Warum besteht Ungleichheit in MINT-Fächern?
Geschlechterstereotypen und gesellschaftliche Erwartungen
Bereits früh im Bildungssystem beeinflussen geschlechtsspezifische Vorurteile die Studienwahl von Mädchen. Eine OECD-Studie zeigt, dass das Selbstvertrauen von Mädchen in mathematischen und technischen Fächern durch stereotype Zuschreibungen beeinträchtigt wird (OECD, 2015, S. 14). In der Folge wählen sie seltener MINT-Studiengänge, was langfristig Auswirkungen auf ihre Karrieren hat (Leichsenring, 2017, S. 241).
Ähnlichkeitsprinzip und Tokenismus
In Auswahlprozessen für Führungspositionen zeigt sich oft ein Bias: Männer tendieren dazu, andere Männer zu bevorzugen, insbesondere wenn sie bereits in dominanten Positionen vertreten sind (Haager & Hudelist, 2023, S. 2). Frauen, die es in hohe Positionen schaffen, werden häufig als „Token“ wahrgenommen – als Vertreterinnen ihres gesamten Geschlechts anstatt als Individuen (Trenkmann, 2017, S. 23-24; Rixom, Jackson & Rixom, 2023, S. 181-182). Diese Dynamik setzt sie einem besonderen Leistungsdruck aus und erschwert den Zugang zu Netzwerken.
Die gläserne Decke und strukturelle Barrieren
Obwohl Frauen oft über gleichwertige oder sogar bessere Qualifikationen verfügen, stoßen sie in männerdominierten Branchen auf unsichtbare Hindernisse, die ihnen den Aufstieg in höhere Führungsebenen erschweren (Leichsenring, 2017, S. 231). Die „gläserne Decke“ beschreibt diese strukturellen Barrieren, die durch ungleiche Beförderungschancen und unbewusste Vorurteile entstehen (Lafuente & Vaillant, 2019, S. 886–887).
Intersektionale Herausforderungen
Nicht nur das Geschlecht, sondern auch Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit und soziale, bildungsbezogene oder ökonomische Herkunft beeinflussen Karrierechancen (Schreiber, 2020, S. 100). Gleichstellung muss daher intersektional gedacht werden und sich kontinuierlich mit den sich wandelnden Herausforderungen auseinandersetzen (Butler, 2004, S. 174).