ADAM TROUBLES – NEUE MÄNNLICHKEIT


Eine Gender-Lecture an der BOKU mit dem Psychotherapeuten und Männerforscher Dr. Erich LEHNER. Donnerstag, 15. Mai,17 Uhr, Nördl. Turm-Zimmer, 1180 Wien, Gregor Mendel Straße 33/3.Stock

Auskunft/Verantwortlich:
Mag. Hans Kouba, Pastoralassistent
Katholische Hochschulgemeinde
A-1190 Wien, Peter Jordan-Straße 29
Tel.  0664/8243671
www.khg3.or.at

Männer- und Geschlechterforschung analysiert das Geschlechterverhältnis als Machtverhältnis, in dem Männer dominieren. Die Mechanismen dieser Machtverhältnisse zu erforschen und Wege zu einem gerechteren Zusammenleben von Frauen und Männern aufzuzeigen ist ihr Anliegen. Ich selbst bin auf diese Forschungen Ende der Achziger in Folge meiner Dissertation gekommen und bin seither durchgehend in diesem Bereich tätig.“
                                                                                                                                                                                         Erich Lehner
http://www.erich-lehner.at/content/site/lebenslauf/index.html Männerbild im Wandel

Vom Mittelalter bis heute hat sich viel geändert. Der Historiker Martin Dinges hat sich mit dem Wandel der Vorstellungen von Männlichkeit befasst und überprüft, ob unsere historischen Vorstellungen vom Mann als Ernährer tatsächlich zutreffen. Im Mittelalter war die Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen regional sehr unterschiedlich, doch beide arbeiteten hart auf den Feldern und im Hof. Kindererziehung im Sinne zeitintensiver emotionaler Zuwendung sah keins der Geschlechter als vorrangige Tätigkeit an.

Der reflektierte Renaissancemann

Das Bild des "Neuen Mannes" gab es bereits in der Renaissance. Als "Neuer Adam“ war er Ebenbild Gottes, begann aber zunehmend über seine Rolle zu reflektieren. Aus zeitgenössischen Schriften wie etwa der Autobiographie Benvenuto Cellinis lässt sich schließen, dass ein weicher, emotionaler Mann damals nichts Ungewöhnliches war. Tatsächlich wurde die Vaterschaft in allen Epochen sehr unterschiedlich ausgestaltet, wobei es sich wohl nicht so oft wie erwartet um einen strengen und distanzierten Patriarchen handelte.

Erst durch die Aufklärung entwickelte sich um 1780 das Bild von Männlichkeit, das uns bis heute als gültig erscheint. Damals gab es die Vorstellung, Mann und Frau seien biologisch völlig unterschiedliche Wesen. "Dabei wird dann immer dichotomisch den Frauen die Naturnähe zugeschrieben, den Männern die Vernunftnähe, den Frauen die Schwäche, den Männern die Stärke. So wird im ganzen 19. Jahrhundert hindurch dekliniert", so Martin Dinges.

Unterdrückung von Emotionen

Der Vater hat zunehmend eine Sonderstellung in der Familie, weil er ja eigentlich gar nicht da ist. Zur Zeit der beginnenden Industrialisierung arbeiten die Väter immer häufiger außer Haus. In gleichem Maß, wie er räumlich entfernt ist, erwartet man vom Mann auch emotionale Distanz. In der Zeit von 1870 bis 1960 war es Männern praktisch gesellschaftlich untersagt, Emotionen zu zeigen. "Das ist eine Zeit, in der die Härte im Männlichkeitsbild am stärksten gefordert wurde - nicht zuletzt wegen der Weltkriege, die ja in Deutschland, England, Frankreich und vielen anderen Ländern ein heldisches, militärisches Männlichkeitsideal befördert haben. Dazu gehörte es eben auch, Emotionen zu unterdrücken," sagt Dinges.

Die Kriege waren für die Geschlechterbeziehungen eine paradoxe Zeit. Nichts stand so hoch im Kurs wie männlicher Heldenmut. Weil aber die Männer fielen, mussten die Frauen sie in allen Tätigkeiten ersetzen und selbst in männliche Rollen schlüpfen. Die starke Betonung des Alleinverdienermodells in der Nachkriegszeit war ein Versuch, wieder klare Regeln zu schaffen. Doch schon in den 1960er Jahren löste sich das Bild vom harten Mann auf, der Geld verdient und die Gefühle seiner Frau überlässt. Immer mehr Männer eifern dem Ideal des "Neuen Vaters“ nach, der sich liebevoll um seine Kinder kümmert, aber immer noch hauptverantwortlich für das Familieneinkommen sorgt. Diese Doppelrolle allerdings bedeutet für viele Männer eine Überforderung. Heute wäre eine Vielzahl von Männlichkeitsmodellen möglich.


12.05.2014