Stellungnahme zum Thema „Vom Brotregal in den Müllcontainer“

Die Brotsituation - bis zu 20 % der Produktion müssen entsorgt werden -
ist symptomatisch für den gesamten Lebensmittelbereich: Es wird
wesentlich mehr produziert als benötigt wird, als Grund wird von den
Handelsketten der Wunsch des Konsumenten vorgeschoben: „Vor Kassaschluss
muss das Regal noch voll sein.“ Wer hat das je überprüft, welche
Konsumentenvertretung hat das je gefordert? Uns sind derartige
Untersuchungen nicht bekannt!

Damit diese Lebensmittelvernichtung funktioniert, haben die
Handelsketten mit den Bäckern Kommissionsvereinbarungen - alles, was
nicht verkauft wird, muss zurückgenommen werden. Die diversen
Sozialmärkte (Vinzi, Soma u.a. soziale Einrichtungen) können nur
einen Bruchteil dieser Mengen an bedürftige Personen kostenlos
weitergeben. Daher muss diese Überproduktion - in Österreich sind das
bis zu 70.000 t jährlich - zum größten Teil in Biogasanlagen entsorgt
werden, was Kosten von etwa 7 Mio € jährlich verursacht [jeder
Österreicher verzehrt täglich durchschnittlich 119 g Brot und Gebäck
(Daten aus 2003); die Entsorgung in der Biogasanlage kostet i.M. €
100/t].

Dem Konsumenten ist es offensichtlich nicht bewusst, dass die
Überproduktion von Brot und dessen Entsorgung (bis zu 20 %!) einen
nicht unwesentlichen Anteil des Brotpreises ausmacht - was vor dem
Hintergrund der Getreideproduktion für Biosprit und der steigenden
Lebensmittelpreise aktueller denn je ist.

Eine Veränderung der Situation erfordert das Zusammenwirken aller
Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette - Landwirtschaft -
Bäckereigewerbe - Handelsketten sowie Konsumenten und deren
Vertretungen.

Kontakt / Rückfragen:
Peter LECHNER & Felicitas SCHNEIDER
Institut für Abfallwirtschaft der BOKU Wien
Tel. (01) 318 99 00
peter.lechner(at)boku.ac.at
felicitas.schneider(at)boku.ac.at