BOKU-Studie zeigt auf, wie Wind, Feuer und Borkenkäfer Europas Wäldern zunehmend schädigen Der Klimawandel zeigt bereits deutliche Auswirkungen auf die Umwelt, wobei langlebige Ökosysteme wie Wälder von den klimatischen Änderungen besonders betroffen sind. Eine von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) geleitete internationale Studie konnte nun zeigen, dass Schäden durch Wind, Feuer und Borkenkäfer in Europas Wäldern stark zunehmen. „Störungen wie Windwürfe sind Teil der natürlichen Dynamik in unseren Wäldern und daher nicht generell schlecht für das Ökosystem Wald. In den letzten Jahrzehnten beobachten wir jedoch einen deutlichen Anstieg dieser Störungen, was für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes zunehmend zum Problem wird“ sagt Rupert Seidl, Leiter der in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlichten Studie. Die Autoren zeigen darin, dass die Waldschäden in Europa in den letzten 40 Jahren kontinuierlich angestiegen sind, auf im Schnitt 56 Millionen Kubikmeter Schadholz pro Jahr in der Periode 2002-2010 (das entspricht in etwa dem gesamten in den Wäldern der Bundesländern Vorarlberg und Burgenland stehenden Holzvolumen). Darüber hinaus lassen Szenarien für die kommenden Jahrzehnte ein weiteres Ansteigen von Waldschäden erwarten: Die Studie schätzt, dass sich derartige Störungen in Europa in den nächsten Jahren zusätzlich um fast eine Million Kubikmeter Schadholz pro Jahr erhöhen könnten. Dies entspricht einem weiteren Anstieg der Schadholzmenge um den durchschnittlichen Holzvorrat einer Waldfläche von 7000 Fußballfeldern pro Jahr bis 2030. Triebfeder hinter diesem Anstieg ist das erwartete Fortschreiten des Klimawandels: Ignorieren die Forscher diesen und füttern ihre Berechnungen mit gleichbleibenden Klimadaten aus der Vergangenheit, so ergibt dies stagnierende oder leicht sinkende Waldschäden für die Zukunft. Steigende Waldschäden fachen Klimawandel weiter an
Störungen im Wald haben einen starken Rückkoppelungseffekt auf den Klimawandel. Aktuell wirkt der europäische Wald dem Klimawandel entgegen, indem er große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Atmosphäre speichert. „Der Kohlenstoffverlust durch steigende Störungen könnte jedoch den positiven Effekt von Waldbewirtschaftung auf das Klima zunichtemachen“ sagt Werner Rammer, BOKU, ein Co-Autor der Studie. Die klimabedingt steigenden Waldschäden könnten somit wiederum das Fortschreiten des Klimawandels beschleunigen. Die Waldbewirtschaftung in Europa wird sich daher an steigende Waldschäden anpassen müssen, um weiterhin einer Vielzahl an Ökosystemleistungen für die Gesellschaft bereitstellen zu können, schließt die Studie. Im speziellen in Mitteleuropa, wo ein besonders hoher Anstieg von Waldschäden erwartet wird, werden Risikoüberlegungen eine zentralere Rolle in der zukünftigen Bewirtschaftung einnehmen müssen. Diesbezüglich zeigt die Studie, dass Maßnahmen wie zum Beispiel eine Erhöhung der Diversität im Wald oder optimierte Durchforstungsvarianten einen Kohlenstoff-Verlust abfedern können und so die Klimaschutzfunktion des Waldes unterstützen können. Link zum Artikel: http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2318

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