Allgemeine Informationen

Teilleistungen bilden eine zentrale Grundlage für die geistige Entwicklung des Menschen. Schwächen in diesen Bereichen können bereits in frühen Entwicklungsphasen auftreten und sich negativ auf motorische und sprachliche Fähigkeiten sowie später auf schulische Leistungen auswirken. Solche Beeinträchtigungen können in spezifischen Lernstörungen wie der Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) oder der Rechenschwäche (Dyskalkulie) münden. Teilleistungsschwächen stellen somit eine bedeutende Herausforderung im schulischen wie auch im universitären Umfeld dar, da sie den typischen Erwerb von Fertigkeiten erschweren. Wichtig ist dabei: Sie entstehen nicht durch mangelnde Intelligenz oder erworbene Hirnschädigungen.

Der Begriff Teilleistungsschwächen bezieht sich auf grundlegende Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen sowie auf die zugrunde liegenden Verarbeitungsprozesse zwischen Sinnesorganen, Gehirn und Motorik. Typische Anzeichen sind etwa Schwierigkeiten beim Erkennen oder Unterscheiden ähnlicher Buchstaben und Zahlen. Dabei darf dieser Begriff nicht mit den sogenannten Teilleistungen in prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen verwechselt werden.

Teilleistungsschwächen sind nicht auf das Kindes- oder Schulalter beschränkt, sondern können auch im Erwachsenenalter bestehen oder erneut in Erscheinung treten. Ihre Ausprägung ist individuell unterschiedlich und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst – etwa von früherer Förderung oder Vernachlässigung, der Wahl des Studienfachs, Stresssituationen wie Prüfungen oder äußeren Bedingungen wie Schriftart, Sprache oder Schreibmaterialien.

Unabhängig von terminologischen Unterschieden oder pädagogischen Ansätzen gelten Teilleistungsschwächen auch auf internationaler Ebene, beispielsweise durch die Vereinten Nationen, als anerkannte Beeinträchtigung. Daher ist es im Hochschulkontext von zentraler Bedeutung, sie im Sinne einer barrierefreien und chancengerechten Lehre zu berücksichtigen und angemessene Unterstützungsmaßnahmen bereitzustellen.

 

Wo liegen die Herausforderungen im Studium?

Im Studienalltag können Teilleistungsschwächen – je nach Art und Ausprägung – verschiedene Herausforderungen mit sich bringen. Wichtig ist: Teilleistungsschwächen bestehen unabhängig von der Intelligenz der betroffenen Personen. Daher ist es im Sinne der Barrierefreiheit notwendig, alternative Formen der Wissensvermittlung und Leistungsüberprüfung zu ermöglichen, wenn beispielsweise die bereiche Schrift und Grafik betroffen sind, um gleiche Lern- und Studienchancen zu gewährleisten. 

Zu den möglichen Schwierigkeiten zählen:

  • Rechtschreib- und Grammatikfehler, häufig unbewusst durch Unsicherheiten in der schriftlichen Ausdrucksfähigkeit
  • Unklare oder unvollständige Textstrukturierung, insbesondere bei eigenständig verfassten Arbeiten
  • Auslassen, Vertauschen, Hinzufügen oder Ersetzen von Wörtern, Wortteilen oder Zeichen; Verwechslungen innerhalb von Sätzen
  • Stockender Lese- oder Vorlesefluss sowie eine verlangsamte Lesegeschwindigkeit
  • Verlust der Leseposition, Verschwimmen von Textpassagen, Zeilen oder Zeichen
  • Erschwertes Textverständnis, vor allem unter Zeitdruck oder bei komplexen Inhalten
  • Schwierigkeiten beim Wiedergeben gelesener Inhalte, beim Erkennen von Zusammenhängen oder beim Ableiten von Schlussfolgerungen
  • Verwendung von Allgemeinwissen statt der tatsächlich im Text enthaltenen Informationen bei der Beantwortung von Fragen
  • Verständnis mathematischer Prozesse, das jedoch schriftlich nicht adäquat wiedergegeben werden kann
  • Eingeschränkte Koordination bei gleichzeitig gesteuerten Bewegungen (z. B. beider Arme oder Beine)
  • Beeinträchtigungen in der Wahrnehmung und Darstellung von Zeichnungen oder grafischen Elementen

 

Wie kann die Universität unterstützen?

Zur Unterstützung von Studierenden mit Teilleistungsschwächen können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

In der Lehrveranstaltung

  • Audio- und Videoaufzeichnungen der Lehrveranstaltungen zur Nachbereitung
  • Digitale Bereitstellung von Lern- und Lehrmaterialien, idealerweise bereits vorab
  • Angepasstes Layout der Unterlagen nach individueller Absprache (z. B. Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand)
  • Verlängerung von Abgabefristen bei schriftlichen Arbeiten oder Projekten

     


Bei Prüfungen

 

  • Zeitverlängerung bei schriftlichen oder digitalen Prüfungen (Zeitzugabe + 50 %)
  • (Wenn möglich) Kombination von schriftlicher und mündlicher Prüfung (Zwei-Kanal-Prinzip): So kann neben der schriftlichen Darstellung auch das fachliche Verständnis mündlich überprüft werden
  • Einsatz technischer Hilfsmittel (Computern mit Rechtschreibprüfungen, Vorlese- oder Diktierprogrammen)
  • Klare Strukturierung und Formatierung (kurze Sätze, Änderung von Schriftgröße, Kontrast, Zeilenabstand etc.

Arbeiten am Computer

 

  • Nutzung von Rechtschreib- und Grammatikprüfung
  • Flexible Anpassung des Layouts (z. B. Schriftgröße, Zeilenabstand, Hintergrundfarbe)
  • Unleserliche Handschrift stellt kein Bewertungskriterium dar
  • Verwendung eines Taschenrechners, ggf. mit eingeschränkten Funktionen auf Grundrechenarten
  • Einsatz individuell bevorzugter Schriftarten oder Layouts
  • Verwendung von Wörterbüchern oder Hilfssystemen
  • Rechtschreib- und Grammatikfehler fließen nicht in die Leistungsbewertung ein, sofern sie nicht prüfungsrelevant sind