Bodenschutz braucht Gesetze
Die „International Soil Law and Governance Conference“ fand am 20. Oktober 2022 im Online-Format statt, veranstaltet durch das Institut für Rechtswissenschaften der BOKU gemeinsam mit Clim:Law Graz, dem Forschungszentrum für Klimaschutzrecht der Universität Graz und dem deutschen Umweltbundesamt (UBA). Nach Begrüßungsworten von Christoph Bezemek (Universität Graz) und Daniel Ennöckl (BOKU) sowie einer Video-Botschaft der österreichischen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler startete das Tagungsprogramm mit einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Soils: future challenges and good governance“.
Patricia Kameri (Umweltprogramm der Vereinten Nationen [UNEP]), Dirk Messner (UBA), Jiayi Zhou (Stockholmer internationales Friedensforschungsinstitut [SIPRI]), Andrea Vettori (Europäische Kommission), Robert Wabunoha (UNEP) und Li Lifeng (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen [FAO]) diskutierten über die Bedeutung des Bodenschutzes in Zeiten multipler globaler Krisen. Wesentlich sei, dass Bodenmanagement nachhaltig und präventiv gestaltet wird, und Maßnahmen nicht erst dann gesetzt werden, wenn bereits der sprichwörtliche Hut brennt. „Vor allem in der Klimakrise merken wir, dass der Boden eine endliche Ressource ist, die wir dringend brauchen, auch um die Biodiversität zu schützen“, so Patricia Kameri. Andrea Vettori berichtete, dass auf EU-Ebene mit Stakeholdern und Expert*innen intensiv daran gearbeitet werde, einen Umstieg bei sowohl Energie- als auch Bodennutzung zu erreichen.
Einig war sich das Podium darin, dass die große Herausforderung darin liegt, das bestehende Wissen um die nötigen Veränderungen in die Umsetzung zu bringen. Die entsprechenden rechtlichen Maßnahmen müssen auf globaler, regionaler und lokaler Ebene gesetzt werden. Es sei ein Auftrag der Politik, den Boden mit Gesetzen zu schützen, hörten die fast 100 online Anwesenden, die sich mit Wortmeldungen in die Diskussion einbrachten.
Nach der Mittagspause wurde am Panel „Best practices and innovative regulatory approaches“ auf die aktuellen Herausforderungen und Lösungsstrategien zur Bewahrung und Wiederherstellung eines gesunden Bodens in verschiedenen Regionen der Welt eingegangen. Harald Ginzky (UBA) beschrieb die Bodenversiegelung als größten Faktor der Bodenzerstöung in Deutschland. Hier gäbe es zu wenige Regulierungen in Bezug auf bindende Bodenstandards und keine integrierte Kompetenz von Bodenschutzautoritäten. Pamela Towela Sambo (Universität von Sambia) sprach als größten Treiber der Bodendegradation in Sambia die Verteilung des Grundbesitzes an. Gernot Stöglehner (BOKU) schlug vor, dass in Österreichs Raumplanung mehr praktikable Einschränkungen genützt werden sollten. Qin Tianbao (Wuhan Universität) berichtete von der Übernutzung und Intensivierung der Landwirtschaft als zentralem Problem in China. Hier brauche es einen gesamtheitlichen Ansatz, um entgegenwirken zu können.
Christine Stumpp (BOKU) ging anschließend im von Nikolaus Handig (BOKU) moderierten Panel „Sustainable soil management and climate“ auf detaillierte Bodenmanagementmaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ein. Herwig Ranner (Europäische Kommission) beschrieb eingehend die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen auf internationaler Ebene, um dann pointiert zu resümieren: „It‘s not that easy“.
Das finale Panel des Tages widmete sich „Soil, international cooperation and food security“ unter der Leitung von Harald Ginzky. Der Boden als Lebensgrundlage sowie Nahrungsquelle müsse gesund gehalten werden, so Natalia Rodríguez Eugenio (FAO). Laut Francis Tetteh (Council for Scientific and Industrial Research) sei dabei vor allem die Weitergabe von Information und Wissen über die nachhaltige Bodenbewirtschaftung und eine Überführung dieses Wissens in Gesetze wichtig. Ein schöner Schlusspunkt, den Oliver Ruppel in seinen Abschiedsworten an das Publikum unterstrich.