Herbizid mit gravierenden Nebenwirkungen auf Boden

Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide), wie sie in der Landwirtschaft oder in privaten Gärten häufig eingesetzt werden, beeinflussen nicht nur Nützlinge wie Regenwürmer und in Symbiose mit Pflanzen lebende Pilze (Mykorrhiza), sondern auch wichtige Ökosystemleistungen. Eine entsprechende Studie von Wissenschaftern der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) wurde soeben in „Scientific Reports“ publiziert.

Eigentlich sind Herbizide ja dazu gemacht, unliebsame Pflanzen zu eliminieren. Sie stören spezifische, nur in Pflanzen stattfindende Stoffwechselprozesse und lassen sie dadurch absterben. In Österreich wurden im Jahr 2012 ca. 1500 Tonnen an Herbiziden versprüht um Ackerunkräuter zu entfernen. Straßenränder und Bahndämme werden großflächig behandelt; aber auch private Gärten oder Kinderspielplätze werden damit unkrautfrei gehalten. Überraschenderweise ist über mögliche Nebenwirkungen dieser Herbizide auf sog. Nicht-Zielorganismen – also Tiere und Pflanzen die durch das Mittel nicht geschädigt werden sollen - nur sehr wenig bekannt.

Praxisorientierte Forschung
„Im Gegensatz zu vielen anderen Studien, die die Wirkung von Herbiziden auf Nicht-Zielorganismen im Labor in Petrischalen untersucht haben, verwendeten wir große Pflanzentöpfe mit Feldboden, Pflanzen, Regenwürmern, Pilzen und Mikroorganismen – sozusagen ein vereinfachtes Ökosystem", erklärt Florian Heigl, Mitarbeiter am Institut für Zoologie der BOKU und Teil des Forschungsteams.

Johann Zaller, Professor für Ökologie an der BOKU und Leiter des Forschungsteams, zu den Ergebnissen: "Das verwendete Unkrautvernichtungsmittel mit dem Hauptwirkstoff Glyphosat hatte in der vorgeschriebenen Dosis deutliche Nebeneffekte auf Bodenorganismen. Regenwürmer waren tendenziell dicker und weniger aktiv; die Besiedelung der Pflanzenwurzeln und des Bodens mit Mykorrhizapilzen war deutlich reduziert." Das ist von großer Bedeutung: Regenwürmer sind für die Durchlüftung und Fruchtbarkeit des Bodens wichtig und Mykorrhizapilze, die mit 80% aller Landpflanzen in Symbiose leben, schließen für Pflanzen schwer verfügbare Nährstoffe auf. 

Auch Ökosystemleistungen sind betroffen
Tatsächlich konnte in der Studie auch festgestellt werden, dass nach einem simulierten Starkregenereignis der Abfluss des Wassers beeinflusst war und große Mengen des Herbizids aus dem Versuchssystem ausgewaschen wurden. Wenn man bedenkt, dass mit dem Klimawandel eine Zunahme an Starkregenereignissen zu erwarten ist, würde dies mit einer Gefährdung benachbarter Gewässer einhergehen. Um derartige Prognosen anstellen zu können, bedarf es aber noch detaillierterer Studien im Feld.

Sorgsamer Umgang mit Herbiziden ist angemahnt
Mittlerweile häufen sich Studien über negative Effekte von Pestiziden auf Mensch und Umwelt – siehe als Beispiel auch Neonicotinoide und deren Auswirkungen auf Bienen. Prof. Zaller stellt abschließend fest: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum Herbizide auf Glyphosatbasis zur Behandlung von Straßendämmen, im privaten Garten oder gar auf Kinderspielplätzen eingesetzt werden sollen“. Und tatsächlich haben als Reaktion auf neuere Befunde mittlerweile schon mehrere Städte in Europa den Gebrauch von Herbiziden auf Glyphosat-Basis verboten.

Quelle:
Zaller, J.G., Heigl, F., Ruess, L., Grabmaier, A. (2014). Glyphosate herbicide affects belowground interactions between earthworms and symbiotic mycorrhizal fungi in a model ecosystem. Scientific Reports (Nature) 4, 5634.

Der Artikel zum freien Download: http://www.nature.com/srep/2014/140709/srep05634/full/srep05634.html

Kontakt / Rückfragen:
Prof. Dr. Johann G. Zaller
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Zoologie
1180 Wien, Gregor Mendel Straße 33
email: johann.zaller(at)boku.ac.at
Tel.: +43 1 476543205