Forschung und Praxis für klimafitte Böden


Modernste Naturwissenschaft im praktischen Agrarökosystem. Das war die Idee der BOKU-Forscher*innen Gernot Bodner (Pflanzenbau) und Katharina Keiblinger (Bodenforschung), um mit neuesten Erkenntnissen der Humusforschung Bodenfunktionen auf landwirtschaftlichen Pionierbetrieben zu untersuchen. Für den niederösterreichischen Umweltbericht ein Beispiel erfolgreicher Kooperation von Wissenschaft und Praxis.

Mit dem "Europäischen Green Deal" steht auch die Landwirtschaft vor der großen Herausforderung der Klimaneutralität. Dabei sollen „Senkenpotenziale“ landwirtschaftlicher Böden helfen. Unter dem Stichwort „Carbon Farming“ verfolgt die EU das Ziel, CO2 aus der Atmosphäre im Humus von Ackerböden zu binden. Mit Humussteigerungen zwischen 1 und 4 Promille pro Jahr hofft man auf einen substanziellen Klimaschutzbeitrag. In Wissenschaft und Politik wird seither heiß diskutiert, ob dies ein realistisches Ziel ist.

Die Überzeugung der BOKU-Forscher/innen: Humusaufbau-Potenziale der Zukunft können am besten in Betrieben abgeschätzt werden, deren Betriebsleiter den Boden in den Mittelpunkt stellen. Denn mehr als die immergrünen, biodiversen und kaum mechanisch bearbeiteten Systeme der Bodenpioniere aus den Vereinen Boden.Leben (www.bodenistleben.at/) oder den regenerativen Landwirten der Humusbewegung (www.humusbauern.at/) geht nicht. Mit dieser Prämisse versucht die Forschergruppe an den beiden Instituten über paarweise Vergleiche von Pionier- und Standardfeldern sowie natürlichen Referenzflächen auf 20 Standorten in Österreich die Humusaufbaupotenziale zu ergründen. In vielfältigen Agrarökosystemen sind sie mit modernsten Untersuchungsmethoden den komplexen mikrobiellen Prozessen auf der Spur, um die Chancen von „Carbon Farming“ besser einzuschätzen und zentrale Stellschrauben für eine klimafitte Bewirtschaftung identifizieren zu können.

Wie der Niederösterreichische Umweltbericht die Forscher/innen zitiert, erhoffen sie sich dadurch „dass wissenschaftliche Erkenntnisse auch die Praxis der Landwirte erreicht. Und umgekehrt : Viele Bäuerinnen und Bauern machen enorm wichtige Naturbeobachtungen, die der Wissenschaft neue Hinweise geben oder Probleme aufzeigen. Viele Landwirte erkennen, dass sich durch den Klimawandel die Bedingungen verändern. Früher habe man die Bauern als wenig dynamisch und aufgeschlossen gesehen. Jetzt gibt es die wildesten Ideen für neue Bewirtschaftungsformen“. https://www.umweltbericht.at/blicke-2021_landwirtschaft-forstwirtschaft-und-bodenschutz/

 

Ein Anreiz also für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung im Praxisbetrieb.

 

Kontakt:

Priv.-Doz. DI Dr. Gernot Bodner

Universität für Bodenkultur

Institut für Pflanzenbau

E-Mail: gernot.bodner (at)boku.ac.at

Tel.: +43 1 47654 95115

 

Priv.-Doz. DI Dr. Katharina Keiblinger

Universität für Bodenkultur

Institut für Bodenforschung

E-Mail: katharina.keiblinger(at)boku.ac.at

Tel.: + 43 1 47654 91141


23.02.2022