Warum es 2021 noch immer wichtig ist, für Frauenrecht die Stimme zu erheben!

In Zeiten von Krisen wie COVID-19 oder dem Klimawandel rücken bestehende Ungleichheiten wie durch eine Linse vergrößert in unser Blickfeld: strukturelle Benachteiligungen betreffen Frauen, Menschen mit Behinderungen, queere und trans Menschen, Menschen mit Schwarzer, Latinx oder indigener Geschichte, mit  Flucht- und Exilerfahrung oder Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürger*innenschaft in weit stärkerem Ausmaß.

Mit Blick in die Geschichte ist der 8. März ein Tag, der nicht nur an Kämpfe um das Frauenwahlrecht, sexuelle Selbstbestimmung, politische Gleichberechtigung, Gleichstellung im Arbeitsleben sowie gegen Sexualisierungen oder Transfeindlichkeit erinnert. Im vergangenen Jahr konnten wir etwa miterleben, wie Personen in sogenannten systemrelevanten Berufen als soziale Held*innen gefeiert wurden, ihre konkreten Lebensrealitäten jedoch in weiten Teilen unbeachtet blieben.

Der internationale Frauentag 2021 gibt reichlich Anlass, sich diesen Herausforderungen neu zu stellen und aktuelle Ungleichheitsverhältnisse aufzuzeigen. Tatsächlich sind Frauen häufiger von Altersarmut betroffen, verdienen im Durchschnitt für die gleiche Arbeit etwa 20% weniger als Männer und gehen aufgrund von nicht entlohnten Tätigkeiten wie Erziehungs-, Sorge- und Hausarbeit häufiger Teilzeitarbeit nach. Auch an der BOKU beobachten wir eine nur langsame Veränderung in Richtung besserer Karriere- und Aufstiegschancen für Frauen, vor allem in den höheren wissenschaftlichen Ebenen und in Vorsitz- und Führungspositionen. Trans, Inter* oder nicht-binäre Personen sind in den Studien, die dies belegen, gar nicht erfasst.

„Mit Blick in die Geschichte der BOKU können wir zahlreiche weibliche Persönlichkeiten hervorheben, die das Leben der Institution nicht nur mitgestaltet, sondern in weiten Teilen geprägt und vorangebracht haben.

Knapp 50 Jahre nach ihrer Gründung werden Frauen 1919 erstmals an der BOKU als ordentliche Hörerinnen zugelassen, nachdem Studentinnen eine Petition an das Rektorat gerichtet hatten. Während Professoren 1927 noch davon überzeugt sind, Frauen wären aufgrund ihrer biologischen Determiniertheit lediglich für wissenschaftliche Hilfsdienste geeignet, bezeugen Frauen das Gegenteil und dringen nicht nur in alle Hierarchieebenen der wissenschaftlichen Bereiche, sondern auch in – bis heute – männerdominierte Disziplinen vor, etwa Dr. Olga Beck, erste Assistentin für Phytopathologie (1924), Helvig Schütte, erste Absolventin der Studienrichtung Forstwirtschaft (1936), Ingeborg Dirmhirn, erste ordentliche Universitätsprofessorin für Meteorologie und Klimatologie (1981) oder Ilse Wallentin, erste Doktorandin der BOKU (1923/24). Ihr ist das Ilse-Wallentin-Haus gewidmet, das 2020 feierlich eröffnet wurde.  

Als autonome, gesellschaftlich verantwortliche und im Sinne der Gleichstellung agierende Institution steht die BOKU auch heute in der Verantwortung, individuelle Freiräume aller BOKU Angehörigen zu ermöglichen und zu fördern. Mit der Neustrukturierung der Koordinationsstelle für Gleichstellung, Diversität und Behinderung wollen wir als Universität ein weiteres Zeichen setzen, um aktuell bestehenden Ungleichheiten entgegenzuwirken.“

(Gerhard Mannsberger, Vizerektor für Organisation und Prozessmanagement) 

Mit 01.01.2021 findet die Koordinationsstelle für Gleichstellung und Gender Studies unter der Leitung von Oberrätin Mag. Eva Ploss eine Zusammenlegung mit der Stabstelle zur Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen unter der Leitung von DI Ruth Scheiber-Herzog und ist nunmehr unter der Leitung von DI Ruth Scheiber Herzog, der neuen Mitarbeiterin Ela Posch, MA PhD, und der studentischen Mitarbeiterin Helene Steiner, B.Sc., als Koordinationsstelle für Gleichstellung, Diversität und Behinderung eingerichtet.

Als Ansprechpersonen und Kooperationspartnerin für die Bereiche Frauenförderung, Gleichstellung, Gender Studies, Diversität und Behinderung freuen wir uns auf ein aussichtsreiches Jahr mit spannenden Angeboten und Veranstaltungen. So ist die BOKU auch heuer am Wiener Töchtertag präsent, lädt zum Podium „Wissenschafterinnen im Talk“ und freut sich über die Teilnahme zahlreicher BOKU-Angehöriger bei den Awareness Days im Herbst, bei denen Erfahrungen und Informationen rund um Gender, Diversität und Inklusion ausgetauscht werden.

Wir wollen damit ein Zeichen gegen Benachteiligungen, Ausschluss und Diskriminierungen setzen und uns für ein vielfältiges und wertschätzendes Miteinander an der BOKU engagieren.

v.l.n.r Ela Posch, Ruth Scheiber-Herzog und Helene Steiner sitzen vor dem Ilse Wallentin Haus auf Stühlen. in der Mitte sitzt Ruth's Königspudel Frida und gibt Helene die Pfote