"Der Lengyel"
Als leidenschaftlicher Segler hatte Werner Lengyel einen ganz besonderen Bezug zur Natur und vor allem zum Element Wasser. Das hat ihn offensichtlich schon während seiner Studienzeit an der BOKU dazu bewogen nach sechs Semestern des Studiums der Forstwirtschaft dann 1951 auf das Studium „Kulturtechnik und Wasserwirtschaft“ umzusteigen, welches er im Juli 1956 erfolgreich abschloss. 1962 erlangte er die Befugnis eines Zivilingenieurs für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft und übernahm in den 1960er-Jahren das von seinem Schwiegervater Dipl. Ing. Dr. Rudolf Pönninger gegründete Ingenieurbüro. Sein Tätigkeitsfeld weitet sich damals immer mehr in Richtung Abfallwirtschaft aus, wodurch er seine Doktorarbeit auch dem Thema „Abfallordnung für den Kärntner Zentralraum“ widmete.
Werner Lengyel promovierte 1972 an der BOKU und war danach viele Jahre im Rahmen der Lehrveranstaltung „Müll- und Abfallbeseitigung“ als Vortragender an der BOKU tätig und hat viele Studierende für die Abfallwirtschaft begeistern können. Fußend unter anderem auf seinen Erfahrungen und Leistungen als Lehrbeauftragter an der BOKU verfasste er 1980 seine Habilitation zur Fachthematik „Abwasser- und Abfallbeseitigung aus der Sicht des Energieeinsatzes“, worauf 1983 schließlich auch seine Ernennung zum tit. ao. Univ.-Prof. erfolgte.
Werner Lengyel steht für wegweisende Projekte im Abwasser- und Abfallbereich, z.B. die Kläranlage Klagenfurt (1967) und knapp zehn Jahre später die Wörthersee‐Ringkanalisation (1976), oder die Errichtung der ersten eiförmigen Faulbehälter in Österreich, aber auch für Deponie- und Altlastenprojekte nach dem Stand der Technik.
Jede Aufgabenstellung, jede Planung war für ihn eine Herausforderung für etwas Neues, etwas Innovatives, etwas was es noch nicht gab. Er hatte einen besonderen Blick für Details, ohne dabei das gesamte Projekt aus den Augen zu verlieren. Er war ein Mensch mit einer natürlichen Autorität, er war einfach „Der Lengyel“. Typisch für ihn war sein PKW, eine Citroën DS – ein Auto, das trotz seiner vielen Neuerungen (Servolenkung, hydraulisches Federungssystem, Karosserieform) dauerhaft funktionssicher und zweckmäßig war.
Für die praxisorientierte Ausrichtung des wissenschaftlichen Fachs „Abfallwirtschaft“ an der BOKU legte Werner Lengyel den Grundstein. Auch dafür sind wir ihm sehr dankbar.
In der Nacht zum 7. September 2022 ist Werner Lengyel im 95. Lebensjahr verstorben. Als die charismatische Persönlichkeit, die er war, als „Der Lengyel“ wird er uns immer in Erinnerung bleiben!
Peter Lechner und Marion Huber-Humer
Für die Archiv-Recherche an der BOKU bedanken wir uns bei Elisabeth Millauer und Peter Wiltsche.