Starterkit zur Förderung der Artenvielfalt: Wechselkröte und Co. im eigenen Garten
Dazu werden an ausgewählten Standorten kleine, künstliche Gartenteiche von Gartenbesitzer*innen angelegt und die den Teich besiedelnden Arten unter Anleitung von Wissenschaftler*innen dokumentiert. Neben der Lebensraumschaffung werden auch Habitatpräferenzen der Arten ermittelt, zusätzlich soll die Aufmerksamkeit auf die Biodiversitätskrise gelenkt werden.
Im Fokus der zu untersuchenden Tiergruppen stehen Amphibien, die zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen der Welt gehören. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig, betreffen aber oft die Zerstörung geeigneter Lebensräume. Aus diesem Grund, stellen mittlerweile auch landwirtschaftliche Gebiete und sogar Städte wichtige Ersatzlebensräume für einige Amphibienarten dar. Beispielsweise wird die stark bedrohte Wechselkröte - eigentlich eine Pionierart der Steppen und Wildflussauen - in Kulturlandschaften und Siedlungsräumen angetroffen, während ihre Ursprungshabitate kaum mehr vorhanden sind.
Ein BOKU-Forscher*innenteam hat es sich im Rahmen eines von der „Europäischen Union – NextGenerationEU“ finanzierten Projektes zur Aufgabe gemacht, die österreichweite Bestandsituation dieser bedrohten Tierart zu erfassen, Gefährdungsursachen zu bestimmen und Lebensraum, in Form von kleinen Laichgewässern, zu schaffen. Lukas Landler, Projektleiter: „In einer Zeit in der Trockenheit zu einem immer größeren Problem wird und künstliche Gewässer oft zum letzten Ausweg für diese Tiere werden, wird dieses Projekt zu einem besseren Verständnis von Pionierlebensgemeinschaften, zu der auch die Wechselkröte gehört, führen und zusätzlich Lebensraum für eine Vielzahl von weiteren Arten schaffen.“
Die ambitionierten Ziele des Projekts sollen durch die Mitarbeit von interessierten Bürger*innen (den Citizen Scientists) erreicht werden. Mit Hilfe einer eigens entwickelten Smartphone-App können Rufe von Fröschen und Kröten, insbesondere der Wechselkröte aufgenommen werden um so den Wissenschafter*innen eine Identifizierung der jeweiligen Art zu ermöglichen und die Wechselkrötenstandorte geografisch zu verorten. Die erhobenen Verbreitungsdaten werden dann mit Landnutzung und gemessenen Schadstoffkonzentrationen verschnitten um Habitatpräferenzen der Kröten zu modellieren. Das Highlight dieses Projektes ist die parallel startende Teichaktion zur Lebensraumschaffung für die Wechselkröte und andere Tierarten. Dabei werden an bis zu 300 Bürger*innen kleine Gartenteich Pakete verschickt, um ankommende Tierarten (von Insekten bis zu Amphibien) zu monitoren und damit einen zuvor nie dagewesenen Einblick in die Besiedlung von Kleinstgewässern zu geben. Die Bürger*innen können in ihrem eigenen Garten erleben, wie ein zunächst leeres Kleinstgewässer langsam von einer Reihe von unterschiedlichen Arten besiedelt wird. Expert*innen der BOKU Wien und des Naturhistorische Museums Wien arbeiten dabei mit den Citizen Scientists eng zusammen um die Besiedelung zu dokumentieren und die Arten zu identifizieren.
Das Kern-Team umfasst neben dem Herpetologen Lukas Landler die Citizen Science-Experten von Österreich forscht (Daniel Dörler und Florian Heigl) auch den Pestizid-Experten Johann Zaller und den Gewässerökologen Wolfram Graf, alle von der Universität für Bodenkultur Wien. Zusätzlich sind auch die Leiterin der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums Silke Schweiger und Thomas Ofenböck (Leiter des Netzwerks Gewässerökologie der Stadt Wien) Teil des Kernteams.
Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, lnnovation und Technologie gefördert.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie in den kommenden Monaten auf Österreich forscht (www.citizen-science.at), sowie der BOKU Citizen Science-Website (www.boku.ac.at/citizen-science).