Hitzestress im Klassenzimmer: BOKU und Greenpeace warnen vor alarmierenden Temperaturen an Wiener Schulen
In einer gemeinsamen Untersuchung von Greenpeace und der BOKU University zeigt sich ein deutliches Bild: In Wiener Klassenzimmern wird es zu heiß für gesundes und konzentriertes Lernen. Im GRG 16 Maroltingergasse wurden seit dem 27. Mai an 25 Tagen über 27 Grad Celsius, an bis zu 16 Tagen sogar über 30 Gradgemessen – während des regulären Unterrichts.
Die BOKU liefert dabei die wissenschaftliche Begleitung und Analyse im Rahmen eines umfassenden Hitzemonitorings in Innenräumen. Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen steigender Temperaturen auf das Raumklima in Bildungseinrichtungen systematisch zu erfassen und belastbare Daten für politische Entscheidungen bereitzustellen. Die laufenden Messungen erfolgen über den gesamten Sommer hinweg.
Herbert Formayer, Klimaforscher am Institut für Meteorologie der BOKU, warnt:
„Die Durchschnittstemperatur in Österreich liegt bereits 3,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau – mit massiven Folgen für Gebäude, die für andere klimatische Bedingungen errichtet wurden. Klassenzimmer wie in der Maroltingergasse sind den Hitzewellen schutzlos ausgeliefert. Gleichzeitig sind wir mit einem Dilemma konfrontiert: Wird nicht gelüftet, steigen CO₂-Werte innerhalb von Minuten auf gesundheitlich bedenkliche Werte.“
Die Messungen am 13. Juni 2025 zeigen die Dramatik: Bereits um 8 Uhr morgens lag die Raumtemperatur bei 28 Grad, am Nachmittag wurden 32,5 Grad erreicht – trotz Außentemperaturen von maximal 25 Grad. Der CO₂-Gehalt überschritt mehrmals die kritische Grenze von 1400 ppm.
Elisabeth Gutenberg, Direktorin des GRG 16, betont: „Die Bedingungen erschweren das Lernen massiv. Einige Kinder haben Kreislaufprobleme, die Konzentration leidet. Es braucht dringend Unterstützung für klimafitte Schulen.“
Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace, ergänzt: „Klimagerechte Schulgebäude sind kein Luxus, sondern Voraussetzung für Bildungsgerechtigkeit. Wir fordern ein Sofortprogramm des Bundes: mit Gebäudesanierungen, außenliegender Beschattung und modernen Lüftungssystemen.“
Die BOKU bringt in das Projekt ihre wissenschaftliche Kompetenz in den Bereichen Klimaforschung, Gebäudetechnik und Umweltmeteorologie ein und stellt mit ihrer Beteiligung sicher, dass politische Maßnahmen auf evidenzbasierter Grundlage getroffen werden können.
Weitere Inforationen und Daten:
- Ergebnisse der Messungen im GRG 16: act.gp/BOKU_Hitzemessungen_Schule
- Live-Daten und Dashboard zu Innenraumtemperaturen in Wien: act.gp/HitzeDashboard
Wissenschaftlicher Kontakt:
Assoc. Prof. Priv.Doz. Mag. Dr. Herbert Formayer
Meteorologie und Klimatologie
Email: herbert.formayer(at)boku.ac.at
Telefon: +43 1 47654-81415