwischen weiblichen und männlichen Studierenden, d.h., die Unterschiede lagen unterhalb der statistischen Signifikanz.
  • Bei KTWW II und LBT waren die Studentinnen statistisch signifikant stärker als ihre männlichen Kollegen.

Bei der Interpretation dieser Resultate ist zu beachten, dass die LVA’s für AW und KTWW I mit 3 bzw. 2 SWSt den Schulstoff nur relativ wenig überschreiten, während KTWW II (zusätzlich 4) und LBT (insgesamt 5 SWSt) wesentlich tiefer in die Mathematik vordringen. Es scheint also so zu sein, dass weibliche und männliche BOKU-Studierende im Fach Mathematik zunächst ebenbürtig sind, beim Fortschreiten des Lehr-Lern-Prozesses aber die Studentinnen ihre Kompetenzen deutlich besser erweitern. Das spricht dafür, dass weibliche Studierende mit der Methodik der Mathematik-Wissensvermittlung an der BOKU gut zurechtkommen. Ob dies eher an den Lehrenden oder an den Lernenden liegt, bleibt natürlich offen; im ersteren Fall kann es wohl nicht auf (unbewusster) Bevorzugung beruhen, da sich eine solche von Beginn an auswirken müsste. Zweifellos wirkt in dieser Richtung auch ein allgemein emanzipiertes Klima an der BOKU, das angehende Diplomingenieurinnen ermutigt und motiviert, ihre Fähigkeiten voll einzubringen und zu fördern. P.S.: Die im detaillierten Artikel wiedergegebenen Zahlen beantworten nebenbei auch eine Frage, die in der Zeitschrift „BOKU“, Nr. 4, Dezember 2013, S. 4 gestellt wird: „Ist die Mathematik für die Studierenden ein Angstfach?“ Die angeführten Notenverteilungen belegen, dass es dafür keinen rationalen Grund gibt!


24.02.2014