Prinzessin Erbse
Mit dem Ziel, über die Bedeutung von Nutzpflanzen für Landwirtschaft und Ernährung zu informieren, führte die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften erstmalig eine Wahl zur Kulturpflanze des Jahres durch. Im Rahmen einer Mitgliederbefragung wurde die Erbse zur diesjährigen Siegerin gekürt. „Die vor mehr als 9.000 Jahren nördlich der arabischen Halbinsel domestizierte Erbse hat vielfältige Nutzungsmöglichkeiten als Futterpflanze, Trockenspeiseerbse und Rohstofflieferant für die Nahrungsmittelindustrie“, betont Hans-Peter Kaul vom Institut für Pflanzenbau der BOKU und Präsident der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften e.V. „Physiologisch unreif geerntet ist sie ein schmackhaftes Gemüse, während reife Erbsen hohe Gehalte an wertvollen Proteinen und Stärke aufweisen.“
Als Leguminose kann die Erbse aufgrund ihrer Symbiose mit Knöllchenbakterien der Gattung Rhizobium Stickstoff aus der Luft fixieren. Das macht sie unabhängig von der Stickstoffdüngung und damit an vielen Standorten unentbehrlich in der Fruchtfolgegestaltung des ökologischen Landbaus. Bei synchronem Erntezeitpunkt der Partner sind auch Mischkulturen mit dem Ziel, das reife Korn zu ernten, möglich. Besonders für Biobetriebe ist das interessant, um eine verbesserte Unkrautunterdrückung zu erzielen. Auch die Gesamtproduktivität von Mischkulturen kann erhöht sein. Als Stützfrucht und Partner hat sich die Sommergerste bewährt. Obwohl es Winterformen gibt, wird die Erbse überwiegend als Sommerkultur angebaut. In getreide- und winterkulturlastigen Fruchtfolgen kann die Integration der Erbse Infektionsketten durchbrechen und einer einseitigen Verunkrautung entgegenwirken. Ihr hoher Vorfruchtwert resultiert zudem aus dem Aufbau stabiler Humusformen und dem Einsparpotential bei Stickstoffdüngern.
Gemüseerbsen werden in der EU auf etwas mehr als 150.000 Hektar angebaut. Die wichtigsten Produzenten sind Frankreich, Ungarn, Spanien, Italien und Belgien. In Deutschland lag die Produktionsfläche 2021 bei ca. 5.000 Hektar, in Österreich wurden Gemüseerbsen auf rund 2.200 Hektar kultiviert. Der allergrößte Teil der Produktionsmenge wird zu Tiefkühlprodukten weiterverarbeitet. Aufgrund der fehlenden Lagerfähigkeit handgepflückter Frischmarkterbsen ist deren Bedeutung im Anbau zweitrangig.
In der EU ist die Körnererbse aufgrund der Ausweitung der Sojabohnenproduktion nur noch die zweitwichtigste Körnerleguminose. Die gesamte, mit Körnerleguminosen bestellte Fläche lag 2020 bei knapp 3 % der Ackerfläche der EU. In Ländern wie Österreich, Italien, Rumänien und Ungarn dominiert aufgrund des wärmeren Klimas der Anbau von Soja. Die Erbse spielt in diesen Ländern daher eine untergeordnete Rolle.
Weiterführende Informationen
www.gpw.uni-kiel.de/de/kulturpflanze-des-jahres/2022
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www.gpw.uni-kiel.de/de/kulturpflanze-des-jahres/2022/erbse