Herbizide werden von vielen Weinbauern zur Unkrautbekämpfung im Unterstockbereich eingesetzt. In einer Freilandstudie wurden jetzt erstmals die drei meistverwendeten Herbizide auf ihre ökologischen Wirkungen im Boden und in der Rebe getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass der Herbizideinsatz die Mykorrhizierung der Rebwurzeln um 53% reduziert. Diese Mykorrhizapilze sind mitverantwortlich für die Nähstoffversorgung und Gesundheit der Reben. Darüber hinaus wurden auch Bodenmikroorganismen und die Nährstoffgehalte der Weinrebe von der Wurzel bis in die Traube verändert. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftern der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und der Weinbauschule Klosterneuburg wurden kürzlich in „Environmental Science and Pollution Research“ veröffentlicht. 

Der Herbizideinsatz im Weinbau hat in den letzten 15 Jahren auch in Österreich stark zugenommen. Der Hauptgrund dafür ist die Arbeitszeitersparnis im Vergleich zur mechanischen Unkrautkontrolle. Neben 22 Herbiziden mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat sind noch 18 weitere mit anderen Wirkstoffen für den Weinbau in Österreich zugelassen. Obwohl eigentlich davon ausgegangen wird, dass Herbizide nur die besprühten Unkräuter betreffen, mehren sich Berichte über Nebenwirkungen auf sogenannte Nicht-Zielorganismen. 

Forschung im Versuchsweingarten
„Nachdem die Herbizid-Thematik in der Öffentlichkeit sehr hitzig diskutiert wird, wollten wir mit unserer Studie klare Fakten für die Weinbaupraxis schaffen", erklärt Florian Faber, Studienleiter der Weinbauschule Klosterneuburg. Dafür wurden in einem schuleigenen Weingarten mit 5-jährigen Reben der Sorte Gewürztraminer Herbizide mit den Wirkstoffen Glyphosat, Glufosinat und Flazasulfuron praxisüblich im Unterstockbereich ausgebracht. Als Kontrollvariante wurden die Unkräuter mechanisch entfernt. 

Mykorrhizapilze sorgen für die Gesundheit der Weinreben
„Wir fanden erstaunlich viele Veränderungen in der Weinrebe nach der Herbizidbehandlung“, erläutert Johann Zaller, Studienautor von der BOKU Wien. „Am dramatischsten war sicher die Halbierung der Mykorrhizierung in den Wurzeln der Weinreben“, so Zaller, da „diese symbiontischen Mykorrhizapilzen für eine bessere Nährstoffversorgung, Rebengesundheit und Weinqualität sorgen“. Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass nach Herbizidanwendung die Bodenmikroorganismen verändert waren und im Saftstrom der Reben selbst elf Monate nach Herbizidanwendung um 70% mehr Bakterien vorhanden waren. Weiters war der Nährstoffgehalt in Wurzeln, Blättern und im Traubensaft verändert. „Offenbar pflanzt sich der Effekt der Herbizide vom Boden über die gesamte Rebe fort. Nachdem Mikroorganismen und Nährstoffgehalte auch für die Weinvergärung entscheidend sind, können auch Auswirkungen auf die Weinqualität nicht ausgeschlossen werden. Aber das müsste noch detaillierter untersucht werden“, führt Karin Mandl, Mikrobiologin und Mitautorin in Klosterneuburg aus. 

Auch Glyphosatersatz zeigt ähnliche Wirkungen
„Unsere Befunde waren auch insofern ernüchternd, als alle drei getesteten Herbizide ähnliche Nebenwirkungen zeigten. Das heißt auch, dass es wenig Sinn macht ein umstrittenes Mittel wie Glyphosat gegen ein anderes auszutauschen. „Besser wäre der komplette Verzicht auf Herbizide im Weinbau“, resümiert Zaller. Für die Ökologie und Biodiversität, aber auch die Weinqualität wäre das durchaus zuträglich. Aus Südtirol ist beispielsweise bekannt, dass der Verzicht auf Herbizide im Weinbau von den Weinbauern zwar zunächst heftig kritisiert wurde - letztendlich aber zu einer Steigerung der Weinqualität beigetragen hat, da durch die Konkurrenz der Unkräuter auch der Traubenertrag reguliert werden kann. Immerhin gibt es auch in Österreich bereits erste Weinregionen, die freiwillig auf Herbizide im Weinbau verzichten. 

Quelle:
Zaller JG et al. (2018) Herbicides in vineyards reduce grapevine root mycorrhization and alter soil microorganisms and the nutrient composition in grapevine roots, leaves, xylem sap and grape juice. Environmental Science and Pollution Research. Kostenfrei abrufbar unter: doi.org/10.1007/s11356-018-2422-3

Kontakt/Rückfragen:
Johann G. Zaller, Institut für Zoologie, Universität für Bodenkultur Wien; Email: johann.zaller(at)boku.ac.at; Tel.: +43 1 476543205
Florian Faber, HBLA für Wein- und Obstbau, Klosterneuburg; Email: florian.faber(at)weinobst.at, Tel.: +43 +43 2243 37910-735
Karin Mandl, HBLA für Wein- und Obstbau, Klosterneuburg; Email: karin.mandl(at)weinobst.at, Tel.:+43 2243 37910-362