Ein Virus als Schutzengel


Studierende der BOKU und der Universität Wien wurden bei iGEM, einem renommierten vom MIT in Boston gegründeten Wettbewerb für synthetische Biologie, mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Neben rund 250 internationalen Teams konnte „PHANGEL“ die Jury mit einem neuen Phagentherapie-Ansatz gegen Sepsis überzeugen.

Bis zu 11 Millionen Menschen sterben weltweit jedes Jahr an einem septischen Schock. Der Grund dafür ist nicht nur eine unkontrollierte Infektion, sondern auch die überschießende Reaktion des Immunsystems. Geprägt von den Widrigkeiten der COVID-19-Pandemie beschlossen Wiener Studierende, sich nicht mehr von der tödlichen Effizienz der Virenwelt einschüchtern zu lassen, sondern für sich zu nutzen. Dabei wurde ein Konzept entwickelt, um nicht nur die eines septischen Schocks zugrundeliegende Infektion einzudämmen, sondern gleichzeitig auch eine überschießende Reaktion des Immunsystems zu verhindern. Hierfür soll ein Phage (ein Virus, das nur Bakterien befällt) gentechnisch verändert werden, um infektiöse Bakterien in der Blutbahn nicht nur zu töten, sondern auch deren Toxine zu inaktivieren. Für diesen Zweck zwingt die Phage das Bakterium - bevor es die Zelle tötet - ein Protein zu produzieren, das an freiwerdende bakterielle Gifte bindet, um so eine Sepsis zu verhindern. Angeleitet wurde das Team von Diethard Mattanovich und Martin Altvater vom Department für Biotechnologie.  

iGEM (international Genetically Engineered Machine) wird seit 2003 am MIT in Boston ausgetragen, ab 2017 mit erfolgreicher Teilnahme von Teams der BOKU. iGEM ist nicht nur ein Wettbewerb für Studierende und eine großartige Möglichkeit sich mit Teams aus aller Welt zu verknüpfen, sondern auch der Versuch, die großartigen Möglichkeiten synthetischer Biologie für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Aus diesen Gründen ist iGEM eine immer noch wachsende Veranstaltung mit tausenden teilnehmenden Studierenden mit kreativen Ideen, die helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. 


30.11.2020