Nachruf: Anton Trzesniowski - ein Brückenbauer ist für immer gegangen
Die FORMEC (Forestry Mechanization), die gerade vor wenigen Wochen ihr 50-jähriges Jubiläum feiern konnte und die er als Präsident nach dem Fall des Eisernen Vorhangs durch eine schwierige Phase geführt hatte, war dafür eine wichtige Plattform. Heute ist die FORMEC– mittlerweile von Professor Karl Stampfer geleitet - eines der relevanten Forsttechnik-Netzwerke, das jährlich Forsttechniker/innen aus der ganzen Welt zusammenführt.
In seinem Fachgebiet war er einer der Professoren, dem es aufgrund seiner beruflichen Laufbahn hervorragend gelang, die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu bauen. Nach dem Studium der Forstwirtschaft an der BOKU und seiner langjährigen Tätigkeit an der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach, die er mehr als 20 Jahre geleitet hatte, erhielt Anton Trzesniowski 1987 den Ruf an die BOKU als Professor für forstliches Bauingenieurwesen und Waldarbeit. Das Engagement für seine Alma Mater Viridis – so unter anderem auch als Vorsitzender des Fachsenats Wald- und Holzwissenschaften -, die Lehre und die Förderung junger Wissenschaftler/innen standen im Mittelpunkt seiner hochschulischen Aktivitäten. Das beste Beispiel ist Professor Karl Stampfer, der bei ihm promovierte, als Schrödinger-Stipendiat an der ETH Zürich war, sich bei mir habilitierte und heute das Institut für Forsttechnik und das Department Wald- und Bodenwissenschaften leitet. Anton Trzesniowski war über Europa hinaus in Asien, Afrika, Mittelamerika und Südamerika als einer der Pioniere der österreichischen Seilgerätetechnik ein gefragter Experte zu Fragen der Holzernte und Erschließung. Die Weltbank, FAO und internationale Entwicklungshilfeorganisationen bauten immer wieder auf seine Gabe technische Konzepte an die nationalen und regionalen Gegebenheiten anzupassen. Besondere Kontakte hatte er zur Universität Sopron/Ungarn, wo er regelmäßig Vorlesungen hielt und in Anerkennung seiner Verdienste 1994 mit dem Ehrendoktorat ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus war Anton Trzesniowski auch Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Eine zweite große Leidenschaft neben der Forsttechnik gehörte der Jagd und viele Kolleg/innen können nicht nur legendäre Geschichten von Aufenthalten in seiner Jagdhütte in den Ossiacher Tauern erzählen, sondern waren auch eingeladen, in seinem Revier selbst der jagdlichen Passion Folge leisten, was meist in geselliger Runde gefeiert wurde. So entstanden wichtige Brücken zwischen Wien und Kärnten aber auch in die weite Welt.
Sehr wichtig waren ihm auch seine Familie und seine zweite Heimat Kärnten. In Ossiach ansässig engagierte ers sich für die Entwicklung seiner Gemeinde und hat mit dem Musikforum als Vorgänger des Carinthischen Sommers ein kulturelles Denkmal hinterlassen, für das er auch mit dem Ehrenring der Gemeinde Ossiach ausgezeichnet wurde.
Ich durfte 1999 die Nachfolge von Anton Trzesniowski an der BOKU (Forstliches Ingenieurwesen und Waldarbeit) antreten und erinnere mich gerne an seine ausgesprochen kollegiale Unterstützung bereits beginnend bei den Berufungsverhandlungen und dann insbesondere bei meinem Start an der BOKU. Aus einer bereits angenehmen Zusammenarbeit zwischen dem Professor emeritus und seinem Nachfolger wurde ein freundschaftliches Verhältnis und trotz der leider in letzter Zeit eher seltenen Besuche in Wien war Anton für mich immer irgendwie präsent. Nicht nur ich werde ihn sehr vermissen, denn die Forsttechnik-Familie verliert ein sehr geschätztes Mitglied.
Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin Herma, seinen Kindern und Enkelkindern; Ossiach war ihr Heimathafen und wird auch seine letzte Ruhestätte sein. Hubert Dürrstein