In einigen Regionen Österreichs, besonders im Osten des Landes, ist es seit mehreren Wochen deutlich zu trocken. In Verbindung mit der aktuellen Hitzewelle, herrscht hohe Waldbrandgefahr. Für das kommende Wochenende wird von EFFIS, dem Europäischen Waldbrandinformationssystem, das erste Mal in diesem Jahr sogar die höchste Waldbrandgefahrenstufe simuliert – besonders gefährdet ist das Gebiet vom Waldviertel bis ins Wiener Becken, aber auch in anderen Teilen Österreichs ist die Waldbrandgefahr erhöht. Rauchen und das Hantieren mit offenem Feuer im Wald sollten daher in jedem Fall vermieden werden. Generell sind in den letzten Jahren in Österreich eine Häufung an Großbränden und eine Zunahme von Anomalien beim Auftreten von Waldbränden zu beobachten. Bereits im April dieses Jahres gab es in Österreich eine hohe Waldbrandgefahr zu verzeichnen. Damals verbrannten in Lurnfeld, Kärnten, 70 Hektar Wald. Im August 2013 wurden im Föhrenwald bei Wiener Neustadt mehr als 50 Hektar Wald ein Raub der Flammen, im März 2014 sind in Absam, Tirol, 80 Hektar Schutzwald verbrannt. Auch in der kommenden Woche geht es außergewöhnlich heiß weiter. Besonders im Nordosten des Landes ist damit zu rechnen, dass es überwiegend trocken bleibt. Da die Hitzewelle aus heutiger Sicht bis Ende kommender Woche andauern dürfte, ist mit einer anhaltend hohen bis sehr hohen Waldbrandgefahr zu rechnen, wodurch selbst massive Großbrände möglich sind. Waldbrandforschung an der BOKU
An der Universität für Bodenkultur in Wien am Institut für Waldbau werden seit 2008 das Auftreten, die Verteilung, Ursachen und Charakteristika von Waldbränden in Österreich im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte analysiert. Die Datenreihe erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und umfasst rund 5000 Feuer, wovon knapp 4000 auf Waldbrände entfallen. Die meisten Waldbrände werden im Frühjahr und Sommer registriert. Teile von Kärnten, Tirol, Steiermark sowie die südlichen Regionen von Niederösterreich sind vergleichsweise häufig von Waldbränden betroffen. Meist liegt die Brandursache im menschlichen Verhalten. Sei es direkt, etwa durch ein außer Kontrolle geratenes Feuer, oder indirekt, zum Beispiel durch eine achtlos weggeworfene Zigarette. In den Sommermonaten spielen auch Blitzschlagbrände eine Rolle, wobei deren Anteil von Juni bis August 40% betragen kann. Glasscherben hingegen können nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keine Waldbrände auslösen. Da eine österreichweite Dokumentation von Waldbränden bislang nicht zur Verfügung gestanden ist, wurde im Frühjahr 2013 vom Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur eine Online-Plattform entwickelt, die eine einfache und systemunabhängige Erhebung und Analyse von Waldbränden ermöglicht. Die Web-GIS Applikation „Fire Database“ ist frei zugänglich und ermöglicht Interessierten über eine interaktive Karte Waldbrandereignisse abzufragen und Statistiken oder Grafiken zu erstellen. Ebenso können Wald- und Flurbrände gemeldet sowie aktuelle Informationen zur Waldbrandgefahr abgerufen werden. In vielen Ländern im Alpenraum – aber auch international – ist die Waldbrandforschung schon lange ein wichtiger Teil der Forschungslandschaft. Die langfristige finanzielle Sicherung der Waldbrandforschung in Österreich zur Fortführung langfristiger Studien und der aufgebauten Datenbasis ist daher besonders wichtig. Kontakt / Rückfragen:
Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Harald Vacik
Institut für Waldbau, Department für Wald- und Bodenwissenschaften
BOKU - Universität für Bodenkultur, Wien
A-1190 Wien, Peter Jordanstr. 82
E-Mail: fire(at)boku.ac.at
Telefon: +43-1-47654-4050
Mobile: +43-660-5083085 (Dipl.-Ing. Mortimer M. Müller) Links:
Waldbrand-Datenbank Österreich:
http://fire.boku.ac.at Waldbrandforschung an der BOKU:
http://www.wabo.boku.ac.at/waldbrand.html European Forest Fire Information System (EFFIS):
http://forest.jrc.ec.europa.eu/effis/applications/current-situation