Im neuen Horizon-2020-Projekt der Europäischen Kommission werden Maßnahmen zur Reduktion der Mykotoxinbelastung über die gesamte Lebensmittelkette hinweg erarbeitet.

Die Koordination des mit 5 Mio. Euro geförderten EU-Projekts am Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT) liegt bei Prof. Rudolf Krska (IFA-Tulln), der zum Kick-off Anfang März 23 Partner aus elf Ländern empfing. "Das Projekt hat zum Ziel, eine web-basierte Toolbox zu erarbeiten, mit deren Hilfe der Gehalt an Mykotoxinen über die gesamte Lebens- und Futtermittelkette hinweg kontrolliert und reduziert werden kann", erklärt Rudolf Krska. Das beginnt schon beim Anbau der betroffenen Feldfrüchte, wo dem Befall mittels neuer Ansätze entgegengewirkt werden soll. Ein Beispiel dafür ist das Konzept der "Biokontrolle", bei der man die Schimmelpilze mit Mikroorganismen bekämpft, die mit den Schimmelpilzen in Konkurrenz treten, selbst aber keine toxischen Substanzen abgeben.

Auch soll im Zuge des Projekts der Einsatz von Biopestiziden erprobt werden; neben Weizen und Mais werden dabei auch Trockenfrüchte wie Feigen betrachtet. Sind die Feldfrüchte einmal geerntet, muss die Kontamination während der Lagerung verhindert werden. Dazu soll im Rahmen des Projekts eine Methodik entwickelt werden, die über die Messung der Kohlendioxid-Aufnahme auf Schimmelbefall schließen lässt. Auf diesem Gebiet arbeitet man im Projekt mit der "Academy of State Administration of Grain" (ASAG) zusammen.

Geringe, in den landwirtschaftlichen Rohstoffen verbliebene Mykotoxin-belastungen können während des Verarbeitungsprozesses noch weiter verringert werden - mit dem Pasta-Anbieter Barilla arbeitet man dabei etwa an der Optimierung von Mahl- und Backvorgängen. Auch kann durch Detoxifikation von Futtermitteln eine Übertragung von Pilzgiften auf Nutztiere verhindert werden - hierzu besteht eine Kooperation mit Biomin, einem österreichischen Hersteller von Futtermittelzusätzen, die Mykotoxine mittels neuartiger Enzyme entgiften können. Diese werden in MyToolBox zur Entgiftung von Mykotoxin-kontaminiertem Mais während der Produktion von Bioethanol und Biogas eingesetzt. So können selbst hochkontaminierte Mais-Chargen noch nutzbringend zur Gewinnung alternativer Energie eingesetzt werden, bei der zudem ein  mykotoxinfreies Nebenprodukt (DDGS) anfällt, das als proteinreiche Komponente Futtermitteln beigemengt werden kann.

Alle erarbeiteten Maßnahmen werden letztlich auf einer webbasierten Plattform zusammengefasst: "Ein Akteur, der irgendwo entlang der Wertschöpfungskette angesiedelt ist - beispielsweise ein Bauer oder Bäcker - kann die für ihn relevante Information selektieren und auf aktuelles Datenmaterial zur Mykotoxinbelastung zugreifen", so Krska. Quelle: Chemiereport


29.03.2016