Citizen Science:


Nacktschnecken sind nicht gerade die Lieblinge der Gartenbesitzer. Welche Faktoren deren Vorkommen beeinflussen wurde in einer neuen Studie mithilfe der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern untersucht. So konnte die invasive Spanische Wegschnecke in über 1000 Datensätzen aus österreichischen Gärten vom Tiefland bis in Alpentäler nachgewiesen werden.

Citizen Science: Invasive Nacktschnecken in unseren Gärten
Nacktschnecken sind nicht gerade die Lieblinge der Gartenbesitzer. Welche Faktoren deren Vorkommen beeinflussen wurde in einer neuen Studie mithilfe der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern untersucht. So konnte die invasive Spanische Wegschnecke in über 1000 Datensätzen aus österreichischen Gärten vom Tiefland bis in Alpentäler nachgewiesen werden. Neben Niederschlag, der Frühlingstemperatur, den Frosttagen im Winter und der Sonneneinstrahlung war auch die Pflanzenvielfalt im Garten für das Vorkommen von Nacktschnecken verantwortlich. Die Studie ist eine der ersten Citizen-Science Studien zu invasive Nacktschnecken in Gärten und wurde kürzlich in „BMC Ecology“ veröffentlicht.

Die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) zählt zu den erfolgreichsten Neuzugängen in ganz Europa und wurde 1971 erstmals auch in Österreich nachgewiesen. Sie zählt zu den wichtigsten Schadschnecken Europas und wurde sogar in die Liste der 100 invasivsten Arten in Europa aufgenommen. Wie weit diese Nacktschnecken auch in Österreichs Gärten verbreitet sind war bislang unbekannt. „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die Spanische Wegschnecke mittlerweile Teil der österreichischen Gartenfauna geworden ist. Dadurch könnten heimische Schneckenarten verdrängt werden“, so Daniel Dörler, Leiter der Untersuchung. Aus Deutschland und der Schweiz ist bekannt, dass die einheimische Rote Wegschnecke (A. rufus) mittlerweile nur noch in Wäldern vorkommt, und in Gärten praktisch nicht mehr zu finden ist.

Citizen Science Ansatz ermöglicht Zugang zu Privatgärten

Durch die Wahl eines Citizen Science Ansatzes war es möglich, Daten von Privatgärten zu erhalten, die der Wissenschaft sonst verschlossen bleiben. Bei Citizen Science beteiligen sich, ganz vereinfacht gesagt, Bürgerinnen und Bürger aktiv an wissenschaftlichen Projekten. „In unserem Fall waren dies mehr als 150 Studierende im ersten Ausbildungsjahr, um die Methode zu testen“, so Daniel Dörler. Die Teilnehmenden sammelten mit einer standardisierten Methode über 2000 Schnecken. Zusätzlich wurden die in einem Umkreis von 2 m befindlichen Pflanzenarten gezählt. Mittels eines DNA Barcoding Verfahrens wurden die Schnecken dann identifiziert, wobei sich zeigte, dass 92% der analysierten Schnecken Spanische Wegschnecken waren. Erst durch die Kombination von Citizen Science und DNA Barcoding-Methoden konnten diese Ergebnisse erzielt werden. An der Studie waren die BOKU-Institute für Zoologie, für integrative Naturschutzforschung und für Angewandte Statistik und EDV beteiligt; die Finanzierung kam vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.  

Schneckenvorkommen durch Klima und Gartenstruktur beeinflusst
Die Spanische Wegschnecke konnte sowohl im Flachland des Ostens, als auch in alpinen Tälern z.B. in Tirol nachgewiesen werden. Zwar findet die Spanische Wegschnecke in Gärten meist ideale Lebensbedingungen vor, dennoch bestimmen vor allem Klimafaktoren deren Vorkommen in Gärten. Vor allem die Anzahl der Frosttage im Winter wirken sich negativ auf die Nacktschneckenpopulation im Folgejahr aus. Auch die Niederschlagsmenge im Frühling spielt eine Rolle. Es zeigte sich auch, dass Gärten mit einer geringen Pflanzenvielfalt weniger Schnecken aufwiesen als Gärten mit einer höheren Pflanzenvielfalt.

Die Forscher ziehen auch in einem weiteren Aspekt der Studie eine wichtige Schlussfolgerung: „Wir konnten hier zeigen, dass mit einem Citizen-Science-Ansatz das Vorkommen invasiver Arten erforscht werden kann. In anderen Ländern wie z.B. Großbritannien oder Australien, wird schon lange auf Citizen Science gesetzt, um neu eingeschleppte Arten frühzeitig zu erkennen. Auch in Österreich könnte diese Methode in Zukunft verstärkt genutzt werden. Denn niemand bemerkt Veränderungen in der Artenzusammensetzung so schnell, wie die Menschen, die dort leben“, so Dörler.

Finanzierung: Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT)

Quelle:
Dörler et al. 2018: Occurrence of the invasive Spanish slug in gardens: can a citizen science approach help deciphering underlying factors? BMC Ecology, gratis verfügbar unter https://rdcu.be/3ToP.
Eine Kurzzusammenfassung auf Deutsch finden Sie unter https://bit.ly/2OwPYVH.

Auf Österreich forscht (www.citizen-science.at), Österreichs größter Plattform für Citizen Science, finden Sie mehr als 50 Citizen Science Projekte zum Mitforschen.

Kontakt (Fotos auf Anfrage erhältlich):
Daniel Dörler
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Zoologie
daniel.doerler[at]boku.ac.at
+43 (01) 47654 83320,


27.08.2018