Die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Soziale Ökologie bemühen sich, die Interaktion zwischen sozialen und natürlichen Systemen als deren Koevolution theoretisch und methodisch fundiert zu beschreiben.

Den Kern einer sozial-ökologischen Theorie bilden die Konzepte "Gesellschaftlicher Metabolismus" und "Kolonisierung natürlicher Systeme." Darin verbinden sich Vorstellungen aus den verschiedensten Wissenschaftstraditionen - Biologie, Soziologie, Ökonomie, Technik, Geschichte, Geografie und Kulturanthropologie - zu einer kohärenten Sichtweise der Gesellschaft-Natur-Beziehung.

Diese Sichtweise bringen die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Soziale Ökologie ein bei der konzeptuellen wie praktischen Entwicklung von Informationssystemen für die Umweltfolgen menschlichen Handelns ("pressures upon the environment"), und sie leitet unsere Forschung zu ökologischen und sozio-ökonomischen Aspekten nachhaltiger Entwicklung im lokalen, nationalen und globalen Maßstab.

Das Methodenspektrum erstreckt sich von Material- und Energieflussanalysen (MFA und EFA) und auf GIS und Fernerkundung basierten Verfahren über systemische Akteurs- und Organisationsanalysen bis zur Arbeit mit historischen Quellen. Zunehmend werden auch Modellierungsverfahren zur Datensimulation, zur synthetischen Präsentation von Ergebnissen und als Grundlage für Szenarios benutzt. Ermöglicht wird dies durch eine stabile interdisziplinäre Kooperationskultur und intensive Teamarbeit.

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Neueste Projekte

Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2025-01-01 - 2025-12-31

Zeit und besonders fehlende Zeit bestimmt viele unsere alltäglichen Entscheidungen. Ob wir zu Fuß gehen oder mit dem Auto fahren, Essen selber kochen oder fertig kaufen, mit Kindern spielen oder Angehörige pflegen: diese Entscheidungen treffen wir täglich. Sie haben Auswirkungen auf unsere Umwelt, auf unsere finanzielle Situation und nicht zuletzt auf unsere Lebensqualität und Gesundheit. Und sie werden auch bestimmt von den Möglichkeiten, die uns Arbeitsmarkt, Ausbildung, Einkommensverhältnisse und Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen bieten. Ziel dieses Projektes ist es, den CO2-Fußabdruck alltäglicher Aktivitäten zu berechnen, die Gesundheit und Sorgearbeit betreffen und in Zusammenhang mit ihrer Gesundheits- oder Krankheitswirkung zu diskutieren.
Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2024-09-01 - 2025-06-30

Materialflüsse in die und aus der EU-Wirtschaft sind gut erforscht, und es werden regelmäßig Daten über die Entnahme und den Verbrauch von Ressourcen sowie über das Abfallaufkommen und die Abfallbehandlung erhoben. Ein großer Teil des Materialinputs in die EU-Wirtschaft wird jedoch in Form von Materialbeständen akkumuliert. Daten über Inputs in und Outputs aus Materialbeständen und deren stoffliche Zusammensetzung sind weniger gut untersucht, insbesondere wenn eine vollständige Massenbilanz unter Berücksichtigung der Nutzungsdauer der Bestände erfüllt werden soll. Für eine eingehende Bewertung und künftige Planung von Maßnahmen der Kreislaufwirtschaft ist ein umfassendes Verständnis der Beziehungen zwischen Materialbeständen und -Flüssen erforderlich. Daher wird sich dieses Projekt mit den Materialbeständen befassen, um die Wissensbasis über die konzeptionelle Erfassung von Materialbeständen im Verhältnis zu Materialflüssen zu verbessern, die Zusammenhänge zwischen Materialakkumulation und Kreislaufwirtschaft zu verstehen und Wege zur Überwachung des Beitrags der Materialbestände zu einer EU-Kreislaufwirtschaft vorzuschlagen.
Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2024-09-15 - 2027-09-14

Angemessene Wohnverhältnisse sind ein Menschenrecht, das für das Wohlbefinden unerlässlich ist, gleichzeitig aber auch eine bedeutende Quelle von CO2-Emissionen, die im Zuge des Baus und während Heizung und Kühlung entstehen. Darüber hinaus prägen die räumlichen Muster von Gebäuden und Siedlungen die Mobilitätsanforderungen. Zeitgenössische Wohnformen sind hochgradig klimarelevant, da Wohnen und Personenmobilität direkt 40 Prozent der CO2-Emissionen Österreichs verursachen, mit weiteren indirekten Emissionen aus Industrie und Energieversorgung. Steigende Kosten für Wohnen und induzierte Mobilität haben negative soziale Auswirkungen, wie ein erhöhtes Armutsrisiko (SDG 1) und wachsende Ungleichheit (SDG 10). Diese Effekte verstärken den bereits bestehenden politischen Widerstand gegen Klimapolitik, da die steigenden Wohnkosten den Handlungsspielraum Österreichs zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 erheblich eingeschränkt haben. Dies führt zu gesellschaftlichem Widerstand gegen und Verzögerungen bei Klimapolitiken, oft bedingt durch die Priorisierung kurzfristiger Ziele und die zunehmende Popularität rechtsgerichteter Parteien, die sich gegen Klimamaßnahmen stellen. Die Verknüpfungen zwischen diesen existenziellen Krisen verdeutlichen die Notwendigkeit ganzheitlicher Perspektiven, die sozioökonomische und ökologische Anliegen integrieren. Um die sozialen Auswirkungen zu reduzieren, wurden in Österreich verschiedene Einkommensausgleichsmaßnahmen wie der „Klimabonus“ und finanzielle Unterstützungsprogramme während der Lebenshaltungskostenkrise priorisiert. Während diese Maßnahmen eine wichtige Rolle in einem umfassenden Instrumentarium der Klimapolitik spielen, verzichten sie auf die Chance, tiefergehende Transformationen von Bereitstellungssystemen hin zu nachhaltigen Konsum- und Produktionswegen zu fördern. Vor diesem Hintergrund untersucht HABITATION-CORRIDORS suffizienzorientierte öko-soziale Politik- und Planungsinstrumente im Zusammenhang mit Wohnen (einschließlich des damit verbundenen Energieverbrauchs) und induzierter Mobilität (zusammengefasst als „Habitation“). Dabei lässt es sich vom Konzept der „Korridore“ inspirieren, das insbesondere im jüngsten IPCC-Bericht an Bedeutung gewonnen hat. Korridore bieten einen Rahmen zur Umsetzung von Suffizienz, indem sie Mindeststandards für ein gutes Leben (wie garantierter Wohnraum, Energiezugang und Mobilität) und maximale Grenzen für die Nutzung natürlicher und sozialer Ressourcen definieren. Ziel ist es, über bloße Einkommensstabilisierung hinauszugehen und den Dualismus zwischen Klima- und Sozialpolitik zu überwinden, bei dem letztere lediglich die negativen sozialen Auswirkungen der ersteren „kompensiert“. Korridore dienen als Eckpfeiler eines integrierten öko-sozialen Ansatzes für ein gutes Leben innerhalb planetarer Grenzen. Die Entwicklung von Habitation Corridors ist entscheidend, nicht nur weil das Fehlen von essenziellen Gütern/Dienstleistungen direkt das Wohlbefinden und die gesellschaftliche Akzeptanz von Klimapolitik beeinflusst, sondern auch, weil zeitgenössische Wohnformen emissions- und ressourcenintensiv sind, was eine tiefere Diskussion über maximale Grenzen verdient.

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