Menschen auf der Baustelle Während der ersten Woche wurde unser Bauvorhaben in den umliegenden Townships bekannt und manche Menschen sahen eine Möglichkeit in der Nähe ihres Zuhauses zu arbeiten. Jeden Tag kamen Männer um nach Arbeit zu fragen. Sie warteten morgens auf der Baustelle und es war nicht ungewöhnlich, dass sie den restlichen Tag zuwarteten ob später nicht doch noch Arbeit für sie wäre. Der durchschnittliche Lohn pro Tag beträgt ca. 50 Rand, was für Arbeitskräfte sehr wenig ist, aber verhältnismäßig aufgrund der niedrigen Anforderungen. Je nach Bauphase arbeiteten drei bis sechs Männer mit uns. Sie erfüllten alle möglichen Arten von Aufgaben, von Säuberung der Steine für die Mauer über Betonmischen bis hin zum Schalungsbau. Gauteng ist ökonomischer Knotenpunkt und finanzielles Zentrum Südafrikas, wo 37,7% des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet werden. Ein großer Teil der Provinz, hauptsächlich die Distrikte Bronkhorstspruit, Cullinan und Heidelberg werden landwirtschaftlich genutzt. Produziert werden Mais, Erdnüsse, Sonnenblumen, Baumwolle und Hirse. Gautengs Industrie befindet sich überwiegend in den Gebieten des Vaal Triangle und um Pretoria. Traditioneller Bergbau dominierte die Ökonomie von Gauteng, in letzter Zeit haben der zweite und dritte Erwerbsektor ein starkes Wachstum erlebt. Gemäß der Stichprobenerhebung zur Erwerbstätigkeit vom September 2007 veröffentlicht von Statistik Südafrika, ist die Situation der Erwerbstätigkeit in Gauteng besser als in den meisten anderen Provinzen Südafrikas. Mit einer Arbeitslosenrate von 19,5% ist sie an zweiter Stelle nach Western Cape mit 17%. Der durchschnittliche Arbeitslosenanteil im gesamten Südafrika beträgt 23%. Gauteng hat einen höheren Anteil an Arbeitskräften professioneller, technischer, betrieblicher und leitender Position als jede andere Provinz in Südafrika. Es ist die Provinz mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Im Jahr 2000 lag das geschätzte verfügbare Einkommen pro Kopf (persönliches Einkommen minus Steuern) in Gauteng bei 25.988 Rand. Das ist beträchtlich höher als der landesweite Durchschnitt von 13.502 Rand. Die Arbeitslosenquote unterscheidet sich sehr stark zwischen ethischen Gruppen und zwischen Männern und Frauen. 2007 lag die höchste Quote mit 31,2% bei schwarzen afrikanischen Frauen gefolgt von schwarzen afrikanischen Männer mit 23,1%. Auf der anderen Seite findet sich die geringste Quote bei weißen Männer mit 3,5% und weiße Frauen mit 4,5%. Zusammenarbeit Gesprochen wurde Englisch miteinander, verbunden mit ausdruckvoller Gestik verständigten wir uns ganz gut. Da wir meistens mit den gleichen Männern zusammenarbeiteten lernten wir uns kennen und entwickelten einen guten Teamgeist. Nach Beendigung der Bauphase überließen wir die fürs Bauen notwendigen und übriggebliebenen Materialien den Arbeitern. Das waren Materialien wie Feuerholz vom Baumschnitt, Plastikplanen von den Betonarbeiten und andere nützliche Reste, worüber sich die Männer sehr freuten. Aufgrund der Tatsache, dass die Männer keine Autos besitzen, brachten wir sie in ihre Townships, entweder um Material zu transportieren, es schlechtes Wetter gab oder es Dunkel geworden war. Nachdem wir uns besser kennen gelernt hatten, wurden wir von den Männern gefragt ob wir sie freitags immer nach Hause bringen können, da die Männer in bar bezahlt wurden und das Risiko ausgeraubt zu werden sehr hoch ist. Die Menschen, die auf die Baustelle kamen hatten größtenteils Zulu als Muttersprache, welche landläufig die verbreitetste Sprache in Gauteng (21,5%) und in ganz Südafrika (23,8%) ist. In Gauteng ist die zweit- und dritthäufigst gesprochene Sprache Afrikaans (14,4%) und Sesotho (13,1%). In gesamt Südafrika isiXhosa (17,6%) und Afrikaans (13,3%). Englisch ist in Gauteng an vierter Stelle und an sechster im ganzem Land. (Pali Lehohla, Statistician-General, 2004 “Provincial Profile 2004_ Gauteng” Report No. 00-91-07 (2004); Statistics South Africa) Kontakt zu den EinwohnerInnen Während der Mittagspause luden wir die Arbeiter ein mit uns zu essen. Sie waren über die Menge an Lebensmitteln überrascht und es schien, als würden sie sich in dieser Situation unwohl fühlen. Obwohl sie froh waren von uns verpflegt zu werden, blieben sie beim Essen meist unter sich. Einer der Arbeiter, Peter Speelman, brachte uns eines Tages Pfirsiche aus seinem Garten und teilte sie mit uns. Peter lud uns auch zur Geburtstagsparty seiner Nichte ins Township ein. Die Familie hatte Kuchen gekauft und wir brachten Essen für das Barbecue oder “Braai”, wie man es in Südafrika nennt, mit. Das Braai war ein großes Erlebnis für mich, welches ich ohne Zweifel nie vergessen werde. Es sieht so aus, als ob Gastfreundschaft einen hohen Stellenwert für die Leute im Township hat; sie schienen stolz darauf zu sein, dass wir sie besuchten und großes Interesse für ihre Lebenssituation zeigten. An unserem letzten Tag kamen die Arbeiter mit ihren Familien zu unserer Abschiedsparty auf die Baustelle. Gauteng hat im Vergleich zum restlichen Südafrika die höchste Zahl an in urbanen Regionen lebenden Menschen (96,3%). Nur 3,7% leben in ländlichen Gebieten. Die Wohnverhältnisse setzen sich laut “Statistics South Africa” aus formalen Wohnhäusern, informellen Wohnhäusern, traditionellen Wohnungstypen und anderen zusammen. Ein Prozentsatz von 58,1% der von Schwarzen geführten Haushalte lebt in Wohnungen oder Häusern mit weniger als vier Räumen (inkl. Küche, ohne Badezimmer und Toilette). Die Mehrzahl der Haushalte der anderen drei Bevölkerungsgruppen (“Coloured”, Inder/Asiaten und Weiße) wohnen in Unterkünften mit vier oder mehr Räumen. Etwa 10 % der Schwarzen und Coloured People benutzen immer noch Kerzen zur Beleuchtung, wohingegen nur 0,4 % der Gruppen Inder/Asiaten und Weiße keinen Strom für die Beleuchtung zur Verfügung haben. (Quelle: mapserver.statssa.gov.za/geographywebsite/) Bildung Wir waren für die Errichtung des Freiraums für die erste Klasse des Ithuba Skills Colleges verantwortlich. Das College ist eine “Secondary school” für Schüler im Alter von 12 bis 18 Jahren. Die Schule dauert drei bis fünf Jahre und soll eine Ausbildung in Englisch, Mathematik, Informatik und Handwerk vermitteln. Da das Ithuba Skills College eine Privatschule ist, müssen pro SchülerIn im ersten Jahr 100 Rand (ca. 8 Euro) Schulgeld bezahlt werden. Vom zweiten Jahr an beträgt das Schulgeld 300 Rand. Es wird erwartet, dass die Schule ab nächstem Jahr offiziell anerkannt wird und von der Südafrikanischen Regierung Unterstützungen erhält. Zusätzlich werden der Schulbetrieb und die Baukosten von SpenderInnen aus Österreich und Südafrika finanziert. Die durchschnittliche Klassengröße war mit 25-30 SchülerInnen kalkuliert. Durch das hohe Interesse an der Ausbildung im Ithuba Skills College sitzen nun rund 35 SchülerInnen in der Klasse. Am Gelände des College gibt es schon andere Bildungsinstitutionen: der Kindergarten sowie die Volksschule wurden ebenfalls von StudentInnen aus Deutschland und Österreich errichtet, sie fassen zusammen etwa 600 Kinder. Im Jahr 2004 gab es 2610 Bildungseinrichtungen in Gauteng. Neben den öffentlichen Schulen (1308 Volksschulen, 554 höhere Schulen) gibt es 247 öffentliche ABET Center (Erwachsenenbildung), 103 Schulen für körperlich und/oder geistig beeinträchtigte Personen und 9 technische Colleges. Die restlichen 389 Schulen sind unabhängige private, teilweise subventionierte Einrichtungen. Die durchschnittliche Klassengröße in Gauteng variiert beträchtlich zwischen öffentlichen und unabhängigen Schulen. In den öffentlichen beträgt sie 40, in Privatschulen 25 SchülerInnen pro Klasse. Die Rate an Menschen ohne Schulbildung in Südafrika beträgt 17,2%, in Gauteng sind es 8,4%. Davon haben 11,2% die Volksschule besucht und 5,5% abgeschlossen, 34,4% haben eine höhere Schule begonnen und 28% einen höheren Schulabschluss. 12,6% haben eine weiterführende Bildung abgeschlossen. Die Mehrheit der Schwarzen und Coloured People haben keine Schulbildung oder eine abgebrochene Ausbildung. Im Gegensatz dazu verfügt die Mehrheit der Inder/Asiaten und Weißen über einen Schulabschluss der 12. Klasse und weiterführender Ausbildungen, z.B. einer Universität. (Quelle: Statistics South Africa, Population Census 2001)