Sprach- und Bildgebrauch an der BOKU – geschlechterbewusst, vielfaltssensibel, inklusiv
Weitere Informationen und Beispiele zum Genderstern
Neben dem Genderstern werden auch alternative Satzzeichen wie Unterstrich oder Doppelpunkt gleichbedeutend verwendet (Bsp. Professor_innen, Professor:innen). Im Gegensatz zum Binnen-I, das Frauen und Männer anspricht, drücken Unterstrich und Doppelpunkt wie der Asterisk Geschlechtervielfalt aus.
In der repräsentativen Studie Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache wird jedoch der Genderstern hinsichtlich Gebrauchstauglichkeit, Barrierefreiheit und Nutzer*innenakzeptanz als bevorzugte geschlechterbewusste Schreibweise empfohlen.
Bei Mehrfachnennungen eignet sich ein Bindestrich für eine bessere Lesbarkeit.
BEISPIELE Mehrfachnennungen: Mentor*innen-Beziehung, Expert*innen-Organisation etc.
Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen
Nicht alle Personen identifizieren sich mit den geschlechtlichen Zuschreibungen Frau oder Mann. Durch geschlechtsneutrale Ansprachen in der persönlichen Kommunikation und nicht-binäre Schreibweisen in der schriftlichen Kommunikation ermöglicht auch, Menschen mit nicht-binären Geschlechtern anzusprechen.
Geschlechtsneutrale Begriffe sind Alternativen zu vergeschlechtlichten Begriffen und helfen, Sprache zu vereinfachen. Sie haben den Vorteil, dass Geschlecht nicht erwähnt und die binäre Geschlechternorm nicht wiederholt werden muss.
BEISPIELE: Studierende, Lehrende, Forschende, BOKU Angehörige, Mitarbeitende, Leitung, Personal, …
Anrede in der schriftlichen Kommunikation
Bei individualisierten Massenaussendungen in Emails etwa kann eine geschlechtsneutrale oder nicht-binäre Formulierung verwendet werden.
BEISPIELE
Guten Tag Vorname Nachname
Sehr geehrte*r Vorname Nachname
Liebe*r Vorname (Nachname)
BEISPIELE PLURAL
Sehr geehrte Lehrende / Studierende / Führungskräfte
Liebe Teammitglieder / Teilnehmende / Interessierte
In der Kommunikation mit persönlich bekannten Personen, die sich als Männer oder Frauen identifizieren, können geschlechtsspezifische binäre Anreden weiterhin verwendet werden.
Warum Kommunikation geschlechtersensibel sein soll, welcher rechtliche Rahmen dafür vorgesehen ist und welche Rolle Barrierefreiheit und technische Infrastruktur spielen, wird in Geschlechtssensible Sprache - Dialog auf Augenhöhe, einem Leitfaden der Gleichbehandlungsanwaltschaft (2021), erklärt.
Wer ist sichtbar, wer nicht?
BEISPIEL
In der Darstellung einer Familie bedeutet dies etwa, vielfältige Familienentwürfe zu berücksichtigen und auf eine unhinterfragte normative Darstellung einer bildungsaffinen, weißen Kleinfamilie mit einer leiblichen Mutter, einem leiblichen Vater und leiblichen Kindern zu verzichten.
Welche Familienentwürfe bleiben oft unsichtbar? Personen mit Care-Verantwortungen, Ein-Elternhaushalte, Familienmitglieder mit Behinderungen, BIPoC-Familien*, Queere Elternschaften, …
Themenspezifische Abbildungen können dann aufgebrochen werden, wenn etwa People of Colour** nicht nur zur Illustration mit Themenbezug Internationales oder Behinderung mit Themenbezug Inklusion verwendet, sondern als Teil unserer Wirklichkeit sichtbar gemacht wird.
Weitere Informationen und Links zu Bild-Plattformen teilt allcodesarebeautiful
Auf der Fotodatenbank Gesellschaftsbilder werden verschiedene Diversitätsaspekte perspektiviert.
* BIPoC steht für die Abkürzung Black, Indigenous und People of Colour,
** People of Colour beschreibt als analytischer und politischer Begriff die geteilte Erfahrung von Personen, die nicht weiß sind; weitere Informationen s. Link
Sprachleitfaden Inklusive Sprache
Eine einfache und leicht zugängliche Aufbereitung von inklusiver und gerechter Sprache bietet der Sprachleitfaden Inklusive Sprache – Was bedeutet das kurz erklärt? der Johannes Kepler Universität Linz (2020).
eAccessibility und Barrierefreiheit
Bilder und Videos werden dann zugänglicher, wenn sie mit alternativen Bildtexten und Untertiteln versehen werden.
Inhalte sind dann inklusiver, wenn Dokumente barrierearmer gestaltet und dadurch etwa für Personen, die assistierende Technologien verwenden, zugänglicher sind.
Assistive / assistierende Technologien sind technische Hilfsmittel wie bspw. Screenreader, die Personen mit Sehbeeinträchtigungen o.ä. unterstützen.
Weiter zu Hilfestellung Erstellung barrierefreier Dokumente
Digitale Barrierefreiheit bezieht sich auf technische und inhaltliche Anforderungen und berücksichtigt die Prinzipien der Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit, die in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definiert sind.
Weitere Infos zu eAccessibility und Barrierefreiheit an der BOKU: https://short.boku.ac.at/accessibility
Hilfreiche Links für die universitäre Lehre
In der TOOLBOX Gender und Diversity in der Lehre stellt die Freie Universität Berlin hilfreiche Informationen zu Gender- und diversitätsbewusster Sprache in der Lehre
sowie Gender- und diversitätsbewusste Verwendung von Bildern in der Lehre zur Verfügung.
Die Broschüre "trans. inter*. nicht-binär" befasst sich mit der Gestaltung von geschlechterreflektierten, respektvollen und diskriminierungskritischen Lehr- und Lernräumen an Hochschulen.
Das Handbuch Diversität in der Lehre berücksichtigen der TU Graz richtet sich an alle, die Wissen weitergeben und stellt die Frage, warum Diversität in der Lehre relevant ist.
Angabe von Titeln
Im Titel kann Geschlecht sichtbar gemacht werden.
BEISPIELE Dr. / Dr.in / Dr.x
Ausführungen des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung zur Berücksichtigung des Geschlechts in akademischen Titeln und in der Verleihungsurkunde.
Verwendung von Pronomen
Neben gebräuchlichen Pronomen sie / ihr oder er / ihm können auch weitere (Neo)Pronomen verwendet werden, wie etwa they / them, dey / deren, hen / hens, xier, keines, ...
Um entsprechend angesprochen und adressiert zu werden, kann eine Zusatzinformation in der Email-Signatur unterstützten.
BEISPIEL (Titel) Vorname Nachname (Titel) [ sie/ihr | she/her ]
BEISPIEL "Meine Pronomen: er/ihm. Bitte lassen Sie mich wissen, welche Pronomen Sie verwenden."
BEISPIEL „Ich freue mich über geschlechtsneutrale Anreden wie Guten Tag / Lieb* /
Sehr geehrt* / Hallo + Vorname Nachname“
BEISPIEL "Ich verwende keine Pronomen und werde gerne mit Namen angesprochen. Damit ich auch Sie in Zukunft richtig ansprechen kann, freue ich mich, wenn Sie mir Ihr Pronomen mitteilen.“
BEISPIEL (engl.): "I use Dx and they/them pronouns. Please let me know yours, thank you."
BEISPIEL (dt./engl.): [ Pronomen sie/ihr | Pronouns she/her ]
Verwendung und Aussprache von Namen
Die individuelle Verwendung von (Vor-)Namen kann von eingetragenen Namen in offiziellen Dokumenten abweichen. Um Personen entsprechend ihres Namens anzusprechen und auch schriftlich zu adressieren, kann auf die Angaben in der Signatur zurückgegriffen werden.
Zur korrekten Aussprache von Namen können Angaben in der Email-Signatur gemacht werden:
BEISPIEL "Korrekte Aussprache meines Namens" mit Verlinkung zu einer Tonaufnahme (bspw. Soundcloud)
BEISPIEL (engl.) "Pronounciation of my name accurately spelt" mit Verlinkung zu einer Tonaufnahme (e.g. Soundcloud)
Gestaltung von Moderationen
Moderator*innen von Podien, Workshops, Gremiensitzungen, Meetings etc. haben viele Gestaltungsmöglichkeiten, um auf eine gerechte und respektvolle Kommunikation in den Austausch- und Dialogformaten zu achten.
BEISPIEL Vorstellung
Bei Diskutant*innen am Podium können im Vorfeld Informationen eingeholt werden, wie die Personen gerne selber vorgestellt werden wollen.
Bei Vorstellungsrunden kann neben Name und Tätigkeit / Position auch das Pronomen genannt werden.
BEISPIEL Redezeit & respektvolle Kommunikation
Es kommt immer wieder vor, dass Einzelpersonen sehr viel Raum und Redezeit für sich beanspruchen, andere hingegen kaum zu Wort kommen. Die*der Moderator*in ist in der Position, ein Gleichgewicht herzustellen und kann den Rahmen für ein Podium / einen Workshop / ein Meeting / eine Gremiumssitzung etc. festlegen und ggf. jenen bewusst das Wort übergeben, die bisher weniger zu Wort gekommen sind.
Um Raum für eine respektvolle Kommunikation zu schaffen, kann die*der Moderator*in zu Beginn alle Anwesenden über allgemeine Kommunikationsregeln informieren und Impulse geben:
* Gesprächspartner*innen ohne Vorurteile begegnen
* sprechende Personen ausreden lassen, nicht unterbrechen
* keine negativen Kommentare, Belehrungen oder non-verbale Signale aussenden (Bsp. Augenverdrehen, Grinsen, Abwenden etc.)
* auf gleichberechtigte Redezeit achten
BEISPIEL Geschlechterbewusst sprechen
Begriffe wie Professor*in können mit einem "glottalen Stopp"* oder einer kurzen Pause ausgeführt werden, wodurch die Benennung aller Geschlechter bewusst hörbar wird. Die Verwendung neutraler Formulierungen entzieht sich der Zweigeschlechtlichkeit und adressiert alle Geschlechter, Bsp. Anwesende, Publikum, Teilnehmende.
Sollen dezidiert Frauen angesprochen werden, so kann die feminine Form gewählt werden, Bsp. Professorinnen, Studentinnen, Forscherinnen. Werden explizit Frauen und Männer adressiert, können beide Formen ausgesprochen werden, Bsp. Autorinnen und Autoren, Besucherinnen und Besucher. Behalten Sie dabei aber im Hinterkopf, dass Geschlechtsidentität nicht immer nach außen sichtbar und im Zweifelsfall eine geschlechterneutrale Ansprache zu bevorzugen ist.
* Der "glottale Stopp" wird in der Sprachwissenschaft auch Stimmritzenverschlusslaut genannt. Dieser kommt im Deutschen vor jedem Vokal (a, e, i, o, u, ä, ö, ü) am Wortanfang vor, aber auch innerhalb von Wörtern, etwa bei "aufessen" oder "beinhalten".
Angaben von Qualifikationen – ethnische Zugehörigkeit
Bei der Angabe von Qualifikationen ist es wichtig, diskriminierende Formulierungen zu vermeiden, die sich auf nationale, regionale oder ethnisch-kulturelle Zugehörigkeit beziehen.
BEISPIEL Sprachkenntnisse
Anstatt Formulierungen wie „Muttersprache Deutsch“, „Deutschkenntnisse auf muttersprachlichem Niveau in Wort und Schrift“ oder „perfekte Sprachkenntnisse“ (niemand spricht perfekt Deutsch!) zu verwenden, können präzise Angaben gemacht werden, welche Sprachkenntnisse tatsächlich für die jeweilige Stelle erwünscht sind:
* Sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift
* Exzellente Deutschkenntnisse
* Deutschkenntnisse eines C2 Niveaus
Das Niveau der Sprachkenntnisse muss den Anforderungen der Stelle entsprechen, eine in den Anforderungen höherwertige Stelle kann auch höherwertige Sprachkenntnisse verlangen.
Beispielsweise verlangen einfache handwerkliche Tätigkeiten ohne Kund*innenkontakt keine exzellenten Sprachkenntnisse, hier würden z. B. „gute Deutschkenntnisse“ genügen. Bei wissenschaftlichen Stellen mit Lehrverpflichtung können durchaus ausgezeichnete oder exzellente Deutsch- und Englischkenntnisse verlangt werden.
BEISPIEL Führerschein / erforderliche Fahrkenntnisse
Anstatt Formulierungen wie: “Österreichischer Führerschein B” oder “Austrian driving license B” können folgende Formulierungen verwendet werden:
* Führerschein/Lenkerberechtigung Klasse B
* entsprechender Führerschein zum Führen von mehrspurigen Kraftfahrzeugen in Österreich
Angaben von Qualifikationen – Lebensalter
Bei der Angabe von Qualifikationen ist es wichtig, diskriminierende Formulierungen zu vermeiden, die sich auf das Lebensalter beziehen.
BEISPIELE
Formulierungen wie "mehrjährige / langjährige Erfahrung" oder "Berufsanfänger*in" wird meist mit dem Lebensalter assoziiert und kann einzelne Personen von der Bewerbung ausschließen oder diskriminierend wirken.
Vorzugsweise eignen sich folgende Formulierungen:
* einschlägige / facheinschlägige Erfahrung
* fundierte / solide / ausgewiesene Erfahrung
Bei Ausschreibungen für Laufbahnstellen ist die Formulierung „mehrjährige wissenschaftliche Berufserfahrung“ möglich, da diese eine Voraussetzung für den – mit der Stelle in Verbindung stehenden – Karriereweg darstellt.
Formulierungen wie „young scientists“ oder “Wir sind ein junges Team“ könnten Personen mit einem höheren Lebensalter ausschließen, da sich beide Formulierungen auf das Lebensalter beziehen. Folgende Formulierungen eignen sich besser:
* junior scientists
* early researcher
* Wir sind ein vielfältiges Team
Angaben von Qualifikationen – Geschlecht
Bei der Angabe von Qualifikationen ist es wichtig, diskriminierende Formulierungen zu vermeiden, die sich auf das Geschlecht beziehen. Häufig eignet sich eine geschlechtsneutrale Formulierung oder die Verwendung des Gendersterns.
BEISPIELE
PC-Anwendungskenntnisse (statt PC-Anwenderkenntnisse)
Gutachtenprojekte (statt Gutachterprojekte)
Kund*innen, Stakeholder*innen, Projektpartner*innen
Dissertation (statt Doktorarbeit)
Meister*in-Prüfung (statt Meisterprüfung)
Englische Berufsbezeichnungen, die keine Anglizismen* sind, sind neutral und können als solche verwendet werden z.B. „System Engineer“, allenfalls ist der Zusatz „(m/w/d)“ möglich.
Gängige Anglizismen* werden gegendert, wie etwa Manager*in oder User*innen.
BEISPIEL Bewerbungsfoto
Bewerber*innen sollen vorurteilsfrei eingeschätzt werden. Das Aussehen der Bewerber*innen hat nichts mit den Qualifikationen zu tun. Bei der Auswahl sollen subjektive Kriterien ausgeschlossen sein, deshalb kann in der Ausschreibung KEIN Portrait der Bewerber*innen verlangt werden.
Der FührMINT Gender Decoder kann bei der Überprüfung gender-fairer Formulierungen in Ausschreibungstexten helfen.
Hinweise zu Biases im weiteren Verlauf des Bewerbungsverfahrens sind im Video Recruitment Bias in Research Institutes zu finden.
Die Universität Heidelberg stellt ein Online-Tutorial zu Gender-Bias im Bewerbungsverfahren zur Verfügung.
* Anglizismen bezeichnen Wörter und Wendungen, die aus dem Englischen übernommen sind.