Grünräume zur psychischen und physischen Erholung – so wichtig wie nie zuvor
Das eigene Zuhause zum Zweck der psychischen und physischen Erholung zu verlassen, ist auch in diesem vierten österreichischen Lockdown gestattet. Wie wichtig diese Möglichkeit ist für die psychische und physische Gesundheit und welchen Stellenwert Grünräume insbesondere in städtischen und stadtnahen Gebieten dabei haben, zeigt eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur. Priv.-Doz. DI Dr. Alexandra Jiricka-Pürrer, DI Dr. Karolina Taczanowska und Donna Tansil (BSc.) vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung haben in einer für die Bevölkerung der Stadt Wien repräsentativen Studie mit 1012 Befragten aus Wien sowie den angrenzenden Umlandgemeinden untersucht (siehe Abbildung 1), wie Grünräume seit Beginn der SARS-Cov-2-Pandemie genutzt wurden.
Die Ergebnisse zeigen einerseits den hohen Stellenwert von privaten Grünräumen, machen aber ebenso deutlich, dass insbesondere Großgrünräume und Schutzgebiete in und um die Stadt Wien – wie der Biosphärenpark Wienerwald oder der Nationalpark Donauauen – eine bedeutende Rolle für Erholungssuchende, insbesondere in Krisenzeiten, haben (siehe Abbildung 2).
Dr. Taczanowska unterstreicht die räumliche Verlagerung der Erholungsnutzung: „Die Erholung in Wohnortnähe hat in Corona-Zeiten zugenommen. Insbesondere Grün- und Freiräume „vor der Haustür“ werden häufiger besucht, während momentan weitere Reisen auf sich warten lassen“. Wichtigstes Motiv für den Besuch von Grünräumen war sowohl vor als auch während der Pandemie sich zu erholen und zu entspannen. Weitere Motive wie „Sport und Bewegung machen“, „ins 'Grüne' gehen sowie die Natur genießen“ sind hingegen in Zeiten der Pandemie gestiegen.
Insgesamt zeigt sich eine deutliche Zustimmung zur gestiegenen Bedeutung, Zeit in der Natur bzw. in Grünräumen zu verbringen. Knapp siebzig Prozent (68%) der Befragten empfanden die Aussage: „Es ist mir wichtiger geworden, Zeit im Grünen und in der Natur zu verbringen“ als sehr zutreffend bzw. zutreffend. Ebenso haben Grün- und Freiräume in Wohnortnähe überwiegend an Bedeutung gewonnen. Die Aussage: „Es ist mir wichtiger geworden, eine weitläufige Grünfläche besuchen zu können“ wurde von 34% der befragten Personen mit „zutreffend“ bzw. „sehr zutreffend“ von 33 % beurteilt.
Sehr deutlich zeigt die Studie auch, dass rund 90% der Wiener Bevölkerung sowie jener der Umlandgemeinden den Aufenthalt in Grünräumen als sehr wichtig bzw. wichtig für ihre psychische und mentale Gesundheit während der Pandemie empfunden haben bzw. empfinden. Auch den Wert für die physische Gesundheit sehen 87% der Befragten. Insbesondere für jüngere Erwachsene und Frauen ist es wichtiger geworden, Zeit in der Natur zu verbringen und Zugang zu grünen Freiräumen, insbesondere Großgrünräumen, zu haben (siehe Abbildung 3). Dr. Alexandra Jiricka-Pürrer fasst zusammen: „Die Leute verbringen im Schnitt nicht mehr Zeit in der Natur als vor der Pandemie, aber sie messen dem Aufenthalt in Grünräumen eine andere Bedeutung als Ressource insbesondere für ihre psychische und physische Gesundheit bei.“ Donna Tansil, Masterstudentin an der Universität für Bodenkultur, weist auf die soziale Rolle des öffentlichen Raumes, insbesondere für junge Menschen, während der Pandemie hin.
Neben der in zahlreichen internationalen Studien bestätigten positiven Wirkung des Aufenthalts in Grünräumen für die physische und psychische Gesundheit macht diese Studie für Wien und Umlandgemeinden nun deutlich, dass viele während der Pandemie sich der Bedeutung dieser Ressource bewusst geworden sind.
Weiterführende Informationen: Priv.-Doz. Dr. Alexandra Jiricka-Pürrer, Dr. Karolina Taczanowska
alexandra.jiricka@boku.ac.at; karolina.taczanowska@boku.ac.at