Nachruf auf Hanno Richter


Die BOKU trauert um Univ.Prof. Hanno Richter, der am 22. September 2022 verstorben ist.

Hanno Richter war ein international anerkannter Pionier der Forschung zum Wasserhaushalt der Pflanzen und von 1993 bis 2007 Professor am Institut für Botanik der BOKU.

Richter wurde 1939 in Wien geboren und belegte ab 1957 an der Universität Wien neben Botanik auch Chemie und Physik, was ihm später beim Verständnis von und Experimentieren an Pflanzen sicher half. Nach seiner Dissertation wurde er 1965 Assistent an der BOKU, habilitierte sich auf dem Gebiet Pflanzenanatomie und -physiologie und wurde 1993 Ordinarius. Er leitete das Institut für Botanik und war der erste Leiter des Departments für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung von dessen Gründung 2004 bis zu seiner Emeritierung 2007.

Wissenschaftlich widmete er sich zunächst der Zellphysiologie, bald aber dem Wasserhaushalt und -transport von Bäumen, womit er in die Fußstapfen von Josef Böhm trat, der an der BOKU schon bald nach deren Gründung an diesem Thema arbeitete. Richter führte die Druckbombe zur Messung des Wasserpotentials von Pflanzen in Österreich ein und veröffentlichte richtungsweisende Erkenntnisse zum Wasserhaushalt von Holzpflanzen.

Richter hatte nicht nur eine breite naturwissenschaftliche Ausbildung, sondern war auch sprachgewandt. Er sprach sehr gut Englisch – für seine Generation gar nicht selbstverständlich – und konnte sich auch auf Italienisch, Französisch und sogar Latein verständigen. Dadurch ergaben sich viele wissenschaftlichen Kontakte besonders nach Italien, Tschechien, Frankreich, England, die USA, Australien, Korea und China, sodass er wesentlich zur Internationalisierung der BOKU beitrug.

Neben der Wissenschaft gehörte sein Interesse der Geschichte, und er streute sein breites Wissen immer wieder ein. So gehörten bei den Exkursionen auf den Leopoldsberg eine Erklärung der verschiedenen Strategien von Holzgewächsen unter Wasserstress ebenso dazu wie die Schilderung des Entsatzschlacht Wiens von 1683 und die Geschichte vom Schleier der Agnes, die der Heilige Leopold in einem Hollerbusch fand und zum Dank das Kloster Klosterneuburg gründete. Bei all seinen internationalen Kontakten blieb Hanno ein echter Wiener, der bei seltenen Gelegenheiten auch den „Gschupftn Ferdl“ zum Besten gab.

Besonders zu erwähnen ist sein ehrenamtliches Engagement in Öffentlichkeitsarbeit und Politikberatung. Als langjähriges Mitglied des Rates der Sachverständigen für Umweltfragen der Stadt Wien konnte er sein umfassendes Wissen und sein kritisches Denken zum Wohl der Gemeinschaft einbringen.

Für seine ehemaligen Kolleg*innen bleibt Hanno als gebildeter und humorvoller Chef und Freund in Erinnerung, der immer Zeit und Interesse für ihre Arbeiten und Probleme hatte.


26.09.2022