In memoriam Leopold März


Die BOKU trauert um Altrektor Leopold März – eine prägende Persönlichkeit von großer Weitsicht und Menschlichkeit.

Nachruf Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. DDr. h.c. mult. Leopold März

1944-2025

Prof. Leopold März wurde am 5.2.1944 in Brünn geboren. Er begann seine wissenschaftliche Laufbahn am Institut für Chemie der Universität für Bodenkultur im Zuge des Studiums der Lebensmittel- und Gärungstechnologie als wissenschaftliche Hilfskraft im Jahr 1969, gefolgt von einer Anstellung als Hochschulassistent bzw. als Universitätsassistent. In dieser Periode absolvierte Leopold März auch postdoktorale Forschungsaufenthalte in den USA bei Prof. Om Bahl an der State University of New York in Buffalo (2 Jahre und 3 x 3 Monate). 1979 erfolgte die Habilitation für das Fach Biochemie. Im Jahr 1983 folgte sodann die Ernennung zum Ao. Universitätsprofessor und die Übernahme der Funktion des Institutsvorstands am Institut für Chemie. 1990 wurde März zum Ordentlichen Universitätsprofessor für das Fach Biochemie berufen.

Wissenschaftlich legte Leopold März den Grundstein der Kohlenhydratchemie und – biochemie an der BOKU, sein persönlicher fachlicher Schwerpunkt lag in der Proteinglykosylierung und deren Funktionen, ein zum damaligen Zeitpunkt völlig neuer Wissenschaftsbereich.  Dieses Thema, inzwischen Glykobiologie genannt, hat er an der BOKU durch Gründung einer gleichnamigen Arbeitsgruppe initiiert und zu nationalem und internationalem Ansehen gebracht. 1981 wurde bereits das erste „European Symposium on Carbohydrates“ an der BOKU abgehalten, gefolgt von „Eurocarb“ 2009 und  dem „21st International Symposium on Glycoconjugates“ mit ca. 560 Teilnehmer*innen 2011in Wien mit ihm als Conference-President. 

Als langjähriger Vorstand des Instituts für Chemie (1983-1992) hat er dessen Ansehen geprägt und viele richtungsweisende Schwerpunkts- und Personalentscheidungen getroffen. 

Ganz besonders war er von Beginn an Universitätspolitik interessiert. Er hat viele Gremien in der universitären Selbstverwaltung geprägt und wurde 1993 zum Rektor gewählt. In seiner Rektoratszeit (1993-2003) hat er die Universität für Bodenkultur, von einer stark national ausgerichteten Universität zu einer international anerkannten Life-Science-Universität mit einer großen Anzahl von Partneruniversitäten geführt. Wesentliche Verdienste um die Förderung der wissenschaftlichen Forschung hat sich Leopold März in seiner Rektoratszeit erworben. Dies gilt vor allem für seinen Einsatz in der Bereitstellung moderner baulicher und instrumenteller Infrastruktur, welche die Grundlage für die Entwicklung zur heutigen Universität für Bodenkultur als forschungsaktive und Drittmittel-potente Institution gebildet hat. Als weiteres Beispiel sei auch seine weitsichtige Initiative zur Gründung von Christian-Doppler-Laboratorien an der BOKU anzuführen, die wichtige zukunftsrelevante Forschungsthemen bearbeiten, insbesondere auf dem Gebiet der Chemie der Zellulose und der Chemie nachwachsender Rohstoffe. Auch im nationalen Umfeld wurde die BOKU mit ihm an der Spitze von der Politik viel deutlicher wahrgenommen, was auch zum Beginn einer Verbesserung der personellen und baulichen Ressourcen führte. Diese Strategie wurde erfolgreich von den nachfolgenden Rektoraten weitergeführt. In seine Zeit des Rektorats fällt auch die politische Vorbereitung und Diskussion für das UG 2002, das Universitäten weitreichende Autonomie gibt. Diesen österreichischen innenpolitischen Reformprozess hat Leopold März maßgeblich beeinflusst. Die BOKU wurde zur Vorzeigeuniversität mit sehr charakteristischen Struktur- und Kooperationsformen. Die internationale Vernetzung und Einbindung exzellenter Gastwissenschafter war ihm ebenso ein großes Anliegen. So war er wesentlich an der Gründung und Entwicklung der Donaurektorenkonferenz beteiligt – er war deren Präsident von 2000 - 2001 und förderte die Vernetzung mit der ICA, der Association for European Life Science Universities, deren Präsident er von 2003 bis 2007 war. Damit legte er den Grundstein für die heute sehr internationale Ausrichtung der BOKU mit ihren zahlreichen Universitätspartnerschaften und Joint Degree Programmen. 

In allen seinen Funktionen waren ihm die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer besonders wichtig. Egal ob im wissenschaftlichen oder im Verwaltungsbereich: die Förderung, Unterstützung und Begleitung des Nachwuchses waren ihm immer ein großes Anliegen. 

Für die BOKU war Leopold März ein weitsichtiger und umsichtiger Rektor in Zeiten der Reformen. Er hat die BOKU nachhaltig geprägt! Für seine zahlreichen Verdienste wurde Leopold März mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Goldenen Ehrenring der Stadt Tulln, der Ehrenpräsidentschaft der Österreichischen Gesellschaft für Biotechnologie, dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, dem Goldenen Komturkreuz für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich oder dem Ehrendoktorat der Pannon Todomany Egyetem (landwirtschaftliche Universität). Seine Verdienste insbesondere für die Donauregion wurden 2015 mit dem Danubius Award gewürdigt.


Erinnerungen von Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter

„Für mich war Leopold März mein großes Vorbild und wichtigster Mentor. Seine Fähigkeit, komplexe Krisensituationen mit gut gewählten Worten zu entschärfen und damit tragfähige Lösungen zu ermöglichen, hat mich jahrzehntelang beeindruckt. Er fehlt mir!“
Erika Staudacher 

„Leopold März hat mich an die BOKU berufen und in den ersten Jahren – vor allem auch in meiner Vizerektoratsfunktion unterstützt und begleitet, wofür ich sehr dankbar bin. Nach kurzer Zeit wurde mir klar, welch entscheidenden Einfluss Leo März für die Öffnung und Internationalisierung der BOKU geleistet hat. Ohne ihn wären wir nicht dort, wo wir heute stehen!“
Martin Gerzabek

„Leopold März hat ganz entscheidend meine wissenschaftliche Laufbahn an der BOKU ermöglicht und die fachliche Ausrichtung des damaligen Instituts für Chemie geprägt. Er stand mir in allen Bereichen als Freund, Ratgeber und Unterstützer immer zur Seite.“
Paul Kosma 

„Leopold März hat meinen Lebensweg ganz maßgeblich geprägt. Er hat mich aus der Praxis an die BOKU berufen und mir schon 2 Jahre später das Vertrauen geschenkt, mich als Vizerektor für die Schlüsselressorts Personal und Finanzen in sein Team zu holen. Seinem Wunsch mir gegenüber, mich für seine Nachfolge zu bewerben, bin ich – bei aller von Ihm vermittelten Motivation - vor allem auch deshalb nachgekommen, weil ich mir seiner Unterstützung sicher sein konnte. So wurde aus Kollegialität eine Freundschaft, die uns immer wieder zusammengeführt hat und ich hatte die Möglichkeit, Leopold März das letzte Mal vor 3 Wochen zu treffen. Die BOKU verliert mit Leopold März einen Ihrer ganz Großen und ich einen großartigen Freund und Mentor. Er hinterlässt eine große Lücke und wird uns allen sehr fehlen.“
Hubert Dürrstein

"Mit Leopold März bin ich in großer Dankbarkeit verbunden. Er war die wesentliche treibende Kraft und Gründungsvorstand für die 1984 erfolgte Gründung des damaligen Zentrums für Angewandte Genetik (ZAG), welches sich in der Folge zum Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie (DAGZ) entwickelt hat. Leopold März war im Rahmen des International Carbohydrate Symposiums 1984 in Utrecht mein erster und entscheidender Kontakt zur BOKU, wo er mich zur Bewerbung an die BOKU eingeladen hat, um am Aufbau des ZAG mitzuwirken. Ein Jahr später durfte ich an der BOKU meinen Dienst antreten, wobei Leopold März für die Anfangsphase des ZAG die gastweise Mitnutzung von Räumlichkeiten des damaligen Instituts für Chemie im Liebighaus der BOKU ermöglicht hat. Für mich persönlich war er ein wertvoller Mentor und langjähriger Wegbegleiter, dessen freundschaftlicher Rat und strategischer Weitblick immer sehr hilfreich war. Lieber Leo, danke für alles!" - Requiescat in pace.
Josef Glößl

Foto © Erika Staudacher


16.06.2025