Man and the Biosphere (MAB) ist ein Programm der UNESCO zur Schaffung wissenschaftlicher Grundlagen für die Verbesserung der Beziehung zwischen Menschen und Natur. Das Programm verbindet Natur- und Sozialwissenschaften mit dem Ziel, die Lebensgrundlagen der Menschen zu verbessern, natürliche und bewirtschaftete Ökosysteme zu erhalten und so innovative Ansätze einer sozial und kulturell angemessenen sowie ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung zu fördern. Das World Network of Biosphere Reserves zählt derzeit 738 Modellregionen für nachhaltige Entwicklung in 134 Ländern, darunter vier in Österreich inklusive dem neuen als „Amazonas Europas“ beworbenen Fünf-Länder-Biosphärenpark entlang Mur, Drau und Donau.
Das österreichische MAB-Nationalkomitee wurde im Jahr 1972, also nur ein Jahr nach der Gründung des UNESCO MAB-Programms auf der Basis eines Vertrages zwischen dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) eingerichtet. Ziel des Komitees ist die Steuerung und Koordinierung der österreichischen MAB-Forschung (siehe Earth System Science Programm, oder den aktuell offenen MAB-call). Zudem fallen die Biosphärenparks – als Modellregionen und Reallabore für eine nachhaltige Entwicklung – in die Zuständigkeit des MAB-Komitees, dem aktuell die BOKU-Professor:innen Marianne Penker und Arne Arnberger vorsitzen.
Die EuroMAB-Konferenz am 12.- 16. September 2022 in Bad Kleinkirchheim im Kärntner Teil des UNESCO Biosphärenparks „Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge“ bildete den würdigen Rahmen zur Feier des 50-jährigen Jubiläums des österreichischen MAB-Nationalkomitees. Diese regemäßig stattfindende Konferenz der EuroMAB-Regionalgruppe der Biosphärenparks Europas und Nordamerikas bildet eine Plattform, um Wissen, Know-how und Erfahrungen zu nachhaltiger Entwicklung und Artenschutz zwischen Biosphärenpark-Manager:innen, Wissenschaftler:innen, den nationalen MAB-Komitees, den Vertreter:innen der UNESCO, der lokalen Bevölkerung sowie Partnerorganisationen zu teilen.
Unter dem Motto "Tying cultures. Crossborder cooperation between societies and generations" diskutierten etwa 150 Delegierte aus 27 Staaten in zahlreichen Plenarveranstaltungen und 15 Workshops unter anderem, wie die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Wissenschaft, Biosphärenparks und verschiedenen Stakeholdern und Institutionen verbessert werden kann. Die international renommierte Veranstaltung wurde vom Biosphärenpark-Management Nockberge, dem Österreichischen MAB-Nationalkomitee und der Österreichischen UNESCO-Kommission organisiert und von der Kärntner Landesregierung unterstützt. Großes Anliegen der Organisatoren war es, Wissenschaft, Menschen und Unternehmen aus der Region sowie Biosphärenparks aus den Nachbarländern zusammenzubringen und voneinander zu lernen, jungen Menschen eine Stimme zu geben, und eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Veranstaltung mit kurzen Wegen zu organisieren.
Aufgrund der umfangreichen Erfahrungen mit jahrhundertelangen grenzüberschreitenden kulturellen Beziehungen boten die Nockberge den perfekten Rahmen für das Konferenzthema, nämlich den Herausforderungen und Möglichkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit zwischen Gesellschaften und Generationen. Die regionale Kultur ist ebenso vielfältig wie die Natur und so einzigartig wie die Landschaft des Biosphärenparks. Regionale Traditionen und Brauchtum werden seit vielen Generationen weitergegeben und sind – dank der Bevölkerung und dem Einsatz engagierter Vereine – in der Region bis heute lebendig und aktuell. Historische Gebäude und authentische Feste zeigen das Vorhandensein einer vielfältigen ländlichen Kultur. Das liegt nicht zuletzt an der Lage der Nockberge im südlichen Teil Österreichs, nahe der Grenze zu Slowenien und der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien. Diese räumliche Nähe hat über viele Jahrhunderte hinweg einen regen kulturellen Austausch zwischen den Volksgruppen und Regionen ermöglicht, der mit großen Anstrengungen intensiviert wird. So arbeitet das Nockberge-Biosphärenparkmanagement zum Beispiel seit vielen Jahren sehr eng mit dem Triglav Nationalpark, den Biosphärenpark „Škocjanske jame“ (Slowenien) und dem Biospärenpark "Julische Alpen" (Italien) zusammen.
Die engagierte Arbeit des Nationalkomitees und der heimischen Biosphärenparks wird auch international honoriert, so wurde Österreich in den letzten 20 Jahren mehrfach in das Entscheidungsgremium des MAB-Programms, den MAB-International Coordinating Council (MAB-ICC) gewählt und übernahm in Person des Koordinators der ÖAW-Forschungsprogramme und nunmehriges Komiteemitglied Günter Köck auch viermal den Vizevorsitz des internationalen MAB-Programms.