24.10.2014 - Häufigerer Schimmelpilz-Befall bei Mais
Feuchter Sommer führt zu häufigerem Schimmelpilz-Befall von heimischen Maiskolben - mit ungewöhnlicher Pilz-Gift-Belastung
Aufgrund des verregneten Sommers und der Vorliebe von Schimmelpilzen für feuchte Verhältnisse gibt es heuer ein jetzt schon absehbares Problem mit Schimmelbefall, der bereits bei oberflächlicher Betrachtung wahrzunehmen ist. Besonders auffällig ist das vermehrte Auftreten von stark mit Schimmelpilz befallenen Maiskolben. Einige dieser Schimmelpilze sind in der Lage Pilzgifte, in der Fachsprache Mykotoxine genannt, zu produzieren. Diese können im Extremfall schon in geringen Mengen giftige, krebs- oder mutationsfördernde und auch hormonähnliche Wirkungen bei Mensch und Tier entwickeln. Mykotoxine werden von Gesundheitsexperten als eine der bedeutendsten Schadstoff-Gruppen in Lebens- und Futtermitteln eingeschätzt, und sind für die Gesundheit der Konsumenten deutlich gefährlicher als Pestizide. Wie erste, am Department IFA-Tulln (Universität für Bodenkultur Wien) durchgeführte Messungen im Oktober 2014 nun gezeigt haben, können die befallenen Maiskolben außergewöhnlich hohe Konzentrationen einzelner Giftstoffe enthalten. Einige dieser Mykotoxine treten in Österreich regelmäßig in geringen und für Menschen nicht gefährlichen Mengen auf. Die Forscher unter der Leitung von Prof. Rudolf Krska haben mit einer neuen Analysenmethode einen ganzem „Cocktail“ an Pilzgiften nachgewiesen, darunter einige Myktoxine, wie etwa Fumonisine, die für Österreich bisher untypisch waren.
Klimawandel bringt neue Schimmelpilze und Pilzgifte
Die Fumonisin-Mykotoxine waren bisher vor allem in mediterranen und tropischen Gebieten relevant, da sich die Schimmelpilz-Spezies, die diesen speziellen Giftstoff ausscheiden, nur bei höheren Temperaturen ausbreiten und wachsen können. Neben den Fumonisinen wurden fanden die BOKU-Forscher auch Pilzgifte, die von den Gattungen Penicillium und Alternaria gebildet werden und normalerweise in Österreich kein Problem darstellen. Das vermehrte Auftreten dieser sogenannten „Emerging Mycotoxins“ ist ein weiterer Hinweis dafür, dass die globale Klimaerwärmung und damit verbundene Wetterextrema auch auf dieser Ebene in Österreich angekommen ist und zukünftig großen Einfluss auf unsere Landwirtschaft haben wird.
Das Auftreten von Pilzgiften ist ein Problem, das schon seitJ ahrtausenden bekannt ist. Durch die globale Erwärmung und immer häufiger auftretende Wetterextreme ist die kontinuierlicheErforschung neuartiger Phänomene, wie beispielsweise das geschilderte Auftreten von Fumonisinen in hohen Konzentrationen, besonders wichtig. Basis für eine effiziente Lebens- und Futtermittelkontrollen sind leistungsfähige analytische Methoden, die in der Lage sind, neben allen gesetzlich regulierten Mykotoxinen auch andere, potentiell relevante Pilzgifte, mitzuerfassen. Ein Beispiel für ein derartiges Verfahren ist eine kürzlich am IFA-Tulln vorgestellte Methode, mit der die Forscher in der Lage sind, mehr als 400 natürliche Gifte gleichzeitig in etwas mehr als einer Stunde zu erfassen. Diese an der BOKU entwickelte, weltweit einzigartige Analysenmethode, soll auch Basis für die weitere Erforschung des Einflusses des Klimawandels auf die Lebensmittelsicherheit sein.
Generell sind Lebensmittel in Österreich sehr sicher, da die Europäische Union die weltweit striktesten Grenzwerte für Mykotoxine etabliert hat, um Konsumenten bestmöglich zu schützen. Des Weiteren gibt es ein engmaschiges Sicherheitsnetz, um sicherzustellen, dass kontaminiertes Getreide nicht in die Nahrungsmittelkette gelangt. Daher kann im aktuellen Fall eine unmittelbare Gefährdung für Verbraucher als höchst unwahrscheinlich bezeichnet werden. Krska empfiehlt allerdings besonders in Jahren wie dem heurigen, das Monitoring für Mykotoxine in Getreide und Mais auszuweiten sowohl hinsichtlich der Anzahl der Proben als auch in Bezug auf das Spektrum der Pilzgifte, das analysiert werden soll. Die Probleme für die Landwirtschaft werden allerdings nicht geringer: Ernteausfälle, die verringerte Qualität von Getreideprodukten sowie Schwächungen des Immunsystems von Nutztieren bis hin zur Futterverweigerung sind nur einige der Herausforderungen, denen sich der Agrarbereich hinsichtlich des vermehrten Auftretens von Mykotoxinen künftig stellen muss.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Univ.-Prof.Dr. Rudolf Krska
Department für Agrarbiotechnologie (IFA-Tulln)
rudolf.Krska@boku.ac.at
Tel 02272-66280-401 oder 0676-55 98 011