Klimawandel & Gesundheit: Aktuelle StartClim-Ergebnisse (13.04.2007)

Im Forschungsprogramm StartClim setzen sich ForscherInnen aus zahlreichen österreichischen Institutionen seit Anfang 2003 interdisziplinär mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen – insbesondere auf Österreich – auseinander. Die Ergebnisse von acht Start-Clim-Projekten aus dem Jahr 2005 zeigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit: Auswirkungen auf den Menschen
Direkte Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit treten u. a. während langer Hitzeperioden auf. Berechnungen zufolge starben zwischen 1990 und 2004 in Wien während Hitzeepisoden täglich durchschnittlich 4 bis 7 Personen mehr als an anderen Tagen - im Vergleich: Durch Grippewellen starben 4 bis 9 Personen mehr. Szenarien zeigen, dass gegen Ende des 21. Jahrhunderts – je nach Entwicklung der Emissionen - wegen der Zunahme von Hitzetagen 100–300 Personen jährlich zusätzlich aufgrund von extremer Hitze sterben könnten. Folgen auf Hitzetage warme Nächte, ist die Sterberate noch höher. Die fehlende nächtliche Abkühlung verringert die für die Gesundheit wesentliche nächtliche Erholung. Bei der Versorgung mit Trinkwasser stehen Unternehmen vor neuen Herausforderungen: Durch eine steigende Anzahl an Extremereignissen sind zunehmend Versorgungsengpässe zu bewältigen. Bei zukünftigen Planungen und für das Krisenmanagement sollten daher neben dem erhöhten Wasserbedarf auch die Klimaänderung berücksichtigt werden. In einem anderen Projekt wurde der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Ausbreitung von Allergie auslösenden Pflanzen wie der Ambrosie untersucht. Das Ergebnis: Bei fortschreitender Klimaerwärmung bis 2100 weisen bis zu 80 % des österreichischen Bundesgebietes geeignete Bedingungen für die Ambrosie auf. Derzeit ist sie auf nur 11% der Fläche Österreichs zu finden. Auswirkungen in der Landwirtschaft
Extreme Ausbrüche der Getreidewanze werden durch eine Abfolge von einigen überdurchschnittlich warmen Sommern, wie sie in Zukunft öfter zu erwarten sind, begünstigt. Ein Vergleich der „Wanzenjahre“ 2003 und 1953 sowie weitere Beispiele lassen darauf schließen, dass das Auftreten von landwirtschaftlichen Schädlingen und Nützlingen mit dem Klima verbunden ist. Ein weiteres Beispiel dafür ist der kalifornische Blütenthrips. Der Schädling, der Nektarinen und Wein befällt und derzeit nur in Gewächshäusern überwintern kann, könnte bereits Mitte unseres Jahrhunderts auch in unseren Breiten im Freiland überwintern und in Folge auch Freilandkulturen schädigen. Auswirkungen auf die Tierwelt
Die Tularämie („Hasenpest“), eine Infektionskrankheit, die hauptsächlich Nagetiere befällt und auf den Menschen übertragbar ist, zeigt bei ihrer Ausbreitung einen klaren Zusammenhang mit bestimmten Klimaparametern. Halten die derzeitigen Klimatrends an, könnte sich das derzeitige Ausbreitungsgebiet in Ostösterreich in rund 30 Jahren über das Donautal weit nach Westen erstrecken und sich über die Südsteiermark weiter in den Süden ausbreiten. Kontinuierliche Temperaturerhöhung ist ein Faktor für langfristiges Ansteigen der Waldgrenze. Bei einer Erderwärmung um ca. 2,2°C, könnte die Waldgrenze um 450 m ansteigen. Als Folge würde der Lebensraum von Birk- und Schneehuhn, Gams- und Steinwild in den Niederen Tauern um mehr als 80 % verringert. Die Zahl der Tiere könnte sich stark verringern, möglicherweise bis zum Verschwinden der Tierpopulationen, weil die Tiere anfälliger für Krankheiten und leichter Opfer von Beutegreifern werden. Forschungsprogramm StartClim
StartClim wurde als Reaktion auf die Hochwasserereignisse 2002 mit dem Ziel gegründet, Folgen des Klimawandels zu untersuchen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. In kleinen Projekten mit einer Laufzeit von zehn Monaten betreiben ca. 100 österreichische WissenschafterInnen Klimafolgenforschung. Die wissenschaftliche Projektleitung hat Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur Wien, verwaltet wird es vom Umweltbundesamt. Schwerpunkte von StartClim:

  • StartClim2003: „Meteorologischen Extremereignisse und ihre Auswirkungen und wirtschaftlichen Dimensionen in Österreich“ nach den Hochwasserereignissen 2002
  • StartClim2004: „Analyse von Hitze und Trockenheit und deren Auswirkungen in Österreich“ nach dem Hitzesommer 2003
  • StartClim2005: „Klimawandel und Gesundheit“
  • StartClim2006: „Klimawandel und Gesundheit, Energie, Tourismus“
  • StartClim2007 ist in Ausarbeitung

Finanziert wird StartClim von: BMLFUW, BMWF, BMGFJ, BMWA, Österreichische Nationalbank, Österreichische Hagelversicherung, Umweltbundesamt, Verbund Austrian Hydro Power AG. Weitere Informationen und sämtliche StartClim-Berichte: www.austroclim.at/startclim/

Kontakt / Rückfragen:      
Mag. Ingeborg Schwarzl (ingeborg.schwarzl(at)boku.ac.at, 01/47654-5618),
Petra Wiener, Pressestelle Umweltbundesamt, 01/31304-5432