Einige Wildtierarten können sich erfolgreich an städtische Umgebungen anpassen. Um potenzielle Konflikte dieser Arten mit Menschen oder deren Haustieren zu vermeiden, ist ein besseres Verständnis über das Vorkommen von Wildtieren im urbanen Raum erforderlich. Herkömmliche Monitoring-Methoden sind jedoch oft unzureichend, da viele Privatgrundstücke nicht zugänglich sind.
In dieser Studie analysieren wir Meldungen von Europäischen Igeln (Erinaceus europaeus bzw. E. roumanicus) und Dachsen (Meles meles), die im Rahmen zweier langfristiger Citizen-Science-Projekte in der Stadt Wien, Österreich – stadtwildtiere.at und roadkill.at – gesammelt wurden, um Habitatpräferenzen und potenzielle ökologische Wechselwirkungen zu untersuchen.
Wien hat rund 2 × 10⁶ Einwohner und umfasst eine Fläche von 415 km², von der 50 % aus Grünflächen bestehen, darunter Wälder, Parks und private Gärten. Zwischen 2012 und 2023 wurden insgesamt 356 Igel- und 918 Dachsbeobachtungen gemeldet. Die Sichtungen beider Arten standen in positiver Beziehung zu einer Mischung aus versiegelten bzw. bebauten Flächen und Grünräumen mit Wiesen und Sträuchern.
Dagegen waren Sichtungen beider Arten negativ mit Ackerland assoziiert – höchstwahrscheinlich aufgrund der Meidung offener Landschaften, reduzierter Nahrungsverfügbarkeit oder schlicht deshalb, weil beide nachtaktiven Arten auf dunklem Ackerland schwerer zu entdecken sind. Je steiler die Hangneigung eines Habitats, desto weniger Igel wurden gemeldet, während für Dachse in Gebieten mit einem Bebauungsanteil von über 15 % ein positiver Zusammenhang zwischen Hangneigung und Meldungen beobachtet wurde.
Insgesamt wurden kaum Igelmeldungen in Gebieten verzeichnet, in denen Dachse gemeldet wurden. Wir schließen daraus, dass Citizen-Science-basierte Wildtierbeobachtungen eine wertvolle Datenquelle darstellen, um Mensch–Wildtier-Interaktionen besser zu verstehen, und somit als Modell für andere urbane Räume und Arten dienen könnten.
Early amphibian colonizers of man-made mini-ponds: first results of a citizen science experiment
CC0 Divebabs/AmphiBiom
Beteiligte BOKU Autor*innen: Janette Siebert, Stephan Burgstaller, Yurii V. Kornilev, Maria M. Krall, David Hamernik, Janis Kremser, Anna Loupal, Magdalena Spießberger, Johann G. Zaller, Wolfram Graf, Daniel Dörler, Florian Heigl, Lukas Landler
Der Verlust geeigneter Laichhabitate bedroht Amphibien weltweit. Die Anlage künstlicher Teiche kann daher eine erfolgreiche Schutzmaßnahme sein, um dieser Bedrohung entgegenzuwirken. In diesem Experiment haben wir mithilfe eines Citizen-Science-Ansatzes Miniteiche in privaten Gärten angelegt und die Teilnehmer:innen gebeten, die Aktivität der Amphibien zu beobachten. Insgesamt 302 Mini-Teiche aus Polyethylen (120 L × 90 B × 40 T cm) wurden Citizen Scientists im gesamten Verbreitungsgebiet der Zielart, der Europäische Wechselkröte (Bufotes viridis), in Österreich zur Verfügung gestellt. Im ersten Jahr des Experiments (2024) konnten B. viridis und zwölf weitere Amphibienarten an 38 % der überwachten Standorte nachgewiesen werden. In 10 % der Miniteiche wurden Anzeichen für die Fortpflanzung von Amphibien festgestellt. Bayessche Besatzmodelle zeigten Erkennungswahrscheinlichkeiten, die mit denen anderer Studien übereinstimmen. Wir gehen davon aus, dass mit der Zeit mehr Amphibien die Miniteiche entdecken und sie zur Fortpflanzung nutzen werden. Unser Experiment zeigt, dass die Anlage relativ kleiner Teiche eine vielversprechende Methode zur Unterstützung und Überwachung von Amphibienpopulationen ist.
Viele Vogelarten haben den Beginn ihrer Brutsaison als Reaktion auf den Klimawandel vorverlegt. Die Dauer der Brutsaison und wie sie vom Klimawandel beeinflusst wird, sind jedoch deutlich weniger untersucht, obwohl sie für das Wiederbrutpotenzial eine wichtige Rolle spielen. Wiederbruten umfassen sowohl die Ersetzung eines fehlgeschlagenen Brutversuchs als auch mehrfache erfolgreiche Bruten innerhalb einer Saison und können somit die Fitness beeinflussen. Einige Arten profitieren von einem früheren Brutbeginn durch ein höheres Wiederbrutpotenzial, während andere Arten auch das Ende der Brutsaison vorverlegen, wenn sich die Brutbedingungen verschlechtern.
In dieser Studie untersuchten wir, wie Temperatur, Niederschlag und Schneeverhältnisse den Beginn, das Ende und die Dauer der Brutsaison eines kälteangepassten Hochgebirgsliedvogels beeinflussen. Mithilfe von verallgemeinerten additiven Modellen und über 12.000 Citizen-Science-Beobachtungen von Schneeammern (Montifringilla nivalis) schätzten wir die Brutphänologie zwischen 2006 und 2021. Unsere Ergebnisse zeigen, dass höhere Temperaturen vor der Brutsaison und geringere Niederschläge im April mit einem früheren Brutbeginn verbunden waren. Später in der Saison führten jedoch höhere Temperaturen zu einem früheren Ende der Brutsaison und damit zu einer verkürzten Brutperiode.
Trotz der Anpassung des Fortpflanzungszeitpunkts an die vorherrschenden Umweltbedingungen stiegen die Durchschnittstemperaturen während der Brutsaison im 16-jährigen Untersuchungszeitraum an. Daher müssen Schneeammern in höhere Lagen ausweichen, um vergleichbare thermische Bedingungen beizubehalten. Diese Studie verdeutlicht die komplexe Beziehung zwischen Phänologie und Umweltbedingungen und zeigt, wie stark sich die Brutbedingungen für Hochgebirgsarten derzeit verändern.