GIL-Jahrestagung 2019
Smart Farming - Landwirtschaft folgt Digitalisierungspfad
Satellitengesteuerte Mähdrescher, die zentimetergenau über den Acker navigieren, sind nur ein Beispiel dafür, dass die Digitalisierung die Landwirtschaft bereits nachhaltig erfasst hat. "Im Forschungsbereich beschäftigen uns Themen wie "Precision Farming" bereits seit Mitte der 80er-Jahre. Bei der Umsetzung in die Praxis haben wir es aber mit wellenförmigen Entwicklungsschüben zu tun. Im Augenblick beobachten wir einen extrem starken Anstieg", so Univ.Prof. DI Dr. Andreas Gronauer, Leiters des Instituts für Landtechnik an der BOKU.
Der Digitalisierungsexperte sieht aber auch Nachholbedarf sowohl in der Forschung als auch in der universitären Ausbildung: "Auf dieser Ebene bietet in Österreich die BOKU umfassende agrarwissenschaftliche Angebote an: Wir versuchen den rasanten Entwicklungen mit innovativen Angeboten in der Forschung zu begegnen und vor allem durch Reformen in der Lehre die zunehmenden Herausforderungen in der universitären Ausbildung zu bedienen. Das gelingt uns in zunehmendem Maß. Eines muss uns nämlich bewusst sein: Wenn Innovation, Forschung und Entwicklung für die Firmen im Land nicht vorhanden sind, dann werden sie sich das woanders holen. Jenseits der Grenzen, um sich dort Innovation einzukaufen. Das ist für alle Länder, die vom Ingenieurs-Geist als Kapital leben, eine bedenkliche Geschichte."
Landwirtschaft 4.0
Die Digitalisierung entwickelt sich auch im Agrarsektor rasant weiter und soll den Landwirten die Arbeit erleichtern. "Die 'Landwirtschaft 4.0' ist dabei ein wichtiges Instrument für die Betriebe, um effizient und ressourcenschonend arbeiten zu können", so der GIL-Vorsitzende Dr. Markus Gandorfer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. "Es gibt einen Riesen-Hype um die Landwirtschaft 4.0. Wichtig ist aber, wie das Thema in der Praxis ankommt. In Fachzeitschriften, das hat eine Auswertung ergeben, werden vor allem Datenschutz und Datenhoheit als Probleme genannt. Hier gibt es noch viel zu tun. Ein weiterer Punkt ist der hohe Investitionsbedarf. Viele Geräte würden im Laufe der Zeit aber kostengünstiger. Jedenfalls müssen sich innovative Ideen hinsichtlich Funktionalität, Kosten und Benutzerkompatibilität bewähren, damit digitale Innovationen schlussendlich durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit für eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz landwirtschaftlicher Produktionsverfahren sorgen."
Die Tagung, unterstützt von der Österreichischen Hagelversicherung, beschäftigte sich 2019 mit einem Megatrend – der Landwirtschaft 4.0 bzw. der Digitalisierung landwirtschaftlicher Betriebe in klein-strukturierten Regionen. "Für die einen mag der Einsatz digitaler Technologien in der Landwirtschaft noch ein Neuland sein, für die anderen ist es ganz klar ein nicht mehr wegzudenkender Teil des tagtäglichen Wirtschaftens. Ohne Digitalisierung könnten Landwirte keine Satellitendaten nutzen, die sowohl zur Ertragssteigerung als auch zu Schadensminderungen beitragen können", so Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung und Uniratsvorsitzender der BOKU.