Gesellschaften benötigen eine kontinuierliche Versorgung mit Materialien und Energien, die benötigt werden, um ihre Materialbestände (Gebäude, Infrastrukturen, Maschinen sowie Menschen und Nutztiere) aufzubauen, zu erhalten und benützen zu können. Dieser "gesellschaftliche Stoffwechsel" kann als funktionales Äquivalent des biologischen Stoffwechsels gesehen werden. Die Erforschung des gesellschaftlichen Stoffwechsels verbindet die Analyse biophysischer Ressourcen mit jener der gesellschaftlichen Organisation. Die Annahme ist, dass Menge, Qualität, Zusammensetzung, Quellen und Senken von Ressourcen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Produktions- und Konsumsysteme reflektieren, die wiederum zeitlich und räumlich hoch variabel sind.
Der gegenwärtige industrielle Stoffwechsel ist eine Voraussetzung für die Entwicklung moderner Gesellschaften, und ist gleichzeitig mit einer Vielzahl an Nachhaltigkeitsproblemen ursächlich verbunden. Die Beschreibung und Analyse von Mustern des gesellschaftlichen Stoffwechsels auf verschiedenen Skalen sowie die Identifikation von möglichen Ansatzstellen, um die Ressourcennutzung nachhaltiger zu gestalten, sind zentrale Aufgaben dieses Themenfeldes.
Zentrale Forschungsfragen:
1. Wie können die gesellschaftlichen Material- und Energieflüsse sowie Materialbestände auf verschiedenen funktionalen und räumlichen Skalen konsistent quantifiziert werden? Was sind geeignete Einheiten für die Messung und Aggregation?
2. Worin bestehen die Unterschiede im Ressourcenverbrauch sowie den Materialbeständen zwischen Ländern und Weltregionen? Wie können sie erklärt werden? Welche Muster von Ressourcennutzung und Materialbeständen sind nachhaltig?
3. Worin besteht die kausale Beziehung zwischen der physischen und der monetären Ökonomie? Wie kann diese Information in unterschiedlichen sozialen Kontexten Bedeutung erlangen?
4. Welche Vorbedingungen ermöglichen den heutigen industriellen Stoffwechsel, und worin bestehen dessen Umweltwirkungen?
5. Wie kann Expertenwissen über Muster des Ressourcenverbrauchs und der Materialbestände politische Veränderungen bewirken? Kann es zu machbaren Strategien von Entkopplung und Dematerialisierung beitragen?
6. Wie beeinflusst der Handel die globalen Muster der Ressourcennutzung, und welche ökologischen Folgen hat er? Wie können nationale Indikatoren- bzw. Monitoringsysteme adaptiert werden, um die ökologischen Folgen von Handel zu berücksichtigen?
Themenfeldverantwortlicher: Helmut Haberl