Die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Soziale Ökologie bemühen sich, die Interaktion zwischen sozialen und natürlichen Systemen als deren Koevolution theoretisch und methodisch fundiert zu beschreiben.

Den Kern einer sozial-ökologischen Theorie bilden die Konzepte "Gesellschaftlicher Metabolismus" und "Kolonisierung natürlicher Systeme." Darin verbinden sich Vorstellungen aus den verschiedensten Wissenschaftstraditionen - Biologie, Soziologie, Ökonomie, Technik, Geschichte, Geografie und Kulturanthropologie - zu einer kohärenten Sichtweise der Gesellschaft-Natur-Beziehung.

Diese Sichtweise bringen die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Soziale Ökologie ein bei der konzeptuellen wie praktischen Entwicklung von Informationssystemen für die Umweltfolgen menschlichen Handelns ("pressures upon the environment"), und sie leitet unsere Forschung zu ökologischen und sozio-ökonomischen Aspekten nachhaltiger Entwicklung im lokalen, nationalen und globalen Maßstab.

Das Methodenspektrum erstreckt sich von Material- und Energieflussanalysen (MFA und EFA) und auf GIS und Fernerkundung basierten Verfahren über systemische Akteurs- und Organisationsanalysen bis zur Arbeit mit historischen Quellen. Zunehmend werden auch Modellierungsverfahren zur Datensimulation, zur synthetischen Präsentation von Ergebnissen und als Grundlage für Szenarios benutzt. Ermöglicht wird dies durch eine stabile interdisziplinäre Kooperationskultur und intensive Teamarbeit.

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Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2025-06-01 - 2026-05-31

Derzeit haben große Teile der Weltbevölkerung keinen Zugang zu den grundlegenden Dienstleistungen für ein würdiges Leben (Kikstra et al. 2021, Rammelt et al. 2021). Gleichzeitig steigt der weltweite Ressourcenverbrauch, was den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt vorantreibt (UNEP 2019, 2024). Diese Übernutzung wird vor allem von Ländern mit hohem Einkommen vorangetrieben, die ihren fairen ökologischen Anteil überschreiten (Fanning et al. 2022), indem sie Ressourcen aus Ländern mit niedrigem Einkommen importieren (Dorninger et al. 2021; Bruckner et al. 2023). Die Antragsteller haben eine starke Erfolgsbilanz bei der Bewältigung dieser miteinander verknüpften Probleme und verfolgen trotz unterschiedlicher Ansätze ein gemeinsames Ziel: die Beseitigung globaler Ungleichheiten, um ein menschenwürdiges Leben für alle innerhalb der planetarischen Grenzen zu ermöglichen. Wir streben die folgenden Ziele an: 1. Austausch von Wissen über Konzepte, Daten und Methoden zur Beschreibung des Zugangs zu Dienstleistungen für ein menschenwürdiges Leben und Verknüpfung mit der Überschreitung der planetarischen Ressourcengrenzen. 2. Konzeptualisierung und Operationalisierung der Zusammenhänge zwischen Zugang zu Dienstleistungen, planetarischen Grenzen und ungleichem Ressourcenhandel. 3. Vermittlung von Erkenntnissen durch Seminare für Studierende in einschlägigen Masterstudiengängen. 4. Verstärkung der Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern.
Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2025-04-01 - 2027-03-31

COIN 2.0 plant eine umfassende Aktualisierung und Erweiterung der im Rahmen des Projektes „COIN - COst of INaction“ 2014 erstmals für Österreich systematisch erfassten Kosten des Nichthandelns in der Klimakrise. Ein zusätzlicher Fokus liegt insbesondere auf den gesellschaftlichen Kosten und deren Verteilung auf unterschiedliche Personengruppen sowie auf einer Verknüpfung zur nationalen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Die Analysen der Auswirkungen auf menschliche Gesundheit und das Gesundheitssystem, Naturgefahren und Katastrophenmanagement, Wasserversorgung, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, Forstwirtschaft und Schutzwaldfunktion werden unter Leitung von 5 BOKU Instituten erstellt.
Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2025-05-01 - 2025-11-30

Dieses Forschungsprojekt untersucht aufkommende Geografien der Dekarbonisierung jenseits klassischer Nord-Süd-Dichotomien anhand einer vergleichenden Analyse des Lithiumbergbaus und der Produktion von grünem Wasserstoff in Chile und Spanien. Da der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen und sauberen Energieträgern verstärkt, entstehen neue sozialräumliche Konfigurationen, die das herkömmliche Verständnis globaler Beziehungen in Frage stellen. Das Projekt untersucht, wie die Klimakrise und geopolitische Spannungen sowohl extraktive Aktivitäten im globalen Süden als auch Onshoring-Initiativen in Europa beschleunigt haben, wodurch komplexe Interdependenzen entstanden sind. Durch die Analyse territorialer Konflikte im Zusammenhang mit Dekarbonisierungsprozessen zielt die Forschung darauf ab, diese neu entstehenden Geografien zu konzeptualisieren und die Nord-Süd-Beziehungen im Kontext des grünen Energiewandels neu zu bewerten. Auf der Grundlage eines interdisziplinären theoretischen Rahmens, der Ansätze globaler Produktionsnetzwerke (GPN) mit Konzepten der Territorialität verbindet, befasst sich dieses Projekt mit drei Schlüsselfragen: (1) Welche sozialräumlichen Dimensionen charakterisieren die Geografien der Dekarbonisierung in Chile und Spanien? (2) Wie können diese entstehenden Geografien konzeptualisiert werden? (3) Wie verändert die grüne Energiewende unser Verständnis von Nord-Süd-Beziehungen? Die Methodik kombiniert Interviews mit Interessenvertretern, ethnografischer Beobachtung und Q-Methodologie, um Akteure, Narrative, Institutionen und Konflikte zu untersuchen. Das Projekt ist in ein internationales Netzwerk von Kooperationspartnern eingebettet. DecarboGraphies leistet einen Beitrag zu den laufenden Debatten über grünen Extraktivismus und Kolonialismus, indem es über binäre Perspektiven hinausgeht und neue analytische Rahmen für das Verständnis der territorialen Dynamik der globalen Dekarbonisierung entwickelt. Die Ergebnisse werden in hochrangigen Fachzeitschriften veröffentlicht, auf internationalen Konferenzen vorgestellt und durch einen Policy Brief und einen Kurzfilm verbreitet, um die öffentliche Zugänglichkeit und Sichtbarkeit zu erhöhen.

Betreute Hochschulschriften