Szenarien zur Endenergienachfrage und Windenergieproduktion 2030
Um mögliche Entwicklungspfade für den Windenergieausbau in Österreich aufzuzeigen, haben wir Annahmen zur Endenergienachfrage (Strom) und zum Windenergieausbau bis 2030 getroffen. Die Bandbreite der Stromnachfrage reicht von 61,5 TWh - bei einer Stabilisierung des Stromverbrauchs auf dem Level von 2012 - bis 80,5 TWh, falls sich der Trend von 2000-2012 mit einer jährlichen Wachstumsrate des Stromverbrauchs von 1,5% fortsetzt (Abbildung 1).
Globale Herausforderungen wie der Klimawandel und die Substitution fossiler Energieträger erfordern eine Reduktion der Energieintensität unseres Wirtschaftssystems. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Anteil des Stromverbrauchs am Endenergieverbrauch in den nächsten Jahrzehnten stetig zunimmt (Berkhout et al., 2014; Renner et al., 2010). Die wesentlichen Treiber dafür sind die steigende Stromnachfrage für Kühlen und Heizen (Klimaanlagen und Wärmepumpen), die höhere Anzahl an Elektrogeräten im Haushalt und vor allem die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität. Daher wird in den meisten Szenarien davon ausgegangen, dass der Stromverbrauch trotz sinkender Gesamtendenergienachfrage steigt (Capros et al., 2013; Krutzler et al., 2013; Renner et al., 2010).
Politische Rahmenbedingungen, wie Einspeisetarife für erneuerbare Energieträger oder die Ausweisung von Eignungs- bzw. Ausschlusszonen für Windenergie, sind neben der zukünftigen Entwicklung der Strompreise, die wesentlichen Faktoren für den Ausbau der Windenergie. Um den Anteil erneuerbarer Energieträger an der Stromproduktion zu erhöhen, wurde im Ökostromgesetz 2012 für Windenergie der zusätzliche Ausbau von 2 GW installierter Leistung (bzw. ca. 4 TWh) für den Zeitraum von 2010-2020 festgelegt. Damit wird der Anteil von Windenergieanteil bis 2020 auf etwa 10% bzw. 6,2 TWh steigen. Für die Zeit darüber hinaus gibt es noch keine nationalen Ziele, jedoch ambitionierte Ziele einzelner Bundesländer. Das Land Niederösterreich strebt von 2020 – 2030 einen Ausbau der Windenergie von 4 TWh auf 7 TWh (bzw. von 1,9 GW auf 3,2 GW installierter Leistung) an. Die Bandbreite unserer Annahmen für den Windenergieausbau bis 2030 reicht von 6,2 TWh – was keinen weiteren Ausbau nach 2020 bedeuten würde – bis 16,1 TWh, wenn der Anteil der Windenergie auf 20% gesteigert wird und die Endenergienachfrage nach Strom unvermindert steigt. Das EU Referenzszenario (Capros et al., 2013) geht von einer geringeren Zunahme der Endenergienachfrage auf 68 TWh bis 2030 aus. Somit würde eine Windenergieproduktion von 13,4 TWh ausreichen um den Windenergieanteil auf beinahe 20% zu erhöhen. In einer Studie der Energiewerkstatt zum realisierbaren Windenergiepotential in Österreich, wird davon ausgegangen, dass bis 2030 eine Windenergieproduktion von 17,7 TWh erreicht werden kann (Winkelmeier et al., 2014).
Quellenverweise
Berkhout, V., Faulstich, S., Görg, P., Hahn, B., Linke, K., Neuschöfer, M., Pfaffel, S., Rafik, K., Rohrig, K., Rothkegel, R., Zieße, M., 2014. Windenergiereport Deutschland 2013. Fraunhofer Verlag, Stuttgart.
Capros, P., De Vita, A., Tasios, N., Papadopoulos, D., Siskos, P., Apostolaki, E., Zampara, M., Paroussos, L., Fragiadakis, K., Kouvaritakis, N., others, 2013. EU Energy, Transport and GHG Emissions: Trends to 2050, Reference Scenario 2013.
Krutzler, T., Gallauner, T., Gössl, M., Heller, C., Lichtblau, G., Schindle, I., Stoiber, H., Storch, A., Stranne, G., Stranner, G., Wiesenberger, H., Zechmeister, A., 2013. Energiewirtschaftliche Inputdaten und Szenarien. Wien.
Renner, S., Baumann, M., Jamek, A., Lang, B., Pfaffenbichler, P., 2010. Visionen 2050 -Identifikation von existierenden und möglichen zukünftigen Treibern des Stromverbrauchs und von strukturellen Veränderungen bei der Stromnachfrage in Österreich bis 2050. Wien.
Winkelmeier, H., Krenn, A., Zimmer, F., 2014. Das realisierbare Windpotential Österreichs für 2020 und 2030. Friedburg.