Spatenstich für das neue Wasserbaulabor


Im 25 Meter breiten und 100 Meter langen "Main Channel" können Flüsse maßstabs- und naturgetreu nachgebaut werden

Ein neues Wasserbaulabor bietet der BOKU weltweit einzigartige Forschungsmöglichkeiten, um Fragen zu Hochwasserschutz, Wasserkraft und -straße, Sohleintiefung und Fließgewässerforschung zu untersuchen.

Am Brigittenauer Sporn, wo der Donaukanal von der Donau abzweigt, besteht seit 2015 das sogenannte "Forschungsgerinne" der BOKU. Zwischen den zwei Gewässern mit einer  Wasserspiegeldifferenz von 3 m wurde dafür eine Verbindung gegraben und ein etwa 30 Meter langer und fünf Meter breiter Bereich konnte bereits bisher als künstlicher Fluss für Wasserbauversuche genutzt werden.

Dieses Forschungsgerinne soll nun auch als Zuleitung in den "Main Channel" dienen, das Herzstück des Wasserbaulabors. Der "Main Channel" ist 25 Meter breit, ca. 100 Meter lang und es kann eine Wassertiefe von drei Meter erzielt werden. "Dort können wir Flüsse je nach Fragestellung maßstabgerecht und naturgetreu nachbilden", so Projektleiter Helmut Habersack vom Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau. "In dieser Größenordnung mit einem Durchfluss von 10.000 Liter pro Sekunde ohne Pumpen gibt es weltweit nichts Vergleichbares." Die Gesamtkosten von rund 49 Mio. Euro werden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (über vier EU Projekte mit Ungarn, Slowakei und Tschechien sowie über das Programm Investitionen in Wachstum und Beschäftigung Österreich), der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich sowie den BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem BM für Nachhaltigkeit und Tourismus, dem BM für Verkehr, Innovation und Technologie und dem BM für Digitalisierung und Wirtschaft getragen.

Die Dimensionen des "Main Channel" und die hohe Durchflussmenge erlauben es nicht nur, Versuche in sehr großem Modellmaßstab bis zu 1:1 durchzuführen, was besonders für Experimente zum  Sedimenttransport entscheidend ist. Die Bedingungen ermöglichen auch, parallel mehrere Versuche nebeneinander oder räumlich hintereinander aufzubauen. "Unsere Möglichkeiten vergrößern sich enorm, weil wir praxisnahe Modellversuche mit Donauwasser durchführen können, aber gleichzeitig Laborbedingungen haben. Wir müssen beispielsweise nicht mehr auf bestimmte hohe Wasserführungen warten, sondern können diese künstlich herstellen und deren Auswirkungen untersuchen", sagte Habersack. So wollen sich die Wissenschafter im Labor beispielsweise die bei Hochwasser ablaufenden Prozesse anschauen, etwa wie sich ein Flussbett verändert und sich die Sedimente verhalten. Sie werden untersuchen, wie sich bauliche Änderungen auf den Wasserspiegel auswirken, wie sich Hochwasserschutzdämme, Rückhaltebecken oder Überflutungsflächen unter verschiedenen Bedigungen verhalten. Im Zusammenhang mit der Schifffahrt wollen sie Maßnahmen entwickeln, die eine ausreichende Wassertiefe gewährleisten, gleichzeitig die Sohleintiefung eindämmen und die Ökologie verbessern. Bei der Wasserkraft werden z.B. im Rahmen des im Februar eröffneten CD Labors Sedimentforschung und -management mit der Energiewirtschaft gemeinsam  Möglichkeiten zur Verbesserung des Sedimentkontinuums untersucht.


27.06.2018